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Islamisierung als Kampfbegriff

Zur „Pegida“ als Bewegung hat die Bundeskanzlerin in ihrer Neujahrsansprache das Nötige in der angemessenen Kürze gesagt. Interessanter scheinen mir die Reaktionen außerhalb Dresdens und des unmittelbaren ideologischen Einflussbereichs der Pegida. Auf sie, scheint mir, passt das Wort vom „hilflosen Antifaschismus“.

Einige Kommentatoren haben sich einen Spaß daraus gemacht, sich über die in der Tat alberne Verwendung des Begriffs „Abendland“ durch die Pegida-Leute zu mokieren. Andere haben darauf hingewiesen, dass es kaum irgendwo in Deutschland weniger Anzeichen für eine „Islamisierung“ gibt als im Süden Sachsens. (Von den angrenzenden EU-Staaten Tschechien, Slowakei und Polen ganz zu schweigen.)
Diese Kommentatoren – ebenso wie jene Politiker, die meinen, man müsse „die Ängste der Menschen ernst nehmen“ – übersehen, dass die „Islamisierung“ ein Kampfbegriff gegen die Demokratie ist, wie vor 1945 die „Verjudung“.
Das Problem besteht nicht darin, dass – sagen wir – 20.000 Dresdener die Islamisierung Europas für eine Gefahr halten, sondern dass es bis weit in bürgerliche Kreise hinein ein Gefühl gibt, die Leute könnten ein bisschen Recht haben. Das Problem besteht nicht darin, dass einige Tausend Dresdener „Lügenpresse!“ brüllen, weil sich die seriösen Medien der Kampfparole „Islamisierung“ nicht bedienen wollen. Das Problem besteht darin, dass sich die seriösen Medien getroffen fühlen.

Damals „Verjudung“; heute „Islamisierung“
Noch einmal: Die Parole von der „Islamisierung“ ist nicht bloß eine falsche Behauptung, nicht bloß eine Übertreibung. Sie ist der Versuch, die demokratische Ordnung, das „System“, zu delegitimieren, weil sie die „Islamisierung“ nicht stoppt oder sie gar fördert. So wurde die Parole von der „Verjudung“ von den Nazis verwendet. Die Nazis konnten mit dieser Parole aber nur reüssieren, weil viele Leute damals das Gefühl hatten, sie könnten ein bisschen Recht haben.
Wie Philipp Jenninger in seiner Rede zum 50. Jahrestag der Reichskristallnacht (ich weiß, ich weiß; ich verwende den Begriff trotzdem) ausführte: „Und was die Juden anging: Hatten sie sich nicht in der Vergangenheit doch eine Rolle angemaßt – so hieß es damals –, die ihnen nicht zukam? Mussten sie nicht endlich einmal Einschränkungen in Kauf nehmen? Hatten sie es nicht vielleicht sogar verdient, in ihre Schranken gewiesen zu werden? Und vor allem: Entsprach die Propaganda – abgesehen von wilden, nicht ernstzunehmenden Übertreibungen – nicht doch in wesentlichen Punkten eigenen Mutmaßungen und Überzeugungen?“

So war es.
Und so, wie es heute Muslime gibt, die der Mehrheitsgesellschaft bescheinigen, ihre Ängste seien nicht völlig irrational, so hatten damals nicht wenige Juden das Gefühl, es gebe tatsächlich so etwas wie ein „Judenproblem“. Mit etwa zwanzig Jahren dichtete mein Vater folgenden Schüttelreim: „Beim Bach-Konzert im Kassenraum / Siehst du nur Juden, andere Rassen kaum.“ (Damals warf man den Juden vor, sich durch Überassimilation in den Volkskörper hineinzuschleichen und ihre jüdische Herkunft zu verschleiern; heute wirft man den Muslimen vor, sich nicht assimilieren zu wollen. Wie man’s macht, ist’s falsch.)
Ja, sagen die Leute, die meinen, man könnte zugleich Philosemit und Islamhasser sein, aber der Antisemitismus war doch offenkundiger Blödsinn! Die Juden waren doch die unschuldigen Opfer wild gewordener deutscher Kleinbürger; aber die Muslimen sind tatsächlich eine Gefahr. Es gibt ja den islamistischen Terror; einen jüdischen Terror hat es nie gegeben.

Martin Hohmann und die Juden als Tätervolk
Nun, Anfang des 20. Jahrhunderts waren die Antisemiten ebenso fest davon überzeugt, es gebe sehr wohl einen jüdischen Terror. Darauf wies der CDU-Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann in seiner Rede zum Nationalfeiertag 2003 hin: „Gibt es auch beim jüdischen Volk, das wir ausschließlich in der Opferrolle wahrnehmen, eine dunkle Seite in der neueren Geschichte oder waren Juden ausschließlich die Opfer, die Leidtragenden?“
Hohmann listet in seiner Rede die vielen Juden (Juden der Rasse, nicht der Religion nach), die an führender Stelle kommunistischer und sozialistischer Parteien in Europa standen und resümiert:
„Wir haben nun gesehen, wie stark und nachhaltig Juden die revolutionäre Bewegung in Russland und mitteleuropäischen Staaten geprägt haben. Das hat auch den amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson 1919 zu der Einschätzung gebracht, die bolschewistische Bewegung sei ‚jüdisch geführt’. Mit einer gewissen Berechtigung könnte man im Hinblick auf die Millionen Toten dieser ersten Revolutionsphase nach der ‚Täterschaft’ der Juden fragen. Juden waren in großer Anzahl sowohl in der Führungsebene als auch bei den Tscheka-Erschießungskommandos aktiv. Daher könnte man Juden mit einiger Berechtigung als ‚Tätervolk’ bezeichnen.“

