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Millionen Deutsche öffnen dem Faschismus die Tür

Es wird Zeit, die Realität anzuerkennen: Irgendwo zwischen fünf und zehn Millionen wahlberechtigte Deutsche sind bereit, dem Faschismus wieder die Tür zu öffnen, wenn er im bürgerlichen Gewand an diese klopft. Natürlich würden sie genau das bestreiten – aber das hat Methode. Sie sind Rassisten und behaupten, sie wollten doch nur nicht, dass unsere Identität verloren geht. Sie sind Nationalisten und behaupten, sie wollten nur keine übergriffige Bürokratie aus Brüssel. Sie sind homophob und behaupten, sie wollten nur die traditionelle Familie schützen. Sie sind antisemitisch und behaupten, sie wollten das christlich-jüdische Abendland schützen. Sie sind Antidemokraten und behaupten, sie wären die einzig wahren Demokraten. Sie denken totalitär und behaupten, sie stünden in der Tradition von Freiheitskämpfern wie den Geschwistern Scholl oder wären selber Opfer, die bald den Judenstern tragen müssten. Sie sind antiwestlich und antiamerikanisch und behaupten, sie wollten nur nicht von den „Kriegshetzern“ in einem Krieg gegen Russland getrieben werden. Sie hassen die Meinungsfreiheit und behaupten, sie wären die letzten Kämpfer für die Meinungsfreiheit. Sie behaupten, sie würden gegen Tabus kämpfen, verschweigen aber, dass sie nur gegen die Tabus der offenen Gesellschaft ins Felde ziehen, um später ihre eigenen – totalitären, antidemokratischen, menschenverachtenden – Tabus durchzusetzen. Sie behaupten, sie würden für die Freiheit kämpfen, meinen damit aber nur ihre eigene Freiheit, andere zu diskriminieren und ihre Ansichten mit aller Brutalität durchzusetzen. In Wahrheit sind sie die größten Gegner der Freiheit, in ihrem Denken deutlich näher an islamistischen Hasspredigern als an der Gemeinschaft der Demokraten.

Man könnte nun jeden dieser Punkte wieder en detail erklären, sich an Aufklärung versuchen. Das bringt allerdings gar nichts mehr. Hans-Olaf Henkel habe ich schon 2011 gewarnt, sich mit Rechten wie Beatrix von Storch abzugeben. Die AfD nenne ich seit 2014 rechtsradikal. Das Treiben des Focus rund um Michael Klonovsky habe ich 2014 öffentlich gemacht. Die Wuzeln der Neuen Rechten und Parallelen von Pegida, AfD und Co zu den Faschisten der 1920er zeige ich seit langem immer wieder auf. Auch viele andere Autoren oder etwa die Wissenschaftler der „Mitte-Studien“ beschreiben die Entwicklungen seit langem. Die Reaktion: Man soll mal nicht so hysterisch sein. Das zeigt deutlich: Es gibt kein Erkenntnisproblem. Es gibt ein bürgerliches Realitätsakzeptanzproblem. Weil man einfach nicht glauben will, dass es tatsächlich Menschen mit bürgerlichem Auftreten geben könnte, Menschen aus dem eigenen Freundes- und Bekanntenkreis gar, die ernsthaft die Errungenschaften der liberalen Demokratie in Frage stellen würden.

Dabei ist es eigentlich ganz einfach: Wer rechtsradikal formuliert und wählt, ist rechtsradikal. Niemand von klarem Verstand wählt doch eine Partei, die das System in Frage stellt, nur weil ihm eine demokratische Entscheidung nicht passt. Und niemand von klarem Verstand wähl eine Partei, deren Spitzenkandidat mehr als einmal mit Haftbefehlen konfrontiert war. Außer, man hat es eben nicht so mit Gesetzestreue, weil man glaubt, in einem Unrechtsregime zu leben. Um es noch einmal klar zu sagen: Wer die AfD wählt oder zu einer Pegida-Demo geht, weiß, dass er sich zu bewusst zu Rassismus, zum Hass auf das demokratische System, zur Begeisterung für einen Antisemiten wie Viktor Orban und zu Schüssen auf Frauen und Kinder an deutschen Grenzen bekennt. Wer diesen Schritt tut, stellt sich freiwillig außerhalb der Gesellschaft, die er so tief verachtet für ihre lähmenden demokratischen Prozesse, für ihre Buntheit, für ihre Offenheit. Diese Menschen wählen die AfD nicht trotz der regelmäßigen Ausfälle gegen die Grundrechte, gegen die Pfeiler unserer Verfassung, sondern wegen dieser. Die Mehrheit der Bürger denkt nicht so. Aber sie schläft tief und fest und ist nicht bereit, den hingeworfenen Fehdehandschuh aufzunehmen. Denn um einen bürgerlichen Diskurs, um den reinen Austausch von Meinungen geht es schon lange nicht mehr. Man geht ja auch nicht mit einem Messer zu einer Schießerei. Wir müssen hart bleiben bei der Verteidigung unserer liberalen Werte, statt sie ihren Gegnern wehrlos zum Fraß vorzuwerfen. „Kein Fußbreit den Faschisten“, dieser Spruch muss nun auch für alle Demokraten aus der liberalen Mitte endgültig zum Leitmotiv werden.

Es wird Zeit, das Offensichtliche endlich anzuerkennen und nicht mit Umdeutungen wegzudiskutieren. Längst haben die Feinde der offenen Gesellschaft die Masken fallen lassen – man muss sie nur beim Wort nehmen. Wenn wir den IS-Propagandisten glauben, dass sie uns allen die Köpfe abschneiden wollen, sollten wir den Rechtsradikalen auch glauben, dass sie unsere offene Gesellschaft in eine Autokratie umbauen wollen, selbst wenn sie das noch Demokratie nennen würden. Das tun Putin, Orban und Erdogan ja auch. Wir müssen uns zur Wehr setzen, Grenzen definieren, die Demokratiefeinde stellen, bevor aus den über 20 Prozent, die alleine die AfD in Sachsen-Anhalt holen wird, 50 Prozent werden und nur noch die Auswanderung bleibt.

