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Wie die CDU angeblich eine Schweinefleisch-Pflicht forderte

Die Debatte um einen Schweinefleisch-Pflicht in Kantinen mag grotesk wirken. Vor allem, weil die CDU eine solche nie forderte. Die Reaktionen darauf sind ein Lehrstück dafür, was in Politik und Medien derzeit falsch läuft. Eine sachliche Kritik, die aufzeigt, wie die AfD von diesen Fehlern profitiert.

Die CDU Schleswig-Holstein hat mich heute Morgen erschreckt. CDU fordert Schweinefleischpflicht in Kantinen titelte das schleswig-holsteinische Nachrichtenportal SHZ. Echt? Die CDU will die Leute jetzt zum Schweinefleischessen verdonnern? Die „Lübecker Nachrichten“ waren etwas vorsichtiger und fügten noch ein Fragezeichen hinzu: Schweinefleisch-Pflicht in öffentlichen Kantinen?

Die CDU auf den Spuren der Rechtspopulisten?
Jetzt war ich neugierig geworden. Hat sich die CDU im nördlichsten Bundesland der Republik tatsächlich auf die Spuren der rechtspopulistischen Dänischen Volkspartei begeben? Diese hat vergangenes Jahr eine Schweinefleisch-Pflicht an Kitas und Schulen in der Stadt Randers durchgesetzt – um damit ein Zeichen gegen die angebliche Islamisierung der dänischen Gesellschaft zu setzen.

Wenn man sich die beiden Meldungen jedoch durchliest, stellt man schnell fest, dass der Antrag der CDU-Fraktion im schleswig-holsteinischen Landtag recht harmlos klingt. Der zentrale Satz lautet: „Die Landesregierung wird aufgefordert, sich dafür einzusetzen, dass insbesondere Schweinefleisch auch weiterhin im Nahrungsmittel-angebot sowohl öffentlicher Kantinen als auch in Kitas und Schulen erhalten bleibt.“

Schweinefleisch-Pflicht ausdrücklich abgelehnt
Von einer Zwangsverabreichung von Schweinefleisch kann also keine Rede sein. In den „Lübecker Nachrichten“ wird sogar darauf hingewiesen, dass die Partei eine Schweinefleisch-Pflicht ablehne. Die CDU, so heißt es, denke vielmehr an eine „Empfehlung“ des Sozial- und des Bildungsministeriums, Schweinefleisch auf dem Speiseplan an Schulen und Kitas beizubehalten. „Kein Moslem soll gezwungen werden, Schwein zu essen“, wird der CDU-Fraktionsvorsitzende Daniel Günther ausdrücklich zitiert.

Die Überschriften – ob mit oder ohne Fragezeichen – sind also schlichtweg falsch und kein Ruhmesblatt für die schleswig-holsteinische Presse. Noch peinlicher ist, dass auch viele überregionale Medien es nicht schafften, den Inhalt des CDU-Antrags sowie die begleitenden Erläuterungen richtig zu erfassen, sondern stattdessen die falschen Titel aus Schleswig-Holstein einfach übernahmen. Die „BILD-Zeitung“ titelte: Ruf nach Schweinefleisch-Pflicht. Beim „Tagesspiegel“ hieß es: CDU will Schweinefleischpflicht – und erntet Spott. Die Schlagzeile des „Handelsblatts“ lautete: Nord-CDU will Schweinefleischpflicht in öffentlichen Kantinen. Und „heute.de“ freute sich: Ruf nach Schweinefleisch-Pflicht: Häme für CDU.

Die Reaktionen der Politik unterschieden sich wenig von diesen Schlagzeilen. Volker Beck von den Grünen empörte sich auf Facebook:
„Es ist die autoritäre Denke der Rechtspopulisten, wenn Juden, Muslime, Vegetarier und Veganer zum Schweinefleischkonsum gezwungen werden sollen. Was in Kitas, Schulen und öffentliche Kantinen auf die Teller kommt, entscheidet der Bedarf und keine CDU-Schweineideologie.“
Wie gesagt: Von einem Zwang war ausdrücklich nicht die Rede. Der Antrag zielt lediglich darauf ab, Schweinefleisch nicht prinzipiell vom Speiseplan zu nehmen.

Für eine Wahl braucht es eine Auswahl
Der Bundesvorsitzende der FDP, Christian Lindner, beteiligte sich ebenfalls an der Diskussion: „Erst #Veggieday, jetzt #Schweinefleisch-pflicht. Verrückte Idee: Wie wäre es, wenn einfach jeder selbst entscheidet was er isst?“
Eine einleuchtende Forderung. Wir entscheiden selbst, was wir essen. Auch in der Kantine. Aber was machen wir, wenn es keine Auswahl gibt? Wenn nur ein Gericht angeboten wird? Und Schweinefleisch prinzipiell nicht auf den Teller kommt?

Wenn Sie jetzt denken, die ganze Sache klingt absurd, dann muss ich Sie enttäuschen. In den Küchen von Kitas und Schulen in Schleswig-Holstein ist der Verzicht auf Schweinefleisch, so überraschend das sein mag, tatsächlich längst völlig normal geworden – und zwar aus Rücksicht auf Kinder mohammedanischen Glaubens. Berichtet hat über diesen „Schweinefleisch-Boykott“ vor etwas mehr als einer Woche das „Flensburger Tageblatt“. Dieser Artikel gab vermutlich den Anstoß für den Antrag der CDU-Fraktion. Für Menschen, die auf Pegida-Demonstrationen oder AfD-Versammlungen vor der schleichenden Islamisierungen des Abendlandes warnen, ist der Text eine wahre Offenbarung. Bestätigt er doch ihre Befürchtungen, dass mit der Migration von Muslimen erst das Schweinefleisch und dann das Bier verboten werden und am Ende schließlich alle Frauen verschleiert herumlaufen, um es volkstümlich zusammenzufassen.

In dem Artikel verkündet die Sprecherin der Stadt Flensburg lapidar: „In Flensburgs Kitas und Grundschulen gilt ein Schweinefleischverbot.“ Etwas weiter südlich, in der Landeshauptstadt Kiel schaut es nicht anders aus, wie die Stadtverwaltung bestätigt: „Bei den Essensausschreibungen für Schulen mit Migrantenkindern [also faktisch alle, den es wird vermutlich keine Schule in Kiel ohne Kinder mit Migrationshintergrund geben; F.E.] seien Anbieter ausdrücklich angewiesen worden, multikulturelle Bedürfnisse zu beachten und auf Schweinefleisch zu verzichten.“

Schweinefleisch längst vom Speiseplan verschwunden
Während also der CDU fälschlicherweise unterstellt wird, sie würde einer Zwangsbeglückung von Schweinefleisch das Wort reden, ist es in Wirklichkeit so, dass an vielen Kitas und Schulen in Schleswig-Holstein Kinder gar keine Wiener Würstchen oder Schnitzel mehr erhalten – zumindest nicht aus Schweinefleisch hergestellte.