Der Fairness halber merke ich an, dass Hohmann diese Behauptung zumindest der Form nach gleich wieder zurücknimmt. Die jüdischen Bolschewiken, so Hohmann, „waren nach Herkunft und Erziehung Juden, von ihrer Weltanschauung her aber meist glühende Hasser jeglicher Religion. Ähnliches galt für die Nationalsozialisten. Die meisten von ihnen entstammten einem christlichen Elternhaus. Sie hatten aber ihre Religion abgelegt und waren zu Feinden der christlichen und der jüdischen Religion geworden. Verbindendes Element des Bolschewismus und des Nationalsozialismus war also die religionsfeindliche Ausrichtung und die Gottlosigkeit. Daher sind weder ‚die Deutschen’, noch ‚die Juden’ ein Tätervolk.“
Gewiss freuen sich die Juden, ob religiös oder gottlos, derart vom Verdacht, „Tätervolk“ zu sein, freigesprochen zu werden. Dass Hohmann trotz dieses Schlenkers durchaus das Ressentiment gegen die Juden schüren wollte, geht auch daraus hervor, dass er zu Beginn seiner Rede auf eine Frage verweist, die er als Abgeordneter der – damals Rot-Grünen – Regierung gestellt hat: „Ist die Bundesregierung angesichts der Wirtschaftsentwicklung und des Rückgangs der Steuereinnahmen bereit, ihre Entschädigungszahlungen nach dem Bundesentschädigungsgesetz (also an – vor allem jüdische – Opfer des Nationalsozialismus) der gesunkenen Leistungsfähigkeit des deutschen Staates anzupassen?“

Die Logik des Vorurteils
Ansonsten ist an Hohmanns Ausführungen so viel Verqueres, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll. Damit, dass niemand den Deutschen unterstell, ein „Tätervolk“ zu sein? (Allenfalls spricht man vom Land oder vom Volk der Täter, was etwas anderes ist, nämlich das Land oder das Volk, aus dem die Täter stammten.) Damit, dass der Anteil der Nazis und der Nazi-Wähler an der deutschen Bevölkerung viel höher war als der Anteil der Bolschewisten an der jüdischen? Damit, dass selbstverständlich der christliche Antijudaismus etwas mit dem Antisemitismus der Nazis zu tun hat, ebenso wie der jüdische Messianismus etwas mit der Beteiligung vieler emanzipierter Juden an progressiven – und leider auch an linksradikalen und terroristischen Organisationen zu tun hat? Das trifft nicht das Wesentliche. Das Wesentliche ist die Struktur des Ressentiments: Von wenigen – oder vielen – wird auf die Mehrheit – oder alle – geschlossen. Die meisten Nazis und Kommunisten waren Atheisten; also ist der Atheismus schuld an Nationalsozialismus und Kommunismus, also sind die Atheisten ein Tätervolk: „Die Gottlosen mit ihren gottlosen Ideologien, sie waren das Tätervolk des letzten, blutigen Jahrhunderts.“ So Hohmann. Und nach dieser Logik des Irrsinns wären natürlich auch die Juden und die Deutschen ein Tätervolk.

Eine Schande für Deutschland
Eineinhalbtausend Millionen Muslime gibt es auf der Welt. Ein winziger Bruchteil davon sind Fundamentalisten, und davon ein Winziger Teil Terroristen. In Deutschland leben vielleicht viereinhalb Millionen Muslime, die überwältigende Mehrheit von ihnen gemäßigte türkische und kurdische Sunniten. Aber nach jedem Terroranschlag verlangen die Islamfeinde von „den Muslimen“ eine Distanzierung, als stünden alle Muslime unter Generalverdacht.
Noch vor sechzig, siebzig Jahren gab es so gut wie keine unabhängigen islamischen Staaten, lebten fast alle Muslime in Kolonien, die von christlichen Ländern seit Jahrzehnten, wenn nicht jahrhunderten beherrscht worden waren. Zu Recht hätte man von der „Europäisierung“ oder „Verwestlichung“ der muslimischen Welt reden können. Da muss es einem Moslem schon merkwürdig vorkommen, wenn nun ausgerechnet Europäer die „Islamisierung“ ihres Kontinents an die Wand malen – nachdem sie selbst die Muslime als billige Arbeiter ins Land geholt haben.
Noch in den letzten 20 Jahren haben die Russen in Afghanistan und Tschetschenien, die Serben in Bosnien und im Kosovo genozidale Operationen gegen Muslime durchgeführt; die Chinesen unterdrücken seit Jahrzehnten die muslimischen Uiguren; in Indien wird der Hindu-Nationalismus von Muslimen als Bedrohung empfunden. Von den westlichen Operationen im Irak und in Libyen und vom israelisch-palästinensischen Konflikt will ich erst gar nicht anfangen. Wie muss es einem hier lebenden Moslem vorkommen, wenn nun Menschen grölend durch Dresden ziehen, „Wir sind das Volk“ rufen – und Politik und Medien, teilweise jedenfalls, statt von den Ängsten der muslimischen Bürger zu reden, die Ängste der Rassisten ernster zu nehmen versprechen?
Der Antisemitismus diente dazu, die Demokratie als „verjudet“ zu diskreditieren. Der Islamhass dient dazu, mit der Parole von der „Islamisierung des Abendlands“ der Demokratie die Kapitulation vor dem Islam zu unterstellen und dadurch zu diskreditieren. „Wehret den Anfängen“ hieß es nach 1945. Warum schreit ein Teil der deutschen Publizistik und Politik dagegen an, dass man der Pegida entgegentritt? Heiko Maas hatte Unrecht, als er sagte, Pegida sei eine Schande für Deutschland. Die wahre Schande, das sind die Pegida-Versteher.

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210 Gedanken zu “Islamisierung als Kampfbegriff;”

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    … nun ja, liiiieber Alan Posener, dass Sie einerseits Kurt Tucholsky in der Welt …. , aber anderseits hier zensieren/moderieren, da haben Sie wohl nicht so viel von ihm verstanden.

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      Ach Gott, Hans Faust, der gute Tucho hätte hier ganz anders gehaust. Die Satire darf alles. Der Kommentar-Schreiber nicht.

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    Wie könnte Terrorismus verhindert werden? Evtl. mit der von KJN befürworteten Dezentralisierung. Statt ein Bus oder ein Supermarkt einzelne (autonome – um den sonst drohenden Verkehrskollaps zu verhindern) Autos, mehrere Logistikzentren (passiert sowieso), Lieferung per Post und verstärkter Schutz von Kultureinrichtungen wie Gemeindehäusern, Theatern, Museen, Konzerten, Festivals, Restaurants, Diskotheken, Bibliotheken, Cafés, usw. (wenn Menschen sich zu sowas treffen, sind sie üblicherweise zuvielt). Andererseits gab es schon Anthraxanschläge und Paketbomben.