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151 Gedanken zu “Millionen Deutsche öffnen dem Faschismus die Tür;”

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    @ NB
    Während wir hier für Demokratie und die FDP kämpfen, wollen Sie Identitäten freilegen, wie niedrig.
    Wir haben hier immer um Demokratie diskutiert.

    @KJN
    Papier ist geduldig. Meine Großeltern hatten das definitiv nicht gelesen. Einer hat Hitler gewählt, drei nicht.

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    Wo ist denn jetzt der Unterschied zwischen rechtsradikal und rechtsextrem?

    Gauland würde ich nicht rechtsradikal nennen; den ausdruck würd eich für Nazis vorbehalten. Aber vielleicht irre ich mich da; ich weiß nicht viel von ihm. Es ist grundsätzlich möglich, dass diese Partei in Programmatik + Personal rechtsradikal geworden ist. Diese Partei kommt für mich sowieso nicht infrage. Die Aufmerksamkeit, der sich die AfD erfreut, würde ich eher auf die Prozesse innerhalb der noch immer deutlich größeren Parteien – insb. CDU/CSU, richten. Hier liegt die Macht, und hier kann auch ein Problem entstehen.

    Ich argumentiere aber hier nur gegen die Ansicht, dass alle AfD-Wähler rassistisch sind bzw. durch ihre Wahl zu Rassisten werden. Oder dass sie Rassismus in Ordnung finden („billigen“). Der Rassismus der AfD hält sie jedenfalls nicht davon ab, diese Partei zu wählen; soviel kann man generalisierend sagen. Mehr aber nicht.

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    Bei der Partei „die Linke“ gibt es eine kommunistische Plattform; ich kenne Leute, die diese Plattform explizit ablehenen, aber trotzdem „die Linke“ wählen (oder gewählt haben). Diese Leute unterstützen die „kommunistische Plattform“ nicht, das haben sie mir glaubhaft versichert. Nehmen sie die „Plattform“ billigend in Kauf? Ich weiß nicht. Billigend sicher nicht, sie sind ja explizit dagegen! In Kauf nehmen aber schon, ja.

    An diesem Wahlverständnis gibt es nichts auszusetzen.
    Man wählt ein bestimmtes Bündel an Aussagen und Personen. Dieses Bündel sollte einem besser gefallen als die anderen Bündel. Oder wenigstens sollte eine bestimmte Aussage innerhalb des Bündels derartig wichtig erscheinen, dass man dieser einen Aussage alle anderen Aussagen unterordnet.

    Das ergibt sich aus unserem Wahlrecht. Die Alternative dazu sind Volksabstimmungen. Da kann man dann gezielt und unmissverständlich wählen. Bei einer Parteienwahl wählt man aber eben Bündel, und vieles bleibt offen. Und das ist vom Konzept so gewollt; als eine Art Sicherung. Und so sitzen die Wahlforscher nach jeder Wahl im TV und drehen jedes Steinchen dreimal um, um nachzusehen, warum „der Wähler“, den es doch gar nicht gibt, so gewählt hat, wie er gewählt hat.

    1. avatar

      Herr Ziegler,

      die AfD ist auch ohne ihre noch radikaleren Flügel rechtsradikal. Oder wie nennen Sie Führungskräfte wie Höcke, Gauland, Poggenburg, wenn nicht rechtsradikal? Die Patriotische Plattform ist sogar rechtsextrem zu nennen…

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    @Parisien
    „Hitler hatte weder seine Ermächtigung, noch den Genozid an den Juden, nosh die Überfälle auf Holland, Frankreich und Polen im Wahlprogramm stehen. Es gibt nicht mal ein Schriftstück mit seiner Unterschrift für die “Endlösung.”
    Ähm, lieber Parisien.. Sie kennen aber schon seinen Bestseller? Kann sein, daß den ’niemand gelesen hat‘ aber jmd. wird schon gewusst haben, was da drin steht.

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    Pacman arbeitet außerdem mit den G-escheiterten zusammen. In den Gymnasien ist das Der G-Zweig=Gesellschaftswissenschaften. Dort landen die, die weder MINT noch Sprachen können, und von denen (Deutsch 3, Englisch 3, Französisch 4, Mathe 4, Chemie 4, Physik 5) landen sehr viele später im Lehrerberuf oder in der Politik.
    Pacman arbeitet mit einem mehrfach nicht gewählten MP vom Saarland und vorübergehend mit einem abgewählten MP von NRW, hat einen MP von BW, den die Leute nicht mehr wollten, nach Brüssel „befördert“ und einen fast gewählten, aber nicht ganz gewählten Kanzlerkandidaten (2002) ebfs.
    So werden wir also regiert. Die machen dann, was man erwarten kann: Ihre Pfründe verwalten. Notfalls mit Neubürgern.

    Wenigstens brauchen wir eine fette Oppositionsbank, wenigstens das.

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    „Rassismusmaschine“

    Nicht meine Erfindung. Es gab sie. Die subjektive Motivation bzw. Intention, sie zu betanken, mag Autobahn – Arbeit, Brot, Ordnung usw. – gewesen sein. Was dabei „hinten raus“ kam, wissen wir.

    Und: Von Ihnen weiß ich auch nur das, was ich von Ihnen hier lese. Wenn Sie nicht Herr Ziegler, sondern Frau Ziegler oder Herr Meyer sind, ist mir das auch recht. Aber wenn Sie in meinem Falle ein Problem damit haben – ich fliege übers WE nach München. Am Montag werden Parisien und ich dann hier wechselseitig unsere Identität bezeugen.