Natürlich mag zu viel Schweinefleisch ungesund sein. Manche Vegetarier und Veganer werden sogar sagen, am besten wäre es, wenn gar kein Fleisch mehr in den Kantinen auf den Tisch kommt. Aber für viele Menschen ist es ein Problem, wenn unbeachtet von den gewohnten Medien und der Politik heimlich still und leise die gewohnte Nahrung aus der Öffentlichkeit verschwindet. Und zwar besonders dann, wenn dies nicht aus Gesundheitsgründen geschieht, sondern deshalb, weil eine religiöse Minderheit daran Anstoß nehmen könnte.

Die AfD kennt diese Sorgen und Ängste. Sie bestärkt die Bürger sogar noch darin. Denn sie lebt davon wie ein Vampir vom Blut der Menschen. Und die von ihnen so verächtlich genannten „Mainstream“-Medien und der herkömmlich Berliner Politikbetrieb tun der AfD immer wieder den Gefallen, nach den üblichen Empörungsmustern zu reagieren. Während die – O-Ton AfD – „von den Bürgern abgehobenen“ medialen und politischen „Eliten“ die CDU für eine gar nicht geforderte Schweinefleisch-Pflicht mit Häme übergießen, wird das vom „Flensburger Tageblatt“ angesprochene, tatsächlich existierende Schweinefleisch-Verbot an vielen Kitas und Schulen in diesem Bundesland von diesen „Eliten“ ignoriert und nicht thematisiert.

Es sind Debatten wie diese, die zu der Entfremdung vieler Bürgerinnen und Bürger von den etablierten Medien und den staatstragenden Parteien auch mitbeigetragen haben. Für die AfD ist das Schweinefleisch-Verbot jedenfalls Wasser auf ihre Mühlen. So kritisierte der Landesverband Bayern per Pressemitteilung umgehend die „zum Teil in vorauseilendem Gehorsam erfolgende Verbannung von Schweinefleisch“, welche mit dem zunehmenden Anteil von Kindern aus muslimischen Familien begründet werde, denen der Verzehr von Schweinefleisch aus religiösen Gründen verboten sei. „Traditionelle deutsche Esskultur darf nicht durch falsch verstandene Rücksicht auf Zuwanderer praktisch abgeschafft werden“, fordert die Partei und rennt damit bei sehr vielen Menschen offene Türen ein.

Sorgfalt und Besonnenheit von Nöten
Gerade in Zeiten wie diese sind Politiker und Journalisten zu besonderer Sorgfalt und Besonnenheit angehalten. So lässt sich verhindern, dass die Empörungsmaschinerie gar nicht erst zum Laufen kommt. Ruhe und Gelassenheit in der Reaktion sind die Gebote der Stunde. Und keine Verbote von Schweinefleisch, welche die übergroße Mehrheit der Migranten gar nicht verlangen. Warum bietet man nicht zwei Essen an? Eines mit Fleisch, wobei die Fleischsorten im Laufe der Woche wechseln können, und eines ohne. So wäre allen geholfen: Christen und Atheisten, Moslems und Juden, Hindus und Vegetariern. Und wer dann immer noch nicht zufrieden ist, der kann sich sein Essen ja mitbringen.

Der sh:z-Redakteur Till Lorenz hat die Problematik gleichzeitig mit dem Erscheinen des Artikel des „Flensburger Tageblatts“ treffend kommentiert:
„Es ist eine falsch verstandene Toleranz, die damit praktiziert wird; die zu oft praktiziert wird, wenn kulturelle oder religiöse Gepflogenheiten angeführt werden, um dieses oder jenes einzufordern. Die Argumentation von Christen, Muslimen und Vertretern anderer Glaubenslehren ist in solchen Fällen stets ähnlich: Die Mehrheit soll verzichten, damit die Minderheit nicht verzichten muss. Mal geht es um das Schweinefleisch, mal um Witze über den Papst, mal um Mohammed-Karikaturen. Mehr als die eigenen Befindlichkeiten und Glaubensgrundsätze, die aber eben nur für den Gläubigen gelten, werden dabei nicht angeführt.
Das ist zu wenig. Vor allem dann, wenn man an eine wirkliche multikulturelle Gesellschaft denkt. Muslime und Juden essen kein Schweinefleisch, Buddhisten sind Vegetarier und für Hindus ist die Kuh heilig. Es ist nicht die Aufgabe der gesellschaftlichen Mehrheit, Ess- und Lebensvorstellungen von Minderheiten zu organisieren. Das müssen die Minderheiten selbst machen. Bei Essgewohnheiten ist das übrigens noch relativ einfach. Die Technik dafür ist auch als Brot-Dose bekannt.“

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34 Gedanken zu “Wie die CDU angeblich eine Schweinefleisch-Pflicht forderte;”

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    Wenn ich das lese, Herr Posener, verzweifel ich an Ihnen. Eibl war total sachlich.
    Ich habe nie zu Mittag gegessen, also betrifft mich das nicht. Leute, die zu Mittag essen und meinen, sie wären danach noch leistungsfähig, tun mir herzlich leid. Später sieht man’s ihnen an. In der amerikanischen Power-Fa., wo ich mal zu Gast war, aß niemand zu Mittag. Man ging mit etwas aus dem Automaten zur Besprechung, meistens Cola oder Coffee und ein Sandwich, das sich jeder auswählte. Ich sollte denen das übersetzt zusenden, sie würden einen Lachkrampf bekommen.
    Das wirkt ja, als wollten Sie Eibl dozieren oder auf Linie bringen.
    Und natürlich gibt es sog. vorauseilenden Gehorsam (Wintermarkt), aber auch schon einmal die Forderung, Kirchenläuten zu unterlassen, irgendwo am Rhein.

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    Alan Posener hat hier das Dringliche schon gesagt: Es gab gar kein Problem mit den Kantinen, also auch keinen vernünftigen Grund, eine solche Diskussion anzufachen. Bis auf einen: Die Empörungsindustrie gegen „die Flüchtlinge“ weiter am Köcheln (sic!) zu halten..

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    Lieber Herr Posener,
    wenn man Ihre Ausführungen liest, dann fragt man sich, warum überhaupt von einer „Vertrauenskrise“ zwischen etablierten Medien und Lesern überhaupt gesprochen wird. Offensichtlich hat man immer über alles berichtet, es wurde alles diskutiert und stets sachlich argumentiert. Keine Fehler gemacht, nur die Rezipienten sind so blöde und einfach nichr zufrieden. Ich habe in meinem Text die aktuelle „Schweinefleisch-Debatte“ als ein Beispiel genannt, wie Medien Leservertrauen verspielen. Sie können dies gerne anders sehen, aber zu sagen, Sonne-Mond-und-Sterne-Feste anstatt Martinsumzüge u.ä. hätte es nicht gegeben, ist falsch:
    http://www.focus.de/politik/de.....50420.html

    Ebenso nicht richtig ist ihre Behauptung, die CDU habe ein „Zwangsgesetz“ gefordert.
    In dem Antrag der CDU steht: „Die Landesregierung wird aufgefordert, sich dafür einzusetzen, dass insbesondere Schweinefleisch auch weiterhin im Nahrungsmittelangebot sowohl öffentlicher Kantinen als auch in Kitas und Schulen erhalten bleibt, heißt es in einem Antrag der CDU-Fraktion für die nächste Landtagssitzung.“
    Und ergänzend heißt es in dem Artikel der Lübecker Nachrichten: „Rickers betont derweil, er wolle keineswegs einen verpflichtenden „Pork-Day“ einführen, quasi als Gegenstück zum „Veggie-Day“ der Grünen. Ihm schwebe eher eine Empfehlung des Sozial- und des Bildungsministeriums an Schulen und Kitas vor, Schweinefleisch auf dem Speiseplan zu belassen.“
    Daraus kann man nun wirklich nicht schließen, es gehe um eine Pflicht, Schweinefleisch anzubieten.