    Weiters muss bei Vorratsdatenspeicherung, falls sie eingeführt werden sollte verunmöglicht werden, dass Unbefugte Zugriff auf die Daten erhalten. Verschlüsselung mit mehreren Schlüsseln die nur zusammen funktionieren?

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    „In Deutschland leben vielleicht viereinhalb Millionen Muslime, die überwältigende Mehrheit von ihnen gemäßigte türkische und kurdische Sunniten. Aber nach jedem Terroranschlag verlangen die Islamfeinde von „den Muslimen“ eine Distanzierung, als stünden alle Muslime unter Generalverdacht.“
    Top. Genau so seh ich das auch. Und wenn sie sich dann distanzieren, wird ihnen vorgeworfen, das sind doch alles Lügen..
    Wir dürfen soetwas nicht verallgemeinern, das wäre sehr gefährlich.

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    @EJ
    „Ja. Ich frage nach dem “Abendland”: Ich frage, wohin zurück es nach Meinung der Pegida-Leute gehen soll. Und ich frage, wie das nach Meinung der Pegida-Leute geschehen soll.“
    Das Abendland, das ist sicher die katholische Kirche, die Scholastik mit folgender Aufklärung im besten Sinne. Das „Abendland“ (der PEGIDA) dürfte nur wenig damit zu tun haben, weil es in einer Weltanschauung, wo bei Problemen zuerst nach mehr Gesetzen, mehr Restriktionen und letztlich mehr Schubladen im Denken verlangt wird, für Phantasie, Intelligenz, Herzensbildung und Liberalität zu eng ist. Allerdings weiß ich, daß es Schnittmengen gibt. Damit wäre zumindest für mich die Frage beantwortet, wie man bei PEGIDA den Rückschritt gestaltet – daß da Sympathien für Putin entstehen, wird dann auch klar.
    Die PEGIDA-Kritik ist mehrheitlich aus gleichem Holz: Liberalität lässt sich nun mal nicht verordnen. Da müsste man wohl früher ansetzen.. Mir fiel noch viel dazu ein, auch zu Herrn Werners Artikel, aber besser nicht, sonst beginne ich zu schwafeln und das tut niemandem gut. Ich lese aber mit.

  5. avatar

    The terrorist from the Jewish supermarket were planning to attack a jewish school yesterday near where they killed the Female police officer
    live blog pjmedia 9.23 am

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    Les magasins rue des Rosiers presque tous fermés
    „A titre préventif, la police a demandé la fermeture immédiate de tous les commerces, rue des Rosiers, a indiqué la mairie du IVe arrondissement.
    live figaro

  7. avatar

    live blog figaro:
    La police évacue le Trocadéro je sais pas ce qu’il se passe mais la fliquette m’a très mal parlé…
    schneller, welt, die versuchen bürgerkrieg

  8. avatar

    Und hier zur Linken- und Grünenthese, die Sozialisation sei daran schuld. Wie die Gebrüder Tsarnaev waren auch diese Brüder früher unaggressiv und gut sozialisiert, wobei berücksichtigt werden muss, dass sie in einem Heim gelebt hatten (woher diese Einschätzung stammt), weil ihre Eltern angeblich krank/tot gewesen seien:
    http://www.lefigaro.fr/actuali.....orreze.php
    Auch wenn man an Atta denkt, lässt sich diese These durch nicht viel belegen, womit klar ist, dass es sich um ein Umverteilungsinstrument in öffentliche Einrichtungen handelt. Was auch schon vorher klar war.

  9. avatar

    Wie sich das hintereinander liest:
    1. Ein bewaffneter Mann soll in einem Lebensmittelladen für koschere Produkte am östlichen Stadtrand von Paris mindestens eine Geisel genommen haben. Der Täter könnte der Mann sein, der am Donnerstag südlich von Paris eine Polizistin erschossen hatte, verlautet aus Ermittlerkreisen. Es kam demnach an der Porte de Vincennes auch zu einer Schießerei. Der Mann feuert ersten Angaben zufolge eine Kalaschnikow ab – so wie die Attentäter von Paris. Es ist von einer verletzten Person die Rede.

    2. Bundesjustizminister Maas besucht Moschee

    Deutschlands Justizminister Heiko Maas (SPD) plädiert für einen starken Zusammenhalt mit den islamischen Gemeinden in Deutschland. „Wir müssen mehr miteinander reden. Wenn man sich kennenlernt und miteinander redet, dann ist das der beste Beitrag dafür, Ängste und Sorgen abzubauen“, sagt Maas bei einem Besuch in der Sehitlik-Moschee in Berlin-Neukölln, wo er mit Gemeindevertretern spricht.
    Welt, live-thread

  10. avatar

    Kleines ot aus meiner Menschärgerdich-Kiste:
    Unfassbar!
    Filmunterschrift:
    „Ein schweres Unwetter hat in der Nähe von Washington eine Schlammlawine ausgelöst. Die Erdmasse war so gewaltig, dass sie ein Haus aus dem Fundament gehoben und um mehrere Meter verschoben hat.“
    Denke, sieht nicht wie Washington aus, aber in der Nähe des Staates Washington ist auch seltsam. Aus dem Film geht hervor, dass es sich um Washington State handelt, in der Nähe von Seattle. Ich hoffe, meine Kinder sehen das nicht.
    http://www.welt.de/videos/arti.....s-weg.html

    Tipp: Entweder gar nicht bringen (Sack Reis) oder richtig.