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    @ Peeka
    In den US gibt es drei weitere Parteien mit über 75000 Wählern (big deal). Die größte hiervon, die Libertarian Party, kam 2012 auf ca. 1% mit Gary Johnson. Deren Wähler sind an keiner Verfehlung schuld, das ist klar. Manche gehen aber auch gleich gar nicht zur Wahl und wissen nicht einmal, dass diese Möglichkeit existiert (die dritte Partei).
    Wir sind in etwa auf diesem Weg gewesen. Pacman (Mrs. Mörkel) fraß erst die SPD und dann die FDP. Die CSU bleibt Pacman meistens im Hals stecken. Bei schwarz-grün im BT wird Pacman die Grünen verschlingen.
    Diese Entwicklung kann man kaum als Demokratie bezeichnen, und der Wähler kann hierfür nicht verantwortlich gemacht werden.
    Die unüberschaubare Wählerschaft der AfD, keineswegs alle rechts, wollen auch die Selbstgewissheit der alternativlosen CDU/SPD unter Pacman erschüttern. Diese Intention ist nachvollziehbar. Eine sichtbare Opposition kann die Demokratie noch retten.
    Der amerikanische Wähler ist hier unterbelichtet.
    Der klügere Wähler heute weiß, dass er sich eine Opposition züchten muss, am besten aus AfD, Alfa, FDP
    und Linken, damit wieder ernstzunehmende BT-Debatten stattfinden.
    Pacman winkt nicht nur an der Grenze durch, sondern auch im Parlament, was effektiv nah an Diktatur ist. Die Grünen sind keine Opposition, das Pacman sie auf dem Koalitionskalender bzw. Speiseplan hat.

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    Vielleicht ein Gedanke noch:
    Wenn wir die Demokratie, die Agora ernst nehmen, dürfen Nicht-Rassisten natürlich kein AfD wählen, weil sie sich eben als rassistisch geoutet hat, auch und gerade aus taktischen Gründen nicht.
    Auch wenn sich der Wähler nicht mehr als Souverän fühlt (immer nur das kleinere Übel wählen können, alternativlose Merkel), bei der Abwahl der AfD ist er Souverän. Und dann muss man weiter sehen (aber das muss man ja immer).

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    @ Peeka
    „Zumindest ist jeder für die Politik verantwortlich, die die Partei seiner Wahl im Wahlprogramm angekündigt hat.“

    Ja. Daher war ich 2013 nicht wählen. Für Frau Dr. Merkel will ich nicht verantwortlich sein. Die FDP hatte eine Prognose unter 5%.

    Wofür der Wähler aber nicht verantwortlich ist: Wenn er von seiner Partei betrogen wird.

    Das ist schlüpfriger Grund, denn Hitler hatte weder seine Ermächtigung, noch den Genozid an den Juden, nosh die Überfälle auf Holland, Frankreich und Polen im Wahlprogramm stehen. Es gibt nicht mal ein Schriftstück mit seiner Unterschrift für die „Endlösung.“

    Fazit: Oben wird entschieden, der Bürger wird verantwortlich gemacht als Ganzes.

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    OT: Wussten Sie das?:
    „Dass sich ausländische Intellektuelle wie der französische Philosoph Bernard-Henri Lévy in österreichische Angelegenheiten eingemischt hätten, nachdem die FPÖ im Februar 2000 in die Regierung eingetreten sei, habe ihn, Handke, empört: «Wir Österreicher machen das unter uns aus – und wir werden das schon selbst schaffen. Da bin ich Patriot.»“

    Ein Staat, in den sich selbiger Intellektuelle eingemischt hat, liegt in Trümmern am Boden (Libyen).

    http://achgut.com/artikel/ster.....afte_wesen

    Im Übrigen fand ich Westerwelle gar nicht so verkehrt.

  11. avatar

    (Lieber Herr Giesa, nehmen Sie bitte den 2. Text, in den ersten habe ich zuviel kursiv gesetzt. Sozusagen in Solidarität unter Pluralisten? Vielen Dank!)

    @Roland Ziegler
    Danke für Ihre ruhige philosophische Begriffsarbeit. Das bringt uns weiter. Rassist ist jemand der Schwarze, Juden, Araber, Weiße, Aborigines, Indianer aufgrund ihrer Rasse – oder dem, was er sich darunter vorstellt (= Projektion) – hasst. (Und nicht aufgrund ihrer Religion, z.B. Muslime.)
    Man kann es als als verengtes Menschenbild, vielleicht als Wahrnehmungsstörung bezeichnen.
    Also kann ich – natürlich – AfD wählen, ohne Rassist zu sein. Sogar Mitglied der SS gewesen sein, ohne Rassist zu sein. Sondern einfach Egoist, Karrieregeil, welches Kalkül dahinter auch immer steckt. Wernher von Braun war kein Rassist.
    Der Gedanke von peeka..
    “Das Wesen der Demokratie beinhaltet aber eine höhere Verantwortung für den Einzelnen als das einer Diktatur.”
    .. führt direkt zu Kants Imperativ. (Handle stets so, daß.. Sie wissen schon.)
    Der deutsche Oberphilosoph will damit à la longue den Menschen komplett in die Gruppenverantwortung ziehen, also den freien Willen und die Affekte in eine Gruppenverantwortung einbinden. Denken Sie an Gaucks verschwurbelte ‘Freiheit zur Verantwortung’, die so verständlich wird.
    So entsteht politisches Denken, letztlich eine Politsphäre, abgekoppelt vom Individuum, weil sie jedem Einzelnen die Komplettverantwortung für die Gesellschaft, in der er lebt, per se überträgt. Der freie Wille (stets Möglichkeit zur Wahl zwischen Gut und Böse) soll damit ausgeschaltet werden. Natürlich zum ‘Guten’ hin. Letztlich führt so Kants Imperativ zunächst zu einer totalitären Öffentlichkeit, Agora – wogegen zunächst (sozusagen als Religionsersatz) nichts einzuwenden wäre. Leider ist genau dieser zunächst nur öffentliche Totalitarismus beliebig skalierbar, hin zu ‘alles Private ist politisch, alles politische privat’. Das hat jedoch, wie die Geschichte zeigt, noch nie etwas böses verhindert, sondern ganz klar befördert. Daher sage ich: Finger weg vom Menschen. Oder gute alte scholastische, aristoteleische, thermodynamische Weltsicht. Das Böse stabilisiert das Gute – das Individuum entscheidet immer selber zwischen gut und böse, soll aufgrund eigener Wahrnehmung und Abwägung entscheiden. Das ist das beste Antidot gegen einen neuen Hitler. Und keine vorschnellen (einschüchternden) Zuweisungen. Ich hatte bereits früher darüber nachgedacht, weil ich – lange ist es her – mal Kontakt zuleiten aus K-Gruppen hatte. Die ticken genau nach Kant. Nochmal danke – habe begriffen, was dahinter steckt.