    Und Sie liegen auch nicht richtig, der Speiseplan würde ohne Einmischung der Politik frei ausgehandelt. „„In Flensburgs Kitas und Grundschulen gilt ein Schweinefleischverbot“, erläutert Stadtsprecherin Berit Erichsen.“, steht klipp und klar in dem ebenfalls oben verlinkten Artikel des „Flensburger Nachrichten“. Also doch ein Verbot der Politik, oder nicht?

    Ansonsten verweise ich auf ihre WELT-Kollegin Andrea Seibel: http://www.welt.de/debatte/kom.....glich.html

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    Lieber Franz Eibl,
    nun frönen sie auch noch dem „Lügenpresse“-Mythos: „Sie sagen, dass dieses Thema niemanden interessiert hätte und für niemanden ein Problem sei. Das ist es aber nicht – und diesen Eindruck bekommt man auch nur, wenn man glaubt, ein Thema sei nur das, was in den Leitmedien diskutiert wird.(…) Auch vorherige Meldungen über einen Schweinfleisch-Bann in Frankfurt/Main oder Umbenennungen von Martinsumzügen in Sonne-Mond-und-Sterne-Feste wurden und werden in den sozialen Netzwerken breit diskutiert…“
    Genau. Ohne dass gefragt wird, wie oft, wo und warum St-Martins-Feste umbenannt wurden. Nämlich fast nie und nirgends. Ohne dass gefragt wird, warum bei Ausschreibungen für die Belieferung von Kantinen gelegentlich festgehalten wird, man wolle keine Schweinefleischgerichte anbieten: nämlich mit Rücksicht auf die Kunden und die Kosten, und eben nicht in „vorauseilender Halalisierung“, wie die „Achse“ das Anliegen der Nord-CDU auf den Begriff brachte.
    Regelmäßig zu Weihnachten kann man in den asozialen Netzwerken die Falschmeldung lesen, in Berlin dürfe es keine Weihnachtsmärkte geben, regelmäßig regen sich viele darüber auf, dass die „Mainstream-Medien“ nicht darüber berichten, gelegentlich fällt ein Boulevardblatt darauf ein, und Fakt ist: Es gibt kein solches Verbot in Berlin, nirgends. (Früher, unter den Kommunisten, also in dem Teil Berlins, wo keine Muslime wohnten, mag das hier und da anders ausgesehen haben.)
    Sie schreiben: „Es ging mir darum, darauf hinzuweisen, dass immer wenn es um Freiheitsrechte und ihre Einschränkungen geht, und mögen sie auch Manchem absurd oder unwichtig erscheinen, sie in einer freiheitlichen Gesellschaft offen und sachlich diskutiert werden müssen – und zwar immer wieder neu, weil sich die Gesellschaft und ihre Ansichten ständig wandeln.“
    Es gibt aber kein Recht auf ein bestimmtes Essensangebot in der Kantine. Mithin ist das kein „Freiheitsrecht“. Es ging auch der CDU nicht um die Freiheit, sondern um die Tradition. Es gibt aber auch kein Recht auf Traditionspflege in der Kantine. Was in der Kantine angeboten wird, handelt der Anbieter mit dem Kunden aus, und wenn es Beschwerden über das Essen gibt, dann ist das eine betriebsinterne Angelegenheit, für die der Betriebsrat oder bei Kitas die Elternvertretung zuständig ist. Mitnichten hat da die Politik sich einzumischen; DAS wäre eine Beschränkung von Freiheitsrechten, nämlich dem Vertragsrecht.
    Was die CDU wollte, war eine solche Beschränkung von Freiheitsrechten, nämlich ein Gesetz oder eine Verordnung, mithin einen Zwang zum Angebot von Schweinefleisch auf den Speisekarten öffentlicher Kantinen. Dass ein solches Zwangsgesetz weder der Freiheit noch dem öffentlichen Frieden, sondern lediglich der Provokation von Minderheiten und dem Wecken primitivster Vorurteile dienen sollte, ist jeden klar, der die Sache mit einigem Abstand betrachtet – was ein großer Vorteil der von Ihnen kritisierten Leitmedien ist.
    Sie haben sich verrannt, weil Sie ein Freiheitsrecht zum Essen bestimmter Speisen in der Kantine postulieren, das es nicht gibt, und weil Sie dieses angebliche Freiheitsrecht über das Recht von Körperschaften gestellt haben, frei auszuhandeln, was der Kantinenbetreiber für Speisen anbieten sollte, ein wichtiges Freiheitsrecht, in das sich die Politik nicht einzumischen hat. Kann vorkommen. Aber man sollte denjenigen, die auf den Trick nicht hereingefallen sind, die Freiheit der Speisekarte mit der Freiheit des Grundgesetzes zu verwechseln, nicht vorwerfen, der AfD Vorschub zu leisten. Das haben Sie getan; das Gegenteil ist der Fall.

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    Lieber Alan Posener,
    „losgetreten“ habe ich gar nichts. Sondern ich habe eine Berichterstattung aufgegriffen, welche an einem entscheidenden Punkt falsch war.

    Welche Motive die CDU bewegten, diesen Antrag zu stellen, waren nicht Thema meines Artikels. Hätte die Medienlandschaft dies anhand des Wortlauts und der erläuternden Ausführungen getan, hätte es keinen Grund für mich gegeben, meinen Text zu schreiben.

    Ein Großteil tat es aber unter Verbreitung der falschen Behauptung, dass die CDU einen Schweinefleisch-Zwang gefordert hätte. Auf diese Fehlleistung wollte ich ebenso aufmerksam machen wie auf die Tatsache, dass die Nachricht, dass in vielen Kitas und Schulen von Schleswig-Holstein ein faktisches Schweinfleisch-Verbot existiert, kein vergleichbares Medienecho hervorgerufen hat.

    Sie sagen, dass dieses Thema niemanden interessiert hätte und für niemanden ein Problem sei. Das ist es aber nicht – und diesen Eindruck bekommt man auch nur, wenn man glaubt, ein Thema sei nur das, was in den Leitmedien diskutiert wird. Aber diese Zeiten sind spätestens seit Erfindung der sozialen Netzwerke vorbei.