  11. avatar

    Lieber Alan Posener,
    es ehrt mich (danke) an sich nicht, weil es absolut selbstverständlich ist. Außerdem sind es auch meine Leute, denn wie Descartes zuerst und dann Voltaire bemerkten, ist die freie Meinung das Zentrum, auch die Meinung des anderen. Ich ehre also einerseits deren freie Meinung, andererseits ihren Mut. Dann tun sie mir noch unendlich leid, sie und ihre Angehörigen und vor allem auch die Zeichnerin, die ihnen den Zahlencode verraten hat, weil sie ihre kleine Tochter dabei hatte. Genau wie Realist Charb sagte: „Je n’ai pas de gosses“,….Et elle en avait.
    Und obwohl ich nervös werde, wenn die Polizei hinter mir fährt, obgleich ich nichts getan habe, ist es ganz klar, dass ich in der Sache von Leipzig bei der Not der Polizei bin. Citoyen sein bedeutet einige Selbstverständlichkeiten, oder?
    Jetzt ist es aber wichtig, die anderen nicht aus dem Auge zu verlieren. Es habe bei einem neuerlichen Autodiebstahl der mutmaßlichen Täter eine Schießerei mit mehreren Toten und zwanzig teilweise Schwerverletzten gegeben. Es ist wichtig, diese auch zu würdigen. Das kann uns allen passieren. Plötzlich können solche sich in Bln in Ihrer Wohnanlage verschanzen.
    Übrigens ist Folter nur ein Thema. Ein weiteres ist für mich nicht die Todesstrafe (Marine LePen), völlig sinnlos, aber Isolationshaft, um der Infektion im Gefängnis vorzubeugen. Tut mir leid, so etwas anzuschneiden. Ich verbeuge mich vor dem Versuch der Güte und großzügiger Demokratie ab 1948. Aber es funktioniert nicht, weil der Prozentsatz, der damit umgehen kann, zu klein ist. Vielleicht stellen Sie das mal zur Diskussion.
    Lass sie revolutionär sein, trotzdem ist es eine schöne Hymne.

  12. avatar

    @ Jean-Luc
    Ja, toll hat Posener das geschrieben. Aber er leidet an der Krankheit aller Kultivierten: Er meint, Kultur bedeutete, alles zu akzeptieren und man könne alles integrieren. Wenn er über Kultur und Religion („Maria“) losgelöst von Politik schreibt, ist er erst gut. Sein Vergleich hier dagegen ist verquirlte Scheiße. Und noch ein älterer über Tucholsky, an dem Sie den Zustand der deutschen „Kultur“ ablesen können:
    http://www.welt.de/kultur/arti.....-mehr.html

    Unser „Kulturexport“:
    http://www.welt.de/politik/aus.....glied.html

    „Die Bundesregierung entschied damals, Seyam von Beamten des Bundeskriminalamts (BKA) nach Deutschland zu bringen. Befürchtet wurde offenbar, der US-Geheimdienst CIA könnte Seyam aufgrund seiner Verbindungen zu Terrorgruppen entführen.“

    Tja. Was er denen da unten angetan hat, ist also weniger schlimm, als wenn er in Guantánamo gelandet wäre? Interessant.

    Und ernsthaft, Pegida ist unser Problem, nicht wahr. Sonst haben wir keine Probleme, insbesondere nicht von links:
    http://www.welt.de/politik/deu.....hoben.html

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    „Damit das klar ist: Der Angriff auf Charlie Hebdo…“, „Die Verbindung leugnet doch niemand. Nur: Was bedeutet sie?“, „Ich meinte natürlich, lieber…“, „Also genau so, wie man hoffentlich nicht reagieren wird auf diesen Angriff muslimischer Terroristen.“

    Jaja. Wenn Leitartikel und Kommentare doch die Barbarei austreiben könnten… dann wäre Alan P. ein ganz toller Hecht… denn er schreibt so viele davon.

    Aber er hat nichts verstanden. Schlimmer noch: er weiß nicht einmal, wann er wenigstens zu schweigen hätte.

    Das eine hat mit mangelnder Bildung, das andere mit mangelndem Anstand zu tun.

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    Der Unterschied zwischen den damaligen Juden und den heutigen Moslems:
    Die damaligen Juden waren (zumeist) integrierte, ja assimilierte Deutsche jüdischen Glaubens; erfolgreich vor allem in akademischen Berufen, eine kulturelle deutsche Elite.
    Die heutigen Moslems (nicht nur in D): nicht integriert, sich nicht einmal als „Deutsche“ verstehend, ökonomisch unbedeutend, eher eine soziale Belastung, alles andere als Elite, vielmehr überwiegend Bildungsversager.
    Ihr Vergleich ist eine MMR (Milchmädchen….) und merkwürdig für einen studierten Historiker.

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      Guck mal genau! Immer richtig. Differenzen so wichtig wie Gemeinsamkeiten. Aber zu behaupten: Der Antisemitsmus ist irrational, weil die Juden doch so tolle Leute waren, die Islamophobieist rational, weil die Muslime eben nicht so toll sind: Damit tun Sie Ihren Vorfahren Unrecht. Für den gewöhnlichen Antisemiten seit 1900 war die Assimilation der Juden eine besondere Perfidie. Für ihn war die „Verjudung“ der deutschen Kultur das Unglück schlechthin. Für ihn war die Tatsache, dass juden in der Wissenschaft reüssierten und in der Kunst ein Unglück: Da kam die „jüdische“ Relativitätstheorie, die „perversen“ Theorien Freuds und Hirschfelders, und die „entartete“ Kunst her. Dabei blieb der assimilierte Jude das, was er „eigentlich“ war: ein Kaftanjude, der sich mit Glücksspiel und Prostitution durchschlägt, ein Wucherer, der im Fall des Falles vom Christen sein „Pfund Fleisch“ verlangt, der Finanzier, der die Welt beherrscht, und der Revolutionär, der massenweise das Bürgertum abschlachtet – beides Internationalisten, Relativisten, Nihilisten der schlimmsten Art. Dass das alles genau so wenig stimmte wie die Unterstellung, alle Muslime seien – wie sagen Sie? – eine „soziale Belastung“: Das tut nichts zur Sache. Das Vorurteil verändert seine Gestalt; aber nicht seine Funktion; auch seine psychische Entlastungsfunktion. Sie scheinen sich davon entlastet zu haben, sich mit dem Antisemitismus auseinanderzusetzen.