    Das, was hans da bringt (Es gibt keinen Rassismus.. weil es keine Rassen gibt) ist Vulgärscholastik: Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Eher niedlich.

  12. avatar

    @Roland Ziegler
    Danke für Ihre ruhige philosophische Begriffsarbeit. Das bringt uns weiter. Rassist ist jemand der Schwarze, Juden, Araber, Weiße, Aborigines, Indianer aufgrund ihrer Rasse – oder dem, was er sich darunter vorstellt (= Projektion) – hasst. (Und nicht aufgrund ihrer Religion, z.B. Muslime.)
    Man kann es als als verengtes Menschenbild, vielleicht als Wahrnehmungsstörung bezeichnen.
    Also kann ich – natürlich – AfD wählen, ohne Rassist zu sein. Sogar Mitglied der SS gewesen sein, ohne Rassist zu sein. Sondern einfach Egoist, Karrieregeil, welches Kalkül dahinter auch immer steckt. Wernher von Braun war kein Rassist.
    Der Gedanke von peeka..
    „Das Wesen der Demokratie beinhaltet aber eine höhere Verantwortung für den Einzelnen als das einer Diktatur.“
    .. führt direkt zu Kants Imperativ. (Handle stets so, daß.. Sie wissen schon.)
    Der deutsche Oberphilosoph will damit à la longue den Menschen komplett in die Gruppenverantwortung ziehen, also den freien Willen und die Affekte in eine Gruppenverantwortung einbinden. Denken Sie an Gaucks verschwurbelte ‚Freiheit zur Verantwortung‘, die so verständlich wird.
    So entsteht politisches Denken, letztlich eine Politsphäre, abgekoppelt vom Individuum, weil sie jedem Einzelnen die Komplettverantwortung für die Gesellschaft, in der er lebt, per se überträgt. Der freie Wille (stets Möglichkeit zur Wahl zwischen Gut und Böse) soll damit ausgeschaltet werden. Natürlich zum ‚Guten‘ hin. Letztlich führt so Kants Imperativ zunächst zu einer totalitären Öffentlichkeit, Agora – wogegen zunächst (sozusagen als Religionsersatz) nichts einzuwenden wäre. Leider ist genau dieser zunächst nur öffentliche Totalitarismus beliebig skalierbar, hin zu ‚alles Private ist politisch, alles politische privat‘. Das hat jedoch, wie die Geschichte zeigt, noch nie etwas böses verhindert, sondern ganz klar befördert. Daher sage ich: Finger weg vom Menschen. Oder gute alte scholastische, aristoteleische, thermodynamische Weltsicht. Das Böse stabilisiert das Gute – das Individuum entscheidet immer selber zwischen gut und böse, soll aufgrund eigener Wahrnehmung und Abwägung entscheiden. Das ist das beste Antidot gegen einen neuen Hitler. Und keine vorschnellen (einschüchternden) Zuweisungen. Ich hatte bereits früher darüber nachgedacht, weil ich – lange ist es her – mal Kontakt zuleiten aus K-Gruppen hatte. Die ticken genau nach Kant. Nochmal danke – habe begriffen, was dahinter steckt.

    Das, was hans da bringt (Es gibt keinen Rassismus.. weil es keine Rassen gibt) ist Vulgärscholastik: Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Eher niedlich.

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    „Aber wäre es nicht besser, die Liberalen würden sich über Ausgrenzungen und Etikettierungen definieren?“
    Stuss- natürlich das Gegenteil, eben nicht über Ausgrenzung.

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    Wenn ich die Strategie der Rechten verstehe, besteht sie aus Polarisierung, Ausgrenzungen, Vorwürfen und Etikettierungen. Wer für Gebetsräume ist, ist für Islamisierung. Wer Schweinefleisch nicht vermisst, gibt seine Kinder zur Vergewaltigung frei. Wer nicht auf Leute schießen will, mag das Abendland nicht. Bei Linken ist TTIP gleich Hass auf Arbeiter, ein Benz ein Bekenntnis zu Kinderarbeit. Auch hier Polarisierung, Ausgrenzung und Etikettierung.
    Es geht mir nicht um die Bewertung der AfD und ihrer Protagonisten, auch nicht um ihre Inhalte. Aber wäre es nicht besser, die Liberalen würden sich über Ausgrenzungen und Etikettierungen definieren? Was ist denn an einer Gesellschaft so besonders offen, wenn ihre Verteidiger im Stil die Gegner kopieren. What`s the diffrence? Wo fängt Igitt an, wo hört es auf? Ich denke da an den großen Vorhautkrieg von 2012.
    „…so einfach…“ – Millionen Menschen stempeln. Ist das liberaler Stil?

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    Irgendwie scheint man sich an der Frage festzubeißen, ob man Rassist ist, wenn man eine rassistische Partei wählt. Die Antwort ist ein klares Nein-Aber. Man kann nicht zwingend daraus schließen, daß ein Wähler die rassistischen Inhalte und Ziele, für die die Partei steht, teilt – wohl aber, daß er sie billigend in Kauf nimmt. (Eine solche „Sei’s drum“-Haltung wertet die deutsche Rechtsprechung übrigens als Vorsatz.)