    Auch vorherige Meldungen über einen Schweinfleisch-Bann in Frankfurt/Main oder Umbenennungen von Martinsumzügen in Sonne-Mond-und-Sterne-Feste wurden und werden in den sozialen Netzwerken breit diskutiert, gerade in Kreisen, welche affin für die AfD sind und sehr oft mit dem Hinweis verbunden, dass die Mainstream-Medien“ über so etwas ja nicht berichten würden. Ich habe mir erlaubt darauf hinzuweisen, dass die seriösen Medien und Parteien ein solches Thema ohne Polemik und Unterstellungen diskutieren sollten, denn die AfD habe keine Scheu, es aufzugreifen und es zu instrumentalisieren.

    Wichtig ist mir noch folgende Klarstellung: Nach jahrzehntelanger, aktiver Beteiligung an Diskussionen des Inhalts „Wie liberal soll eine Gesellschaft sein?“ bin ich zu der Erkenntnis gelangt, dass lediglich Forderungen nach der Akzeptanz von Handlungen, welche von Lustgewinn motiviert gegen die körperliche Unversehrtheit anderer Lebewesen gerichtet sind, allgemeingesellschaftlich abgelehnt werden und darüber Einigkeit besteht, dass Derartiges nicht mal diskutiert werden soll. Plakativ habe ich als Beispiel dafür Päderasten und Tierquäler genannt. Dies geschah nicht mit der Intention, irgendwelche Anliegen von Volks- oder Religionsgruppen damit herabzuwürdigen.

    Es ging mir darum, darauf hinzuweisen, dass immer wenn es um Freiheitsrechte und ihre Einschränkungen geht, und mögen sie auch Manchem absurd oder unwichtig erscheinen, sie in einer freiheitlichen Gesellschaft offen und sachlich diskutiert werden müssen – und zwar immer wieder neu, weil sich die Gesellschaft und ihre Ansichten ständig wandeln. Die offene Debatte ist der Kern der freiheitlichen Gesellschaft. Damit sie aber funktioniert, braucht es aber höchste Sorgfalt in der Berichterstattung – auch wenn es „nur“ um Schweinefleisch in Kantinen geht. Wie Sie zurecht erkennen, kann dahinter auch ein ganzes Weltbild stecken.

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    Ich glaube, lieber Franz Eibl, sie sehen, was Sie hier losgetreten haben. Und genau das wollte die CDU Nord lostreten. wir diskutieren nicht mehr über eine Willkommenskultur, sondern um eine Abgrenzungskultur, und unsere Tradition schnurrt zusammen auf den Verzehr von Schinken. Immerhin hat die CDU Nord dadurch klargestellt, dass in ihren Augen von einer „jüdisch-christlichen“ Kultur in Deutschland keine Rede sein kann. Dafür, dass sie sich von dieser Lüge verabschiedet, muss man ihr am Ende vielleicht dankbar sein.

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    Gerd Weller
    „Sie müssen einfach den Mund aufmachen, das Essen reinschieben und kauen und schlucken. Was ist daran unmöglich?“
    Genau! Stellt euch nicht so an. Schluckt alles runter. Genau diese ‚Stellt-euch-nicht-so-an-Gesinnung‘ steckt dahinter. Übrigens auch bei Nora Brunn . Unterschiedlich lackiert, gleiches totalitäre so-muss-es-sein-Menschenbild.

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    Aus der zukünftige Richtlinie für multikulturellen Kantinenbetrieb:

    Während der christlichen Fastenzeit wird überhaupt kein Fleisch mehr angeboten, mit Rücksicht auf die hinduistischen Gäste wird auf Rindfleisch sowie aus Rücksicht auf jüdische und muslimische Gäste wird auch Schweinefleisch aus dem Programm genommen.

    Trotz möglicher Proteste von Veganern und Vegetariern – diese haben trotz eines ausgeprägten Sendungsbewußtseins keinen Status als Religionsgemeinschaft – können alle anderen Tiere angeboten werden. Um chinesischen und koreanischen Gästen die Integration zu erleichtern, sollten regelmäßig Hunde und Katzen auf der Speisekarte stehen.

    Um die erlaubten Fleischgerichte auch koscher zubereiten zu können ist die Bereitstellung einer Zweitküche, in der nur koschere Fleischgerichte zubereitet werden unabdingbar.

    Um Essen halal zubereiten zu können ist die Bereitstellung einer Drittküche alternativlos. Hier dürfen auch nur Mitarbeiter islamischen Glaubens beschäftigt werden.

    Sobald weitere Religionsgruppen sich lautstark zu Wort melden oder Veganismus die Anerkennung als Religionsgemeinschaft erhalten hat wird diese Richtlinie überarbeitet.

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    “Für Juden zum Beispiel ist es unmöglich, Essen zu sich zu nehmen, das in einer Küche zubereitet wurde, in dem auch Schweinefleisch verarbeitet wurde. Ich nehme stark an, dass Ähnliches für Muslime gilt.“

    Sie müssen einfach den Mund aufmachen, das Essen reinschieben und kauen und schlucken. Was ist daran unmöglich?
    Wenn Moslemeltern ihren Kindern verbieten, sich an leckerem Schweineschnitzel sattzuessen, dann führt das natürlich zu Frust, Aggression, Neid und Hass auf die deutschen Kinder. Aber vielleicht ist das ja so gewollt.

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    „Es ist nicht die Aufgabe der gesellschaftlichen Mehrheit, Ess- und Lebensvorstellungen von Minderheiten zu organisieren. Das müssen die Minderheiten selbst machen.“

    So kann das nicht funktionieren. Die Mehrheit muss die Minderheiten doch erst einmal dazu ermächtigen, sich selbst organisieren zu können. Und dann hilft Toleranz als eine Art Gnadenakt nicht viel weiter, sondern es müssen ganz handfeste, einklagbare Rechte gewährleistet werden.

    Wie der genaue Wortlaut der Erklärung nun auch immer gewesen sein mag, warum wird ohne Not so ein Unfug überhaupt in die Welt gesetzt? Ich hatte meine drei Kinder in drei Ländern in insgesamt dreizehn Einrichtungen dieser Art, zum Teil ethnisch-kulturell vielfältiger als man zu ertragen meinen möchte. Es hat nie auch nur ansatzweise ein Problem mit dem Essen gegeben. Und warum? Weil sich niemand mit pseudokulturalistischen Diskussionsbeiträgen in die Speiseplangestaltung vor Ort eingemischt hatte. Das galt vor einigen Jahren sogar in Oberbayern.