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    Ich weiß nicht, Alan Posener.
    Marseillaise zwar geschrieben 1792, aber erst Nationalhymne ab 1795 (bis 1804), dann erneut ab 1879.
    Danton gestorben: 1794
    Robespierre gestorben: 1794
    Marseillaise hieß zunächst „Le chant du guerre du Rhin“, und der Anlass der Entstehung war die Kriegserklärung an Österreich, nicht irgendwelche Sachen aus dem Innenpolitischen.
    Ich stehe dazu: L’etandard sanglant est levé.
    Man muss mit Aufklärung zurückschießen. Nur Überwachung und gar Einschränkung der freien Rede bringt nichts.
    Es ist doch schon eine Weile an sich keine Aufklärung mehr. Man kann doch schlecht dieses Gesülze heutzutage als Aufklärung bezeichnen, geschweige denn die geistige Kapitulation, die ja Broder frühzeitig wahrgenommen hat. Sehen Sie irgendeinen Descartes oder Voltaire? Also Renaissance der Aufklärung – das wäre schon gut. Wenn man die Talkshows aus dem Fernsehen werfen würde und würde nur jeweils einen laden, wie Maischberger das mal machte, wäre schon viel gewonnen. Gestern wäre dann vermutlich nur Friedman geladen gewesen, und das hätte auch genügt. Wenn man nicht immer zwanghaft versuchen würde, von oben eine künstliche Mitte zu kreieren (siehe auch KJN).
    Gestern wurde irgendwo einer aus der Ch.Hebdo-Red. zitiert, einer der Ermordeten, der auf Widersprüche in der Redaktion angesprochen wurde. Links sei am ehesten, seine Meinung zu vertreten, eine Ansicht zu haben, sagte dieser, am ehesten Charb. Wenn ich das wiederfinde, bringe ich das noch. Das vollständige vorige Zitat für
    Jean-Luc habe ich gefunden:
    “Je n’ai pas de gosses, pas de femme, pas de voiture, pas de crédit. C’est peut-être un peu pompeux ce que je vais dire, mais je préfère mourir debout que vivre à genoux.”

    Herr Posener, es tut mir furchtbar leid, aber ich kann nicht so was erleben und dann am Abend mit einer Person wie Frau Kaddor konfrontiert werden. Überhaupt, wie man nicht trauern und nachdenken kann, sondern für die Zuschauerzahlen am selben Tag so eine Talkshow zusammenwerfen muss, hat etwas Wichtigtuerisches und Hohles. Und viele von uns spüren das, nicht nur Pegida. Und wie Herr Kohler in der FAZ auch nur auf die Idee kommen kann, er hätte in einem Boot mit den Protagonisten von Charlie Hebdo gesessen. Er verwechselt da was. Es geht natürlich gegen Ulfkotte, was er sagt, aber Ulfkotte meint nicht Charlie Hebdo. Pegida meint so was wie Kohler und so’nen Kuchenbäcker, der schnell seine üblichen Verdächtigen wie Zutaten in seine Studioschüssel schmeißt zum hohlköpfigen Quatschen, sorry, Herr Friedman.
    „Lügenpresse“ ist ein blösinniger Ausdruck. Ich würde sagen, es wird viel Schmarr’n produziert, viel im Kreis geredet, viel mit Auslassung gearbeitet.
    A Schmarr’n ist’s.
    Und das waren die nicht, die waren lustig. Guck denen einzeln ins Gesicht, Wolinski, Charb, Cabu, Tignous und auch Maris, und denk an Einige bei uns, dann kriegst du einen Schreck.

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      Ja, lieber Parisien, zweiffellos standen die Charlie-Hebdo-Leute mir politisch näher als Ihnen; auch wenn sie auch mir etwas zu links waren. Es ehrt Sie also, dass Sie als Konservativer diese ermordeten Alt-68er Ihrerseits ehren.
      Alles, was ich in Bezug auf die Marseillaise sage, ist: Die Französische Revolution war eine ziemlich blutige Angelegenheit. Und zwar unnötig blutig. Und das wird in der Hymne gefeiert.

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    @ KJN: Und Sie reden auch von ‘zurückgehen’.

    Ja. Ich frage nach dem „Abendland“:

    Ich frage, wohin zurück es nach Meinung der Pegida-Leute gehen soll. Und ich frage, wie das nach Meinung der Pegida-Leute geschehen soll.

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    Zwischenruf:

    Einer der mutmaßlichen Attentäter soll für seine Radikalisierung als Grund „Abu Ghraib“ angegeben haben.

    Geert Wilders will die Schuld eindeutig dem Koran zuweisen.

    https://www.youtube.com/watch?v=GOpY6ZCshmM&feature=youtu.be

    Wer hat nun Recht, Herr Posener?

    Am besten die CIA schnappt sich Wilders und die Kouachi Bros, denn mit den von Ihnen favorisierten „enhanced interrogation techniques“, wissen wir so am schnellsten und sichersten, wie wir uns vor diesen Anschlägen schützen können.

    Entweder

    Schluss mit CIA-Folter, Guantanamo und den Opfern von Abu Ghraib eine Entschädigung zahlen, wie man sie in einigen Staaten der USA z.B. für zu heißen Kaffe bekommt (http://de.wikipedia.org/wiki/Stella_Liebeck)

    oder aber

    den Koran verbieten, wie es Geert Wilders wohl gerne hätte.

    Irgendwie sind wir alle Charlie.

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      Lieber 68er, natürlich hat weder der Attentäter Recht noch Geert Wilders. Aber man kann weder so tun, als habe der Islam nichts mit dem Terror zu tun, noch so tun, als gebe es nicht – aus muslimischer sicht – eine Geschichte westlicher Gewalt gegen Muslime. Beides – Religion und Ressentiment – wird von radikalen Rattenfängern instrumentalisiert, so wie leute wie ich als Teenager und junge Erwachsene beim Protest gegen Vietnam anfingen und bei radikalen Organisiationen landeten. Der Punkt ist aber, dass – Koran hin, Abu Ghraib her – die meisten Muslime nicht zur Kalaschnikow greifen; und dass die meisten 68er nicht bei der RAF landeten.

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    Daniel hat verdammt recht!

    Lieber Parisien,
    Was können Lehrer dafür, wenn ihre ehemaligen Schüler (waren die „Syrientouristen“ bei Lamya Kaddor im Unterricht?) zu Mördern werden?

    Ich ess kein Fleisch, wie viel Fläche ich damit wohl schon spare?
    Dafür esse ich Bananen, Kokosnüsse, Auberginen und Tomaten aus sonstwo im März, esse wann ich will und beachte keine Regionen oder Saisonen.
    Wie wärs mit Ozeane zum Nahrungsanbau verwenden? Womit die Zivilisation auf diesem Planeten zudem Kardaschow Typ I näher käme.