    Bezogen auf die AfD ist ja nun hinlänglich dokumentiert, welche Äußerungen ihr Führungspersonal tätigt bzw. unkommentiert läßt. Zu sagen, man habe nicht gewußt, welche Leute man durch seinen Stimmzettel auf die Posten hievt, kann man nicht mehr gelten lassen. Entweder teilt man als Wähler diese Ansichten oder nimmt sie billigend in Kauf.

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    Nora Brunn; Michael Borch – mir sagen beide Namen überhaupt nichts. Worum geht es denn da? Sind Sie Herr Borch, Frau Brunn? Und wenn ja, warum nennen Sie sich nicht so?

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    Intentionalität – das ist der Begriff (der mir eben nicht eingefallen ist). Nicht Identität. Die rassistische Intention ist das Entscheidungskriterium für Rassismus. Das ergibt sich aus dem Begriff der Ideologie (vgl. wikipedias Formulierung).

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    Nein, nicht auf Identität, dieser Begriff ist zu weit. Ich will darauf hinaus, was einer über bestimmte andere Leute denkt. Denkt er rassistisch über sie? Dann ist er ein Rassist.

    Die Frage nach dem „Mega-Rassisten“ zielte darauf, dass man, wenn man Mitglied ist, stärker mit der Partei assoziiert ist als wenn man „nur“ gewöhnlicher Wähler ist. Und wenn man Vorsitzender ist, dann ist man noch stärker assoziiert als wenn man „nur“ gewöhnliches Mitglied ist. Bei Ihnen wird man bereits Rassist ab dem Moment, in dem man erstnalig die Partei wählt. Egal was man denkt. Wenn man aber Mitglied ist, dann müsste man aber stärker rassistisch sein als wenn man „nur“ wählt. Und wenn man gar der Partei vorsitzt, dann ist man – ganz automatisch – Mega-Rassist. Völlig unabhängig von den tatsächlichen Gedanken. Eine Rassismusmaschine, die Sie da konstruiert haben.

    Es könnte doch sein (und es ist wohl tatsächlich so), dass es Flügelkämpfe gibt innerhalb der teilweise rassistischen Partei: Rassisten kontra Konservative. Jemand könnte in der Partei sein, um GEGEN den Rassismus zu wirken. Ihrer Definition nach wäre das unmöglich; der parteiinterne Antirassist wäre durch seine Parteiarbeit Rassist.
    Oder jemand, der die Partei wählt, aber eben nicht rassistisch denkt: Er wäre ein antirassistischer Rassist. (Man kann eine Partei, die noich andere Inhalte als Rassismus bietet, wählen, wenn man nicht rassistisch denkt. Man könnte auch z.B. irrtümlich wählen, das Kreuzchen aus Versehen gemacht haben. Das wäre alles egal – man wäre in Ihrer Definition ein Rassist.)

    Das ist nur wenige der vielen möglichen Widersprüche, in die diese (falsche) Theorie führt.

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    Zumindest ist jeder für die Politik verantwortlich, die die Partei seiner Wahl im Wahlprogramm angekündigt hat.
    Es ist schon jämmerlich zu sehen, wie Wählern die Verantwortung ihrer Wahl genommen werden soll, indem man sie verharmlosend „taktische Wähler“ osder „Protestwähler“ nennt.
    Das Wesen der Demokratie beinhaltet aber eine höhere Verantwortung für den Einzelnen als das einer Diktatur.

  20. avatar

    @ Roland
    Nora B. vermutlich `Michael Borch, evtl. zu Borch gehörig, alter Name von Freital, ergo zu „Perlen aus Freital“.
    Ich würde gern den Gesichtsausdruck der Kanzlerin sehen, falls man ihr ihre Groupies vorstellt.

    Der Ausdruck Rassist ist schon lange überdehnt:
    „Die Kölnerin Pohl hatte in Talkshows ihre Angst vor kriminellen Flüchtlingen geäußert und musste sich Beschimpfungen als „Nazi“ gefallen lassen. Obhodjas geht es manchmal ähnlich.
    Bei Lesungen sei sie schon von Bosnierinnen als „Nestbeschmutzerin“ beschimpft worden, ein anderes Mal habe ihr eine Schauspielerin Hetze vorgeworfen.
    „Bin ich rechts, bin ich ein Rassist, weil ich sage, dass die ganze Politik bisher verfehlt war? Nein, das bin ich nicht. Wir haben die kritischen Stimmen erstickt. Es passte niemandem, dass ich kritisch über Muslime geschrieben habe“, sagt Obhodjas. Sie fühlt sich ausgegrenzt, einsam, größere Verlage zeigten kein Interesse.
    http://www.welt.de/politik/deu.....tsche.html

    Wer gegen den muslimischen Mann wettert, ist Rassist, und die Grünen machen schon lange mit. Offensichtlich auch Verlage. Ach je.

  21. avatar

    „Wird er dadurch dann zum Mega-Rassisten?“

    Wenn die Partei mega-rassistisch ist, ja.

    Sie wollen auf Identität hinaus: Ist jemand in diesem Sinne Rassist? Das ist politisch aber unerheblich. Ich kann sein – was auch immer. Vielleicht weiß ich gar nicht, was ich bin. (Egoist wahrscheinlich.) Politisch kommt es darauf an, was ich tue.

    Wenn ich eine rassistische Partei wähle, bin ich Rassist.

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    …wobei ich ja nicht sage, dass es unproblematisch wäre, eine Partei zu wählen, in der u.a. auch eine rassistische Politik gemacht wird. Aber der Einäugige wird unter lauter Blinden nicht automatisch blind (um das Sprichwort mal etwas abzuwandeln).

    Wie sieht es denn mit Herrn Gasuland aus: Ist der Rassist? Wenn ja, warum ist er Rassist? Weil er nicht nur AfD wählt, sondern der Partei sogar vorsitzt? Wird er dadurch dann zum Mega-Rassisten? Wenn man schon als normaler Wähler und Nicht-Mitglied, durch seine dumme Wahl zum normalen Rassisten wird? – Entschuldigung, aber das ist doch Quark.