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    Lieber Franz Eibl,

    Im Interview mit der „Welt“ hat Daniel Günther von der CDU gesagt, worum es seiner Partei geht:

    „Uns ging es mitnichten darum, den Schweinefleischkonsum anzuheizen. Uns allen ist klar, dass wir in Deutschland eher einen zu hohen Fleischkonsum haben.
    Wir wollten keine Ernährungsdebatte anstoßen, sondern darauf hinweisen, dass wir es für falsch halten, unsere Traditionen gerade angesichts der aktuellen Diskussionen infrage zu stellen. Und zu unseren Traditionen gehört nun einmal auch, Schweinefleisch zu essen.“
    http://www.welt.de/politik/deu.....ition.html

    Sie reden über Vernunft. Die CDU redet über Emotionen. Die hat sie „gerade angesichts der aktuellen Diskussionen“, das heißt angesichts der Stimmengewinne für die AfD, anheizen wollen. Und das ist ihr gelungen. Großartig, Glückwunsch dazu.
    Es gab keine Beschwerden gegen das Kantinenessen, niemand fühlte sich benachteiligt, es gab, schlicht und einfach kein Problem, auf das die CDU hätte als Volkspartei reagieren müssen.

    Im Übrigen sind Ihre Vergleiche mit der Toleriereung von Päderasten und Tierquälern geschmacklos.Aber das wissen Sie ja selbst.

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    ..und wenn’s wirklich was zu kritisieren gibt, dann ist das aggressive Anspruchshaltung, von wem auch immer.

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    Was für eine akademische, hysterisch-überhöhte unliberale Herangehensweise an das Thema: Omnipräsenz von Schweinefleisch in Kantinen als letzte Bastion einer soumission im Houellebecque’schen Sinne? Abneigungen gegen das eine oder andere kann ich verstehen. Werden anscheinend unbewusst tradiert. Abneigung gegen die Kombination von Milch- und Fleischprodukten bei mir. Anscheinend vom Opa. Schrulle? Sicher, aber vieles aus der italienischen (Lasagne) oder griechischen Küche (Kleftiko) geht bei mir wirklich nicht. Und suchen Sie mal einen Supermarkt, wo nicht die Käsetheke, neben der Wursttheke ist. Krabben und Schweinefleisch esse ich, kommt wohl vom anderen Opa. Kann also gewisse Abneigungen durchaus nachvollziehen. Warum sollen Kantinen (Unternehmen!) nicht im Sinne ihrer Kunden kulinarisch richtig und auch im betriebswirtschaftlichen Sinne richtig entscheiden und wenige, dafür aber frische Menüs anbieten, die alle essen können? Nee, bitte keine Politik auch noch bei dem Thema..

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    Lieber Alan Posener,
    selbstverständlich haben wir im Politikstudium darüber gesprochen, ob Demokratie die „Dikatur der 51 Prozent“ ist. In den Parlamenten ist es tatsächlich so. Grüne und Linke müssen im Bundestag bis mindestens 2017 erdulden, dass ihre Anträge durchfallen. Da gibt es keinen Minderheitenschutz, etwa der Art dass, jeder zehnte Antrag beispielsweise Zustimmung findet, damit sie nicht völlig untergebuttert werden. In der Schweiz, aber auch in den österreichischen Bundesländern gibt es die Konkordanzdemokratie. Da bekommt jede Partei mit einem Mindestmaß an Zuspruch auch Sitz in der Regierung. Auch eine Möglichkeit, die durchaus aber ihre Tücken hat. Denn dann hätten wir die AfD nach dem 13. März auch in den Landesregierungen.

    Wir sind uns aber natürlich einig, dass zumindest gesellschaftlich ein Minderheitenschutz erfolgen muss, wenn es ihn in der Bundesrepublik schon politisch nicht gibt.

    Aber auch da gibt es Probleme, einen solchen Schutz gerecht durchzuführen. Die Forderungen z.B. von Päderasten und Tierquälern, sie müssten das Recht bekommen, ihre Neigungen ausleben zu dürfen, kann man noch relativ leicht argumentativ zurückweisen (auch wenn erstere in der Vergangenheit dennoch teilweise Unterstützung in Wissenschaft, Politik und Presse fanden).
    Aber es gibt andere Forderungen, welche nicht so leicht zu widerlegen sind. Warum sollten Chinesen in Deutschland nicht Katzen und Hunde essen dürfen? Schweine, Schafe, Enten, Rinder etc. werden geschlachtet, warum also nicht Katz, Hund und Ratte? Warum nicht Delfin- und Walfleisch für Japaner? Warum sollten Mormonen und Mohammedaner nicht mehrere Ehefrauen haben, wenn es in ihrer Kultur/Religion möglich ist und die Frauen nichts dagegen haben?

    Hier können wir nur mit gesellschaftlichen Normen argumentieren. Aber die sind bekanntlich weich und wandeln sich im Laufe der Zeiten. Es ist noch gar nicht so lange her, da war in Deutschland Homosexualität verboten, Frauen durften nur mit Erlaubnis ihres Ehemanns eine Arbeit aufnehmen und wer an Unverheiratete eine Wohnung vermietete, machte sich der Kuppelei schuldig. Diese sog. gesellschaftlichen Normen sind also keine wirkliche Stütze.

    In einer freiheitlichen Gesellschaft wie der unseren ist Toleranz die Grundlage von allem – allerdings gegenseitig und nur bis dahin, wo nicht die Freiheitsrechte anderer eingeschränkt werden. Das heißt zum Beispiel, dass eine Frau wahlweise im Kopftuch oder im Minirock durch die Stadt laufen kann – ohne angefeindet oder belästigt zu werden. Dass ich auf einer Parkbank ein Bier trinken kann, ohne mich dafür rechtfertigen zu müssen. Undsoweiterundsofort.

    Manchmal braucht es aber auch einen Kompromiss, so wie in der Politik, weil es keine Lösung gibt, die allen gerecht wird. Denn eine Kantine kann eben nicht eine große Speisenauswahl bieten, die auf alle Bedürfnisse Rücksicht nimmt.
    Der beste Kompromiss ist bekanntlich der, in der so viele Menschen wie möglich davon profitieren. Ich habe daher zwei Speisen vorgeschlagen, fleischlos und mit Fleisch (das kann dann auch mal Schwein sein). Ich denke, mit einer solchen Lösung könnten die meisten Menschen leben. Wenn Kita und Schule den Eltern von Juden, Muslimen und Vegatarier sagen können, bei uns könnt ihr jeden Tag ein Gericht ohne Schwein (bzw. ohne Fleisch) bekommen. Und wenn sie dann anderen sagen können, natürlich gibt es bei uns auch mal Schweinebraten oder (Schweine-)Schnitzel mit Pommes, dann ist doch allen geholfen. Warum unnötig das Schwein ganz vom Speiseplan nehmen, obwohl es gar nicht nötig ist?

    Sie sagen: „Für Juden zum Beispiel ist es unmöglich, Essen zu sich zu nehmen, das in einer Küche zubereitet wurde, in dem auch Schweinefleisch verarbeitet wurde. Ich nehme stark an, dass Ähnliches für Muslime gilt. Was vergeben sich Kantinen, wenn sie darauf Rücksicht nehmen?“ Konsequenterweise müsste das Essen dann aber auch koscher und/oder halal angeboten werden. Mit allen Folgen, die das nach sich ziehen würde. Also keine Nicht-Gläubigen mehr in der Küche zu beschäftigen. Nebenbei: Die Ausnahmegenehmigung, das Schächten ohne Betäubung durchzuführen, würde dann zum Standard werden und das bestehende Tierschutzgesetz wäre nichts mehr wert.