    Wachsen Tomatensträucher und Bananenstauden besser, wenn Leute aus Europa abwandern, statt hier einzuwandern?

    Lieber Alan Posener,
    Ich habe im zitierten Schlusssatz des verlinkten Artikels insbesondere im „benennen“ wohlwollend folgende Frage gelesen: Was ist die Verbindung zwischen Islam und Islamismus (und arabischem (National)Sozialismus)?

    Was an „Gegen uns hat die Tyrannei
    Das blutige Banner erhoben“ aus der Marseillaise widerwärtig sein soll, verstehe ich nicht. Weil sie zur Kriegserklärung gegen Österreich verfasst wurde? Weil in dieser Zeit die Kirche enteignet wurde?

    Wäre es denn eine Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole das Lied der Deutschen als teils chauvinistisch zu bezeichnen oder fiele das noch unter die Meinungsfreiheit? Naja, wie auch immer. Es spiegelt jedenfalls den deutschen Nationalcharakter wider, was ich doch recht lustig und interessant finde: über Angst, dass deutsche Tradition verloren geht, weltweit unbekannt wird, zu blühenden Landschaften.

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    „Demokratieüberdruss.“
    Meine Güte, EJ. Nicht Überdruss an Demokratie, sondern an dieser Demokratie. Vielleicht noch nicht mal an dieser sondern einfach nur daran, daß der erhobene Zeigefinger und die ständige Belehrung an allen Ecken und Enden aufpoppt. Hierfür ’ne Abgabe, dafür ’ne Steuer, dortfür einen Obulus, hier 30, da 50, da 70, wieder 30, dann Blitz und der Fußabdruck vom CO2, Eltern-Führerschein, Gesundheits- /Rentenvorsorge, Abfallwirtschaft, Energiewende, political correctness, Achtsamkeit.. Diskutiert wird dann über Vorstandsquoten, Klimawandel und gender mainstreaming. Felix Germania? Nein, denn wer kann das ertragen, bzw. bezahlen? Und keine Fehler sonst bist du ‚raus. Hey, wir sind in D, da lässt man nicht locker! Da heißt die Zukunft bestenfalls: Regeln für die Regeln.
    Diese ganze verklemmte PEGIDA-Schar will doch eigentlich was ganz anderes sagen..
    Und Sie reden auch von ‚zurückgehen‘.

  20. avatar

    Lieber Alan Posener,
    ich dichte es Ihnen an ein paar Stellen um in unsere Zeit, und Sie werden sehen, dass die Marseillaise ein Klassiker ist, der durchaus passt:
    Allons enfants de la Patrie
    Le jour de deuil est arrivé. (Trauer statt Ruhm, gloire)
    Contre nous de la tyrannie l’étandard sanglant est levé,
    L’étendard sanglant est levé.
    Entendez-vous dans les rédactions mûgir ces féroces soldats, (Red. statt Felder)
    Ils viennent jusque dans nos bras
    Egorger nos fils, nos compagnes.
    Aus armes (erstmal geistige Waffen, wie gestern viel gezeichnet, Stifte, danke, Welt)), citoyens!
    Formez des bataillons! (eher wie think tanks)
    Dessinons, écrivons, que n’aucune idée monstreuse abreuve nos sillons (die Furchen im Hirn oder in der Kultur).

    Sehen Sie jetzt, dass es immer noch passt? Was man umdichten kann, hat Bestand.
    Sehen Sie auch wie ich, dass die Franzosen sich nicht wie die Deutschen in sinnlosen Deutungsversuchen, Selbstbezichtigung und Apologien verlieren, sondern geschlossen, ernsthaft und undemagogisch darauf reagieren, wenn man von ein paar Profiteuren, die Moscheen zündeln und sogar AntiFa sein könnten, absieht? Dass bedeutende Imame hier wie eine Eins stehen und nicht Floskeln schwingen?
    Wir sind eine Duckmäusernation, die sich in Deutungen verzettelt und gerade deswegen blind sein könnte gegenüber einem neuen Totalitarismus. Der kollektive Gehorsam fing an, mich krank zu machen – das hatten wir schon mal unter Bill II, deshalb bin ich froh über Pegida, selbst wenn Pegida inhomogen ist und inhomogene Anliegen hat.
    Und noch was. „Von der Maas bis an die Memel“ können Sie auf Europa umdichten. Sie nehmen z.B. den Dnepr mit ‚rein. Oder gleich die Wolga. Aber vor diesem Vergleich schrecken Sie leider zurück, obwohl der möglich ist. Gefährlich. Zwei Gefahren, zwei, nicht eine. Wie Ben Barber uns früh warnte.

  21. avatar

    EJ./.Stevanovic: ‚Fragt sich, für was “Islamisierung” die Chiffre ist? Wie einst “Verjudung”: Chiffre für Moderne, Individualisierung, Globalisierung, Kapitalismus?

    … so ein Quark, wie überhaupt der ganze Vergleich ‚Verjudung – Islamisierung‘ Blödsinn ist. Sie bedienen sich nationalsozialistischer Verbalien, um was eigentlich zu sagen?

    im Jahre 1933 erklärten sich 499 682 Personen in Deutschland der jüdischen Religionsgemeinschaft zugehörig. 1939 – trotz der rassistischen Zählungsmodalitäten – lebten 233 973 Juden in Deutschland.

    Daher ist schon allein, wegen der mehr als 4 Millionen ‚zugewanderten‘ Mohammedaner in die ‚BRD‘, der Vergleich unsinnig. Meine ich.

    Übrigens, in einem Buch ‚Hitlers jüdische Soldaten‘ beschreibt der amerikanische Historiker und Schriftsteller Rigg, dass bis zu 190.000 wehrfähige jüdischer Herkunft, bis zum Rang eines Generalfeldmarschalls, incl. Eiserne Kreuz, Deutsche Kreuz in Silber, Deutsche Kreuz in Gold und Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes, in der Wehrmacht, und andere, gedient haben.

    Können Sie mir das erklären?