    Und blonderhans: auch Sie haben hier eine seltsame Theorie zum Rassismus vertreten. Sie sind doch gläubig; wie sieht es denn mit dem Aberglauben aus? Sie glauben bestimmt nicht an Gespenster. Wenn es keine Gespenster gibt, gibt es dann auch keinen Aberglauben?

  23. avatar

    @Nora Brunn: Ich muss hier die Segel streichen. Ich halte Ihre Ansicht, dass man Rassist ist, wenn man Rassisten zur Macht verhilft bzw. wenn einem seine eigenen Gründe und Ziele wichtiger sind als irgendwas anderes, für ganz offensichtlich falsch.

    Rassist hat eine andere Bedeutung und, daraus resultierend, andere Kriterien, die man z.B. bei Wikipedia nachlesen kann:

    „Rassismus ist eine Ideologie, die „Rasse“ in der biologistischen Bedeutung als grundsätzlichen bestimmenden Faktor menschlicher Fähigkeiten und Eigenschaften deutet und Rassen nach Wertigkeit einteilt.“

    Hier steht nichts von dem, was Sie behaupten. Wer eine solche Ideologie vertritt, ist Rassist, wer das nicht tut, ist keiner.
    Ganz einfach. Aber wenn Sie das anders sehen wollen, steht Ihnen das natürlich frei.

  24. avatar

    Aha… verstehe Nora. Ethik hat eben, wie alles, ihren Marktwert. Wird ggf. verkauft. Na schön, ist wenigstens ehrlich.

    Erinnert mich… wir verkaufen gerade Menschenrechte an Erdogan. Der Witz dabei: Nicht wir kriegen das Geld, er kriegt es. Was für ein seltsames Geschäft.

  25. avatar

    „nicht der Tag des Bekenntnisses“

    Mir ist das Bekenntnis gleichgültig. Es geht darum, was ich mit meiner Wahl tue: Wenn ich Rassisten an die Macht bringe oder bringen will, bin ich Rassist, ganz gleich, welche nicht-rassistischen, z.B. taktischen, Gründe ich dafür habe.

    Meine Gründe oder Ziele sind mir wichtiger als die vom Rassismus betroffenen Juden, Schwarzen, Muslime … Also bin ich Rassist.

  26. avatar

    derblondehans sagt: „da es, zumindest beim Menschen, keine Rassen gibt, kann es auch keine Rassisten geben“ – hat man schon so einen Unfug gehört? Das geht doch so: Menschen werden zur – separaten – Rasse ernannt. Dann werden sie diskriminiert. Das gab es vor den Nazis, bei den Nazis und das gibt es heute.
    Und das ist eben Rassismus.
    Es gibt sogar (Quelle, Günther Anders), einen Antisemitismus ohne Juden. Das ist eine ganz besondere Form von Rassismus.
    Kurz: Statt „es gibt keinen Rassismus“ gilt leider: „Rassismus lungert überall herum“. Und gar nicht zuletzt in unserem Land.

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    @ Roland Ziegler
    „Nein, Rassist ist man dann, wenn man rassistisches Gedankengut vertritt. Das ist völlig unabhängig davon, ob man Rassisten stärkt oder schwächt. Rassisten werden durch andere Rassisten sogar geschwächt. Rassisten sind immer gegen “den anderen”, und früher oder später sind sie gegeneinander.“

    Brillant. Rassisten werden zur Zeit von Merkels Politik und von den Grünen gestärkt.

    @ Stefan Trute
    Finde auch, die FDP ist nicht Guido Westerwelle, dessen Performance man überdies nicht bewerten sollte, weil Krankheiten sich einige Jahre vorher ankündigen können, ohne dass der Patient das bemerkt.

    Merkels Verhalten in der F-Krise ist nichts anderes als ihres in der Währungskrise: Hört auf niemanden, geht über ganze Länder hinweg.

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    @Nora Brunn @Giesa

    In einem Punkt muss ich wiedersprechen. Eine Wahl ist eine Kommunikation zwischen Parlamenten, Regierung und Bevölkerung, es ist nicht der Tag des Bekenntnisses. Taktisches Wahlverhalten ist Teil der Demokratie, deswegen sind Protestwahlen ja so beliebt. Es ist der Traum der Rechten, dass die 15% wirklich Überzeugte wären, aber das sind sie nicht. Die AfD ist eine Bürgerschreck (von Bürgern für Bürger) und die Wähler nicht per se Rassisten.

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    C.G: ‚Es gibt wissenschaftliche Definitionen von Rassismus, denen auch Sie sich nicht entziehen können, ohne sich lächerlich zu machen.‘

    … und? C.G., Sie sollten wissen, dass diese ‚wissenschaftliche‘ Def. sich auf Rassentheorien berufen. Also genau so, wie es National-Sozialisten propagieren.

    Wenn Sie angreifen wollen, dann so, dass es eine ‚gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit‘ gibt. Zum Beispiel gegen die Deutschen.

    Für oder gegen eine Ideologie, den Sozialismus, rinks wie lechts, oder den Islam, beispielsweise, können Sie nicht ‚rassistisch‘ argumentieren. Wird auch gar nicht getan.

    Türken, Araber, Hottentotten, Inuit, Serben, grüß Gott Stevanovic, Buschmänner oder ähnlich, sind mir völlig schnuppe.

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    @yoyojon, Nachtrag

    … werte/r yoyojon, wenn bei der ersten FREIEN Volkskammerwahl 1990 die kommunistischen Mauermörder lediglich 16,6 %, bei einer Wahlbeteiligung von 93,4%, Zustimmung bekamen, können Sie davon ausgehen, dass die überwiegende Mehrheit, östlich der damaligen Demarkationslinie, gegen die kommunistischen Verbrecher, gegen die linken Scheisser, gestimmt haben.