    Wollen wir das so? Und wo ziehen wir die Grenze? Meines Erachtens am besten überall dort, wo aus die Rücksichtnahme auf eine Gruppe den Freiheitsverlust einer anderen Gruppe zu Folge hat. Daher brauchen wir Lösungen, welche die größtmögliche Freiheit für die größtmögliche Anzahl von Menschen bieten.

    All dies muss in einer Demokratie offen und sachlich diskutiert werden. Und zwar mit den Betroffenen. Es kann aber nicht sein, dass per ordre mufti die Stadt Flensburg verkündet: „In unseren Kitas und Schulen ist Schweinefleisch verboten.“ Wer hat das entschieden? Wurde das im Stadtrat diskutiert? Hat man die Öffentlichkeit vorher einbezogen? Die Eltern gehört? Haben die lokalen Medien darüber im Vorfeld berichtet? All das sollte in einer Demokratie, wo ansonsten über eine Kanaldeckelverlegung erbitterte Debatten geführt werden, doch selbstverständlich sein. Ansonsten bekommen viele Menschen das Gefühl, sie werden nicht gehört und ihre Befürchtungen werden nicht ernst genommen.

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    @Schnitzeljagd

    „als ob unsereiner den Nicht-Muslimen ihre Salami vom Brot runter reißen würde, dann ist das in meinen Augen eine Verdrehung der Tatsachen…“

    Genau das passiert, wenn Muslime die Mehrheit stellen. Deutschen Kindern wird ins Essen gespuckt und sie werden als Schweinefleischfresser beschimpft. Also wehret den Anfängen und bestreitet keine kriminellen Tatsachen.

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    @Monika Frommel:
    Diese Frage muss ich mir nicht stellen, da mein Text gestern, am 1. März, erschienen ist, und der Sascha-Lobo-Text im SPIEGEL heute, am 2. März, um 13.43 online gestellt wurde, wie man dort sehen kann. Es freut mich aber, dass Lobo die Sache wie ich sieht.

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    Werter Herr Posener, da ich fast nie SChweinefleisch esse und es noch nie eingekauft habe, kann ich da wohl grosszügiger sein als sie, denn ich wettere ja sonst eh gegen zu viel und zu billigen Fleischkonsum,der das Klima kaputt macht und viele Böden und Tiere,die Menschen dann auch irgendwann krank.Aber ich finde nicht das das Zuammenleben der Religionen auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner bezogen auf Essen, Kleidung etc geregelt, bzw ermöglicht werden sollte und dass eh fast alle Kantinen siehe oben besser werden könnten.

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    Alle Kinder, die ich kenne, sind in der Pause zum Bäcker, zur Bude oder zu Mc gegangen, alle, je nach Penunze sporadisch oder regelmäßig.
    Jeder, den ich kenne, der einen akademischen Beruf hat, sagt, dass man nach dem Mittagessen für ca. zwei Stunden abbaut. Hierzu gibt es den berühmten deutschen Spruch: Nach dem Essen soll man ruh’n oder tausend Schritte tun. Die Verkürzung der Schulzeit bei Abschaffung der Mittagspause wäre das Ding.
    Ansonsten kann ich Ihnen gern verraten, was alle Kinder gern zwischendurch essen und was meistens absolut halal ist: Kuchen. Und der macht nicht fertig, weil der Zucker enthält.
    Die Kinder bringen sich zu Tests Traubenzucker mit, und die Grünen predigen gegen Zucker. Man merkt ganz genau, wie viele Kinder die gezeugt oder geboren haben. Die sind auf dem Sektor ebenso kenntnisfrei wie beim deutschen Wald. Die haben keinen Schimmer, was Kinder gern essen: Zucker: Marsriegel, Kuchen, Snickers, Pudding, Eis, Palatschinken, Kaiserscharrn, Pfannkuchen, Reiberdatschi mit Apfelmus, Marillenknödel, Topfenknödel. Ansonsten Würstchen, gebratene Hähnchen zur Not, Shaghetti, das war’s. Salat? Fehlanzeige. Spinat? Fehlanzeige. Suppe? Igitt. Braten? Für Erwachsene. Fisch? Wenn, dann Stäbchen. Möhren? Für Pferde.
    Obst? Gerne. Hat Fructose (Zucker): Ist den meisten Kantinen zu teuer.
    Diese Diskussion ist so überflüssig wie ein Kropf. Die haben eh keinen Bock auf ihre Kantine.

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    @ Alan Posener
    Da haben Sie nicht Recht. Orthodoxe Juden (das Adjektiv vergaßen Sie) sind nur eine überschaubare Gruppe unter den ohnehin wenigen Juden. Sie gehen oft in ihre eigenen Kindergärten oder Schulen und können daher nicht als Argument dienen.
    Die Abseilerei von Pork geht schon seit einigen Jahren still und heimlich vonstatten und hat m.E. weniger mit Muslimen zu tun, als mit militanten Vegetariern.
    Meine Kinder fanden so gut wie alles in der Schulkantine langweilig und brachten ihr eigenes Zeug mit. Das ist aber nicht jedem zuzumuten.
    Wenn die Kantine nur für muslimische Kinder gestaltet werden sollte, werden sie die übrigen nach einer Weile auf der Straße bei McDonalds wieder finden, das sich prompt in der Nähe der Schule ansiedeln wird.
    Und wenn das mit den Schwimmbädern so weiter geht etc.
    Es kann nicht sein, dass der Steuerzahler für Halal-Kantinen und NoGo-Schwimmbäder geradesteht. Man muss die Räume seiner Kinder entsprechend versorgen und notfalls schützen.
    Die Achse hat das Thema auch, weil es ein Skandal ist, wie Leuten Sachen im Munde verdreht werden.

    Wenn die Eltern das Essen selbst zahlen, was auch vorkommt, muss eben abgestimmt werden.
    Weiter so in diese Richtung, bekommen wir natürlich einen zunehmenden Rechtsruck, für den die Muslime in ihrer Mehrheit weniger können als Politiker wie Volker B. Außerdem werden wir eine Segregation bekommen. Es wird nicht mehr nur die türkische Parallelgesellschaft geben, sondern auch die schwäbische, hessische oder bayerische. Schon wegen der Küche.
    Einer der Gründe, dass ich selten in diesen Weltengegenden war, ist die Küche: Ich kann den Fraß nicht ab, das Couscous nicht, das Kochfleisch nicht, den türkischen Honig nicht, die vielen Ragouts nicht. Das Ganze fängt in Griechenland schon an. Einmal Moussaka, gut, einmal Kleftiko gut. Immer wieder Souflaki, nach einer Woche will ich nach Hause. Als erstes geh‘ ich zum VM und hole zwei Leberkässemma. Oder zu McDonalds.
    Wie wär’s ganz einfach mit einer Trennwand in der Küche bzw. zwei Küchen und zwei Kantinen? Na oder, nur keine Segregation! Dann doch lieber alle ins muslimische Boot oder die Gemüseschleuder.