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    Lieber Alan Posener,
    ich habe tatsächlich darüber nachgedacht, aber der Text passt genau auf diese und andere Taten. Deswegen brachte ich ja den Zusatz, dass Tyrannen wenige sind. Die blutige Fahne der Tyrannei war deutlich zu sehen im Nordirak und Nineleven und gestern in der Redaktion von Charlie Hebdo. Sie wurde von den üblichen Rufen begleitet, mit denen langfristig Gott getötet würde, und sie wird von einschlägigen Kreisen im Internet bejubelt.
    Hoffen wir doch, dass kein größerer background nach Algerien geht, denn sonst könnte ich mir vorstellen, dass die Franzosen mit der Unterstützung der USA einen Krieg gegen Algerien führen würden.
    Das mit den Nonnen etc. muss ich erstmal überprüfen.

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      Ich meinte natürlich, lieber Parisien, dass unter der blutigen Fahne der Revolution Nonnen usw. … Nicht unter der blutigen Fahne der Tyrannei. Die Republik antwortete auf den Angriff der Reaktion mit dem Massenmord an allen vermuteten Anhängern des Königtums. Danton hat das organisiert. Also genau so, wie man hoffentlich nicht reagieren wird auf diesen Angriff muslimischer Terroristen.

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    George Packer, The New Yorker:
    But the murders in Paris were so specific and so brazen as to make their meaning quite clear. The cartoonists died for an idea. The killers are soldiers in a war against freedom of thought and speech, against tolerance, pluralism, and the right to offend—against everything decent in a democratic society. So we must all try to be Charlie, not just today but every day.
    http://www.newyorker.com/news/.....do-murders

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      Wer leugnet ihn? Dieses „tapfere“ Brechen angeblicher Tabus, die keine sind, geht mir auf den Keks. natürlich hat der Islamismus etwas mit dem Islam zu tun, so wie der Klerkalfaschismus etwas mit dem Katholizismus zu tun hat, der Nationalsozialismus etwas mit Luther und einer spezifisch deutschen Form der Hysterie, der Putinismus etwas mit der Orthodoxie, der Stalinismus etwas mit Karl Marx, die Siedlerbewegung etwas mit dem Zionismus usw. usf. Die Verbindung leugnet doch niemand. Nur: Was bedeutet sie?

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    @Stefanovic
    „Islamisierung ist nur das Mobilisierungsthema.“
    Das genau wollte ich auch sagen. Das andere auch.

    Ich hoffe, es gibt jetzt nicht zuviel billige Rechthaberei. Und, ja, es ist ein Islamofaschismus, der uns bekämpft. Nous sommes Charlie.

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    Alexis Brézet:
    „Mais le second devoir est de s’armer. Moralement, d’abord – comment défendre nos valeurs si nous ne sommes pas convaincus de leur prééminente dignité? Politiquement et juridiquement, ensuite: trop longtemps, au nom d’un humanisme perverti, d’un antiracisme dévoyé, nous avons fait preuve de complaisance envers nos pires ennemis. Ces «enfants perdus du djihad», ces fanatiques qui se déchaînent sur Internet, mais aussi ces groupes d’influence qui, drapés dans leurs oripeaux «communautaires», conspirent à ciel ouvert contre notre pays et sa sécurité. Contre ceux-là, nous devons frapper. Sans faiblesse ni pusillanimité. Quand la guerre est là, il faut la gagner.“
    http://www.lefigaro.fr/vox/soc.....gagner.php

    Bitte um Entschuldigung an diejenigen, die französisch nicht lesen können, aber im Moment darf man etwas französisch sein. Die Zeitungen übersetzen genug, und google hilft ja auch gern weiter.
    „Contre nous de la Tyrannie l’étandart sanglant est levé.“
    Ach ja: Tyrannen müssen nicht zahlreich sein. Das Gute dagegen muss zahlreich sein.

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      “Contre nous de la Tyrannie l’étandart sanglant est levé.” Wobei, lieber Parisien, unter dieser blutigen Fahne Mönche und Nonnen zur Hinrichtung geschleppt wurden, nachdem sie zuvor gezwungen wurden, öffentlich zu kopulieren, Bauern in der Vendée auf Schiffe getrieben wurden, die dann in Brand gesetzt wurden usw. Dass ausgerechnet Sie jetzt den doch ziemlich widerwärtigen Text dieser Nationalhymne zitieren, wundert mich denn doch.

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    Es ist immer die gleiche Methode:

    Das Ablenken des – meist begründeten Frusts der Bevölkerung über ihre soziale Lage – auf Moslems in Dresden, Juden im Dritten Reich, Flüchtlinge in Griechenland soll davon ablenken, dass ein paar Reiche sich auf Kosten der meisten „normalen Bürger“ die Taschen vollstopfen.

    http://www.nachdenkseiten.de/?p=24493

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    Lamya Kaddor versteht gar nichts. Aus der Schule, an der sie unterrichtet hat, sollen Syrientouristen kommen:
    Kaddor sagt: „Es wird jetzt wieder heißen, die Muslime müssen gegen den Terror aufstehen. Ich frage mich: Müssen wir das wirklich? Und glaubt man uns das dann überhaupt?“
    http://www.welt.de/vermischtes.....tunde.html

    In den Anfangszeiten von IS, während der Angriffe auf Kobane, war ich in einem Restaurant, wo ich mit einem guten alten wunderbaren Tunesier ein wenig befreundet bin. Er hat sich sicher nicht geändert und war freundlich wie immer. Aber er setzte sich dieses Mal nicht in der Nacht an unseren Tisch. Und ich fand, dass er traurige Augen hatte. Wenn also die Muslime auf die Straße gehen, dann werden sie Begleitung bekommen. Natürlich ist das sinnvoll. Es beseitigt eine schon länger einsetzende Sprachlosigkeit, die mir mein alter tunesischer Freund ein wenig demonstrierte.
    Er war immer ein großartiger Mann, und meine Einstellung ihm gegenüber hat sich nicht verändert, aber es stand an dem Abend Unheil zwischen uns, über das wohl keiner von uns reden wollte. Es ist denkbar, dass ich selbst traurige Augen hatte.
    Wenn aber die Hölle losbrechen würde, weiß mein guter alter tunesischer Freund, dass er mit kompletter Familie bei mir unterkäme. Und ich weiß, dass ich bei ihm klingeln könnte. Und deswegen müssen die Muslime demonstrieren gehen. Um unsere Ansätze, die ja da sind, zu schützen. Und Lamya Kaddor, wenn sie die Karikaturen kalt lassen, soll selbst eine zeichnen und veröffentlichen und Solidarität zeigen.
    Ich selbst bin kein großer Fan von Karikaturen von Religionsgründern, aber ich finde, man kann sie aushalten. Wenn man sich seiner Religion innerlich sicher ist, kann man darüber lächeln und sie manchmal armselig finden. Wolinski ist mir natürlich noch der Liebere. Sein Gesicht war freundlicher Humor pur, gleichzeitig französisch und polnisch, seine Züge. Diese freundliche Sonne scheint nicht mehr. Wolinskis jüdische Eltern geflohen nach Tunesien, geflohen vor Hitler. Wolinski vermutlich ermordet von Maghrebinern.