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    @Nora Brunn

    … Sie schreiben Quark, da es, zumindest beim Menschen, keine Rassen gibt, kann es auch keine Rassisten geben. Sie bedienen sich eines Kampfbegriffes der nationalsozialistischen Ideologie.

    @yoyojon

    … ich sitze nicht an Stammtischen und ich trinke auch kein Alkohol.

    1. avatar

      Nora: Volle Zustimmung. Und @blonderhans: Den Quatsch vertreten Sie seit Jahren. Wird dadurch nicht richtiger. Es gibt wissenschaftliche Definitionen von Rassismus, denen auch Sie sich nicht entziehen können, ohne sich lächerlich zu machen.

  32. avatar

    „Rassist ist man dann, wenn man rassistisches Gedankengut vertritt.“

    Wenn ich Rassisten an die Macht bringe oder bringen will, bin ich Rassist, gleichgültig, welche nicht-rassistischen Politik ich mir davon auch verspreche. Ich sorge dafür, dass Juden, Schwarze, Muslime … diskriminiert werden, weil mir beispielsweise die Familienpolitik der rassistischen Partei als richtig erscheint.

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    derblondehans: „östlich der Demarkationslinie sind von ’45 bis ’89“,
    nu lass mal die Kirche im Dorf! Sooooo heroisch war der durchschnittliche DDR-Bürger nun auch wieder nicht. Ich hatte eher den Eindruck, dass auch gegen Ende der DDR Gorbatschow („Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“) wiederholt schubsen musste, eher die Leute sich endlich getraut haben. Sicher, es gab auch Etliche, die schneller waren, aber doch nicht die Masse. Und es gab auch Etliche, auf die peekas Aussage zutrifft. Der Umstand, dass Du gleich beleidigend reagierst, lässt den Verdacht auftauchen, dass Du da etwas verdrängt hast und nicht hochkommen lässt. Kurz: Es wird eigentlich überall mit Wasser gekocht und da ist es eben mal so oder mal so… abhängig davon, wo man gerade hinguckt. Und bitte… Demokratie ist für alle da, nicht nur für Dich… Gut, ich mag Merkel auch nicht, aber eine humane Einstellung gleich mit „die die Deutschen an die islamische Ideologie verrät“ abzukanzeln ist ein wenig billig und oberflächlich. Kritik stelle ich mir etwas durchdachter, differenzierter vor. So klingt das eher nach Stammtisch. Prost!

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    S.T. ./. peeka: ‚“So sehe ich die AfD auch eher als Sammelbecken der in den Träumen der 1950er Jahren zurück gebliebenen als eine Zusammenrottung von Neonazis in Nadelstreifen.”

    ‚Richtig! Es ist dasselbe Klientel, das 1989/90 die Bürgerbewegung in der DDR majorisierte in der Hoffnung auf Wohlstand ohne große Anstrengung. Das glaubte, die “soziale Marktwirtschaft” mit ihren Segnungen sei dem Kapitalismus quasi eingeschrieben. Damals: “Helmut, nimm uns an die Hand! Führ’ uns ins Wirtschaftswunderland!” Heute: “Volksverräter!”

    … selten so ein Stuss gelesen. Die Deutschen östlich der Demarkationslinie sind von ’45 bis ’89 für Einigkeit und Recht und Freiheit – für Demokratie in Deutschland auf die Straße gegangen. Sie haben sich nicht vor russischen Panzern und werden sich nicht von anderen Panzern abschrecken lassen. Und sie machen weiter. Und ich mach mit. Und das ist auch gut so.

    Dass dies so manchen Warmduscher, westlich der ehemaligen Demarkationslinie, in seiner bequemen Furzmulde aufstößt, das sind übrigens die wahren braunen Streifenträger der ‚BRD‘, ist mir schon klar. Wer seine Landsleute als ‚Klientel‘, als zahlungsfähige Bürger betrachtet, dem sind die Mauermörder im ‚BRD‘-Parlament und die FDJ-Sekretärin als Bunteskanzlerin, die die Deutschen an die islamische Ideologie verrät, halt lieber.

    Und von Demokratie haben diese Leute so viel verstanden, wie ein Schwein vom Stabhochsprung oder eine Kuh vom Seiltanz. Woher auch?

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    Nein, Rassist ist man dann, wenn man rassistisches Gedankengut vertritt. Das ist völlig unabhängig davon, ob man Rassisten stärkt oder schwächt. Rassisten werden durch andere Rassisten sogar geschwächt. Rassisten sind immer gegen „den anderen“, und früher oder später sind sie gegeneinander.

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    „… aber trotzdem die AfD wählen“

    Dann haben sie aber trotzdem auch Rassisten und Rassismus gewählt und gestärkt und sind damit selbst Rassisten.

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    Nachtrag: Bei AfD, Pegida etc. sehe ich primär die Angst, von der eigenen Pfründe etwas abgeben zu sollen. Schließlich sehe ich diese Leute bei vielen anderen, wirklich bedeutenden Problemen dieser Welt auch nicht auf der Straße. Den real existierenden (no pun intended 🙂 Problemen bei der Aufnahme von Flüchtlingen wird nicht kreativ mit Lösungsideen begegnet, sondern es wird – hinter vorgehaltener Hand – dem Abfackeln von Flüchtlingsunterkünften Beifall gezollt. Was soll ich sagen… krank… übel…

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    Ich finde am Wählerverhalten schon immer Einiges unverständlich. Leute sagen, dass sie für oder gegen etwas seien, wählen aber eine Partei, die eher auf der Gegenseite davon steht. Zur Zeit habe ich die Vorstellung, dass Viele lediglich schauen, welche Partei am Besten „ihre Pfründe“ (wie klein auch immer) abzusichern oder zu verteidigen verspricht, der Rest ist egal. Was sehe ich anders? Ich habe bestimmte ethische Grundvorstellungen. Zeigt eine Partei in auch nur einem solchen Punkt die Gegensvorstellung auf, dann kann ich die nicht wählen. Banal gesagt… wenn eine Partei z.B. mindestens Sympathie für rassistische Einstellungen zeigt, dann ist sie für mich nicht wählbar, auch wenn sie mir ansonsten goldene Berge verspricht. Ich frage mich… so ähnlich kommt es immer wieder zu Wahlergebnissen, die mich erstaunen lassen?