    Am Ende will dann von unseren keiner mehr in die Schule, vor allem, wenn er in den Pausen noch geschlagen wird.

    Jetzt das Wesentliche: Ganztagsschule ist beschissen, nimmt den Kindern die gesamte Freiheit weg. Ich bin halbtags gegangen und klug genug. Brot war im Ranzen, Kantine gab’s nicht. Ab und zu tauschten wir die Stullen. Das ist alles furchtbar. Dass die Kinder nicht nach Hause können, die Väter nicht genug verdienen und mittags alle diesen Fraß vorgesetzt kriegen. Egal aus was der ist, das ist meistens ein abscheulicher Fraß von der Kindheit bis ins Seniorenheim.
    Im übrigen haben wir in diesem Haus festgestellt, dass man mit zwei Mahlzeiten am Tag auskommt, wenn man mittags einen Snack (am besten süß, Herr Beck!) dabei hat. Dabei bleibt man schlank und leistungsfähiger, denn nach dem Mittagessen ist der Denkapparat tot.

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    Dann fangen wir also morgens mit Mortadella zum Frühstück an, machen ein Pausenbrot mit Schinken, essen zu Mittag Schweinskotelett an Leipzschger Allerley, nachmittags noch ne Toppsülze und abends dann ordentlich Schwoanshoax! So öffentlich wie möglich, d.h. laut schmatzen.

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    Vielleicht sollte man, um ein Zeichen gegen die Islamisierung zu setzen, so viel Schweinefleisch wie möglich essen? Morgens, mittags, abends nur noch vom Schwein, und dazwischen passt auch noch ein Wurstbrot. Das sollte seine Wirkung nicht verfehlen.

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    „Worauf verzichtet der Kantinenesser, wenn er dort kein Schweinswürstchen bekommt? Auf nichts. Er kann ja zuhause und unterwegs sich mit Schwein vollstopfen, wenn ihm danach ist.“

    „Für Juden zum Beispiel ist es unmöglich, Essen zu sich zu nehmen, das in einer Küche zubereitet wurde, in dem auch Schweinefleisch verarbeitet wurde. Ich nehme stark an, dass Ähnliches für Muslime gilt.“

    Tja, die einen nehmen ihr Essen zu sich, während die anderen sich vollstopfen.
    Damit ist doch schon alles gesagt und es wird deutlich, auf welchen Niveau sich dieser Diskurs bewegt.

    Man muß kein Verschwörungstheoretiker sein, um in all dem eine erfolgreiche Salamitaktik zu sehen:

    Wen stört schon ein Kopftuch ?
    Wen stört eine vollverschleierte Frau, sie tut doch niemanden was ?
    Wen stören Alkoholverbote, sollen sie doch zuhause trinken ?
    Wen stören No-Go-Areas für unverschleierte Frauen, sollen sie doch zuhause bleiben ?
    etc, etc, etc

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    Dies ist so ein Fall, der die AFD natürlich stärkt:
    Die Politiker Volker Beck und Christian Lindner wollen die Leute für dumm verkaufen.
    Alternativ haben sie sich nicht richtig belesen.
    Sagt der Wähler dann einfach: Die kann man auch nicht wählen.

    Schweinefleisch ist unverzichtbar aus Geschmacksgründen: Salami, Leberwurst, Schinken, Würstchen, Schnitzel, Kotelett. Die Spezialitäten Haxe und Braten sind zu aufwändig für Schulen.
    Pute ist fad. Grüne wie Beck sind ja mehr für veg, wahrscheinlich stößt Huhn und Pute sie weniger ab.
    Die CDU von SH hat Recht. Es sollte ein breit gefächertes Angebot geben.

    Fakt ist: Oben merkt man nicht mehr, wenn man die Leute für dumm verkauft.

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    Ich finde, sie liegen hier völlig falsch, lieber Herr Eibl, und nicht zufällig genau auf der Linie der „Achse“:

    http://www.achgut.com/artikel/.....t_umgedeut

    Zustimmend zitieren Sie einen Kommentator, der von „falsch verstandener Toleranz“ schwadroniert, was immer ein Plädoyer gegen die Toleranz einleitet, und der dann den Beweis dafür liefert, indem er die wahrhaft unerhörte Aussage trifft: „Es ist nicht die Aufgabe der gesellschaftlichen Mehrheit, Ess- und Lebensvorstellungen von Minderheiten zu organisieren. Das müssen die Minderheiten selbst machen.“
    Demokratie also als Diktatur der Mehrheit? Hat die Mehrheit etwa nicht die Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sich die Minderheit nicht ausgegrenzt fühlt? Das ist nicht Demokratie, das ist Totalitarismus.
    Aber wenn hier von Mehrheiten geredet wird: Weil die Biodeutschen, als welchen Gründen auch immer, weniger Nachwuchs erzeugen, sind in vielen Kitas muslimische Kinder eben nicht in der Minderheit. Soll nach der Logik des von Ihnen zitierten Kommentars die – oder ihre Eltern – das Recht haben, ihre „Lebensvorstellungen“ dort durchzusetzen? Ich glaube nicht.
    Hier geht es aber um kleinere Brötchen und um praktische Angelegenheiten: Das Essen soll so gestaltet werden, dass es möglichst von allen ohne Probleme gegessen werden kann, ganz gleich, ob sie einer „Minderheit“ oder einer „Mehrheit“ anghehören, und zu vertretbaren Kosten.
    Für Juden zum Beispiel ist es unmöglich, Essen zu sich zu nehmen, das in einer Küche zubereitet wurde, in dem auch Schweinefleisch verarbeitet wurde. Ich nehme stark an, dass Ähnliches für Muslime gilt.
    Was vergeben sich Kantinen, wenn sie darauf Rücksicht nehmen? Worauf verzichtet der Kantinenesser, wenn er dort kein Schweinswürstchen bekommt? Auf nichts. Er kann ja zuhause und unterwegs sich mit Schwein vollstopfen, wenn ihm danach ist.
    Es gibt viele Dinge, die ich gern esse, aber in unerer Kantine nicht finde, von Gänsestopfleber bis Paella. Wenn zu diesen Dingen auch Kassler mit Kraut gehört, was ich gern zwei- drei Mal pro Winter esse, dann ist dasn für mich nicht schlimm.
    Dass die Sache von Ihnen aber so hingestellt wird, als ob diese praktische Regelung der erste Schritt wäre hin zum Verbot von Papstwitzen und Mohammedkarikaturen, ist empörend. Die Meinungsfreiheit ist mitnichten in Gefahr, wenn Kantinen mit Rücksicht auf ihre Kunden auf Schweinefleisch verzichten. Ich würde schließlich auch nicht umgekehrt die Behauptung wagen, mit dem Vorstoß der CDU, das Angebot von Schweinefleisch in Kantinen per ordre de Mufti sicherzustellen, werde der erste Schritt getan hin zu einer Pflicht zur Lächerlichmachung religiöser Figuren. Die CDU hat mit einer billigen Masche den Populismus befeuert, und Sie haben sich bei der Verteidigung dieses Schritts verrannt.