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    Hans-Olaf Henkel hat in einer Talkshow letztens gesagt: „Wir haben ein Monster erschaffen“, ich glaube ‚Markus Lanz‘. ich denke, er wird wissen, was er da sagte.

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      Ich habe Henkel 2011 persönlich davor gewarnt, sich mit von Storch und Co einzulassen. Im Dezember 2014 hat er mich noch beschimpft und behauptet, es gäbe nur Ehrenleute in der AfD. Henkel ist einfach nur ein politischer Vollversager.

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    Ich denke auch, dass es Leute gibt, die schon ein Problem mit den Rassisten innerhalb der AfD haben, aber trotzdem die AfD wählen. Auch dies Wahlverhalten ist möglich. Es ist sogar möglich, kein Rassist zu sein und an der Spitze dieser Partei zu stehen (Gauland).

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    Aber wer kein Problem mit Rassisten innerhalb der Partei hat, ist nicht automatisch selber Rassist. Um Rassist zu werden, muss man schon die entsprechenden rassistischen Positionen vertreten. Das tut man aber nicht, wenn man aus bestimmten nicht-rassistischen Gründen wählt.

    Die Überlegung wäre nur richtig, wenn die AfD in erster Linie (!) eine rassistische Partei wäre, d.h. deren Hauptanliegen („USP“) Rassismus ist. Das ist aber nicht der Fall. Sondern die AfD bietet ein Konglomerat mit mehreren Komponenten, mit dem sie in unterschiedlichen Gewässern – rassistischen, aber auch konservativen – fischen kann. Einige dieser Komponenten sind auch für Nichtrassisten attraktiv.

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    .. eben, Christoph Giesa, weil sich viele gar nicht darüber im klaren sind, was an Gedankengut dahinter steckt. Und bei der CSU gibt’s das auch, bei deren Wählern. Man denke an ‚Die Republikaner‘ – oder die Nachkriegs-CDU..

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    @Roland Ziegler
    ..ich stimme Ihnen hier sehr gerne zu:
    „wenn man X wählt, man die Eigenschaften von X erben würde“
    Die Sache mit den Umkehrschlüssen – totalitär.

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    Ich vermute, KJN, dass viele AfD-Wähler sich nicht den Kopf darüber zerbrechen, was die AfD-Leute alles für Kokolores von sich geben. Diese Wähler haben besagte zwei Hauptanliegen (EU und Flüchtlingsbegrenzung) und könnten entweder gar nicht wählen oder eben die AfD. Und viele wählen dann eben die AfD, egal ob das nun eine rechte, rechtsradikale oder sonstwas für eine Partei ist. Dadurch werden sie selber aber nicht zu Rechtsradikalen. Sondern sie wählen schlimmstenfalls eine rechtsradikale Partei.

    Es ist sogar ein logischer Irrtum anzunehmen, dass, wenn man X wählt, man die Eigenschaften von X erben würde. Es lassen sich nicht die Eigenschaften einer Partei auf ihre Wähler übertragen. Wähler ein und derselber Partei haben unterschiedliche Eigenschaften und Interessen. Einige Wähler der AfD sind Nazis und Rassisten, klar. Andere nicht.

    Als Erstes geht in solch aufgeregten Zeiten das Interesse an der Differenzierung flöten. Schade eigentlich.

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    @ Stefan Trute. Lustig, was bei Wahllomaten so heraus kommt. In meinem Falle will der immer, dass ich Die Linke wähle. Was soll ich machen? Na, dann wähle ich halt Die Linke 🙂
    Ich würde auch Diem25 wählen, die neue PRO EUROPÄISCHE Bewegung. Aber die ist – aus gutem Grund – keine Partei und kämpft für ein „Europa der Menschen“ und gegen den kaum legitimierten Moloch in Brüssel. Vielleicht eine interessante „Auseinandersetzung“ für Dich? (s. google) Die sind jedenfalls von AfD und „Freunden“ meilenweit entfernt. Mir gefällt „Pro Europa“, denn ein bloßer Rückfall in alte, egoistische Nationalinteressen wird den Menschen in keinem Land helfen. Schlimm genug, wie die „alte“ Europaidee pervertiert wurde. Die war nämlich einmal eine richtig gute Idee: „Frieden und Zusammenarbeit in Europa statt Kriege wie früher“. Dort muss die „EU“ – in neuer Form – wieder hin. Eine europäische Solidargemeinschaft, die das Wohl der Menschen fest im Blick behält und nicht ein Spielball von Finanzinteressen bleibt. Und wie krumm die Gurken bei meinem Gemüsehändler sind, kann mir wurscht sein 🙂

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    @Roland Ziegler
    Genau über die ‚Alternative‘ zu Merkel hatte ich gestern bei Herrn Funck hier nachgedacht, eben weil ich mal schrieb: ‚Man kann Merkels Programmatik abwählen‘ (ich meinte die AfD, Text kommt bestimmt noch). Um es kurz zu machen: Nein – im Moment tatsächlich nicht, wenn man aus den diskutierten Gründen nicht AfD wählen will, denn Merkels Widerpart kann man ja nur in Bayern wählen. Tragisch, daß genau davon die neue Höcke-AfD profitiert. Umso wichtiger, daß die FDP sich über Christian Lindner nun deutlich einmischt, wie Christoph Giesa im neuen Text ja schildert.

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    @C.G.

    Netter Versuch, aber die „Performance“ der Liberalen unter Guido Westerwelle (ich hoffe, es geht ihm gut!) in der 2. Regierung Merkel steht mir noch als Schreckbild vor Augen. Da kann ich nicht über meinen Schatten springen.

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