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    Als Gründerin der Grünen und ihre Kritikerin und als Theologin und Feminstin, die nichts von fauler Toleranz hält und nichts von engstirniger political correctness und Sprachregulierungen oder strenge Essens oder Kleidungsregulierungen danke ich Ihnen sehr für Ihren Kommentar,Eva Quistorp

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    Hallo,
    ich frage mich, ob eine Partei wirklich sich mit so was beschäftigen muss….Ist es nicht auch irgendwie unseriös von SchweinefleischVERBOT in Kantinen zu sprechen? Ich bin wahrscheinlich noch nicht genug im Norden der Republik herumgereist, mir ist aber ein solches VERBOT noch nie begegnet. Bin selbst Muslima, Mutter eines Kindes, welches in der Kita drei Jahre lang verpflegt wurde. Dabei haben wir die Gebühren für die Verpflegung in voller Höher zahlen müssen, unser Kind hat aber häufig nur die Beilagen gegessen. An den Tagen, an welchen das Schweineschnitzel serviert wurde, bestand das Mittagessen der muslimischen Kinder aus Beilagen. Also z.B. trockene Kartoffel und Erbsen mit Möhren. Das war in der Regel zwei mal die Woche so. Wir haben uns nie dagegen aufgelehnt, obwohl wir eigentlich mit unseren Zahlungen weniger Leistung in Anspruch genommen haben und den Fleischkonsum der anderen noch mitfinanziert haben.
    Nur damit ich nicht falsch verstanden werde: ich habe kein Problem, wenn jemand Schweinefleisch ist, aber wenn politische Parteien sich jetzt mit solchen Themen beschäftigen, und die so aufbauschen, als ob unsereiner den Nicht-Muslimen ihre Salami vom Brot runter reißen würde, dann ist das in meinen Augen eine Verdrehung der Tatsachen….Wenn jemand zu viel solchen „Debatten“ zuhört, wird er schon bald Angst vor Überfremdung haben, egal ob eine solche gegeben ist oder nicht. Das ist der Nährboden, auf welchem dann Pegida und AfD gedeihen können…
    In diesem Sinne: Mahlzeit!

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    De facto ist es ebenso eine „Schweinefleischpflicht“ wie eine „Sachsenkulturpflicht an Sachsens Bühnen“ im Wahlprogramm der AfD.
    Fordert man hier die Landesregierung auf, sich „insbesondere“ (!) für den Erhalt von Schweinefleisch in Speiseplänen einzusetzen, dann ist das nicht minder eine Einmischung in die Ernährungsgewohnheiten und eine Bevormundung der Bürger wie eben die Zwangsbeglückung sächsischer Kulturinteressierter. Wo also ist der Unterschied?

    Statt dessen wird damit nur zur Lebensmittelverschwendung aufgerufen, weil etwas auf den Speiseplan soll, das dort möglicherweise gar nicht gefragt ist.
    Wenn hier also jemand Populismus betreibt, dann ist es die Nord-CDU – und zugleich nährt es den (wenn auch unbewiesenen) Verdacht des Landwirtschafts-Lobbyismus. Alles Wasser auf die Mühlen jener der Politik misstrauenden Menschen, zusätzlich genährt durch die schweinebäuchige Empörung des CSU-Landwirtschaftsministers.

    Hätten Sie weiter gehende Kommentare und Berichte, z.B. aus Nordrhein-Westfalen, recherchiert, hätten Sie gelesen, dass der Bedarf an Schweinefleisch generell gar nicht mehr so groß ist – was nicht allein auf religiöse Gründe zurückzuführen ist. Zumal auch die DGE gar nicht so sehr der Ansicht ist, dass Schweinefleisch ein Teil der deutschen Leitkultur ist, sondern eher seltener auf den Teller gehört. Die Caterer haben darauf längst reagiert, und das ganz ohne politische Zwänge. Soll da jetzt allen Ernstes reingegrätscht werden?

    Bei aller gebotenen Toleranz, aber das ist einfach nur noch albern.

    Auch ich verzichte auf Schweinefleisch – weitgehend aus gesundheitlichen Gründen. Meine Ärztin hat mir dazu geraten. Würde ich mich nicht daran halten, wären Fehlzeiten / Arbeitsausfall, Behandlungskosten und ggf. erhöhte Medikamenteneinnahme die Folge – und damit stehe ich weitaus nicht allein da in Deutschland (nein, es ist keine Allergie!).
    Wo genau also liegt das Problem?

    Wir sind uns einig: Lasst es den Markt machen und die Nachfrage regeln, selbst wenn diese Forderung für meine Verhältnisse schon wieder zu liberal klingt.
    Aber wer die Landesregierung auffordert, sich für den Erhalt von Schweinefleisch einzusetzen, der darf ruhig auch mal verkürzt auf eine „-pflicht“ reduziert und dramatisiert werden.
    Satire macht im übrigen nichts anderes: Sie überzeichnet, und das war an dieser Stelle einfach notwendig, um diese groteske, ja, Sommerloch-artige „Aufforderung“ ins Rampenlicht zu rücken und die Nord-CDU mal an der (Schweine-)Nase durch die Manege zu führen.

    Es ging den Grünen ja nicht anders mit ihrem Veggie-Day: Stand schon immer im Wahlprogramm, war ein Vorschlag als zusätzliche (!) Alternative und nie als Vorschrift gedacht, und dennoch heizte das konservative Deutschland eine Kampagne ohnesgleichen dagegen an.
    Da geschieht es der CDU ganz recht, auch mal auf der anderen Seite zu stehen.

    Ich möchte wie Sie mit einer Ahnlehnung an Till Lorenz Kommentar schließen:
    Wer sein Schweinefleisch haben möchte, möge sich doch bitte ebenso der Brotdose bedienen. Aber nicht als Weisung aus der Staatskanzlei. Das steht einer Demokratie im 21. Jahrhundert ganz schlecht zu Gesicht.

  28. avatar

    „Sorgfalt und Besonnenheit“ – ja, davon könnte man zurzeit weitaus mehr gebrachen. Solange ein Gehirn noch „heiß“ läuft, also vor allem von Ängsten beherrscht wird, kann der Verstand nicht ordentlich arbeiten – zuerst muss eine „Abkühlung“ einsetzen.

  29. avatar

    Ich verstehe jetzt die Intention Ihres Beitrags nicht.

    Sie haben ein Problem damit, daß die bösen Rechtspopulisten von der AfD aus diesem Verhalten der Medien und der Politik einen Nutzen ziehen könnte, sie selbst lehnen das praktizierte Schweinefleischverbot ab.

    Dabei vergessen Sie aber, daß Sie damit für Leute wie den Kinderfreund Beck selbst schon ein Rechtspopulist sind.

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