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    @ Jean-Luc
    Je suis désolé pour vous, mais aussi pour nous. Mais Charb, il a dit aussi: „Je n’ai pas de gosses, pas de femme, pas de (maison? ou qch comme ca) et puis après « C’est peut-être un peu pompeux ce que je vais dire, mais je préfère mourir debout que vivre à genoux. »
    C’est à dire il s’en rendait compte que c’est dangereux et plus difficile pour des gens avec une famille, particulièremet des gosses. Mais on a toujours une famille: „J’ai perdu tous mes amis“, dit Philippe Val, Gala fr, qui avancait Charb comme directeur.

    @ Lucas
    Was wollen Sie damit sagen?:
    Zudem wissen sie hoffentlich, lieber Parisien, dass Charlie Hebdo als links gilt und linksradikal galt und Charb, einer der ermordeten Karikaturisten die kommunistische Partei Frankreichs unterstützte…..

    Das war eine unabhängige Redaktion, die gegen verschiedene Dinge aufbegehren konnte, die waren alle verschieden. Das war grass root-Meinungsfreiheit.

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    @Stevanovic

    A. Gauland und „die elende Praxis der Untersteller“ (E. Jäckel). Sie haben recht.

    @Alan Posener

    Ein deutlicher und richtiger Beitrag! Bei Pegida gibts nichts zu verstehen, gar nichts!

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    @ Stevanovic: Die wollen DIESE Republik nicht

    Genau darum geht’s. Demokratieüberdruss. Dafür ist „das Abendland“ die Chiffre. Man möchte nicht mehr „bloße Form“, sondern endlich Inhalte.

    Fragt sich, für was „Islamisierung“ die Chiffre ist? Wie einst „Verjudung“: Chiffre für Moderne, Individualisierung, Globalisierung, Kapitalismus?

    Wohin zurück soll’s gehen? Und wie?

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    Die Islamistischen Mörder bewegen sich, frei nach Mao, in der Masse der „harmlosen“ Moslems wie die Fische im Wasser.
    Ohne diese Masse in Paris und Frankreich hätte es das Attentat von gestern nicht geben können.

    Wenn also PEGIDA vorgeworfen wird, daß der Kampf gegen eine Islamisierung nur vorgeschoben sei und man in Wahrheit überhaupt keine Moslems im Land haben will ist der Vorwurf wohl richtig, aber Paris hat die Richtigkeit der Stoßrichtung von PEDIGA bestätigt.
    Jede Wette, in Japan oder Korea wird es mangels Moslems bis zum jüngsten Tag keinen islamistischen Anschlag geben !

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    Ich glaube ab jetzt lege ich auch mal in meiner Beitragsflut eine Schweigepause ein. In Gedenken an die Ermordeten und als Vorwurf gegen die ätzenden Täter, Islamofaschisten in der Tat. –

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    @Per Leo: Danke Ihnen für Ihre interessanten Gedanken, denen ich zustimmen kann. Den Begriff „eliminatorischen Antisemitismus“ habe ich nicht als Pauschale verwenden wollen, wie es Goldhaben wohl tut, sondern im Gegenteil dazu, um den übergeordneten Pauschalbegriff „Antisemitismus“ in verschiedene Bereiche zu teilen. Wir sind uns ja einig, dass das Differenzieren – das Nachzeichnen von Konturen und die Verständigung auch über fließende Grenzen – eine sinnvolle und wichtige Sache ist. Ich bin derzeit etwas abgelenkt von diesem Anschlag und spüre mein altes Unbehagen am Glauben – und insbesondere am Islam hochsteigen, der sich doch irgendwie zu leicht an die Gewaltausübung ankoppeln lässt – und hoffe, dass sich das nicht zu einem ausgewachsendem Ressentiment verdichtet.

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    Ein schrecklicher Anschlag, der die Öffentlichkeit direkt trifft und ihre Rede-/Pressefreiheit unmittelbar einschränkt (nicht formal, aber real).

    Ob Ihr Vorschlag, Herr Posener, als Gegenmaßnahme die Karikaturen überall zu publizieren, sinnvoll ist, weiß ich nicht und frage ich mich gerade. Er setzt jedenfalls Heldenmut voraus, eine Eigenschaft, die wir nicht mehr zu benötigen glaubten. Unsere Freiheit IST eingeschränkt; jeder, der die Karikaturen veröffentlicht, ist bedroht, nicht durch den Staat und seine Gesetze, sondern durch bestimmte Staatsbürger, die Islamisten (die Täter waren, wie es aussieht, französische Staatsbürger). Deshalb lässt sich die Freiheitseinschränkung auch nicht ohne weiteres durch eine Gesetzesänderung ändern; man müsste stattdessen die Islamisten selber ändern, insb. ihre Gewaltbereitschaft. Welche Leute sind bereit, Gewalt auszuüben? Welche haben in der Vergangenheit Gewalt ausgeübt? Die Gewaltausübung selber sollte stärker Gegenstand der Betrachtungen zum Thema Terrorismus werden.

    Man muss auch zur Kenntnis nehmen – ob es einem passt oder nicht – dass der Anschlag anscheinend auf Beleidigtsein basiert. Viele haben sich ja irgendwie beleidigt gefühlt, weil man ihren Propheten verspottet hat, und einige davon haben die entscheidende Grenze der Gewaltlosigkeit übertreten und sind gewalttätig geworden. Jetzt kann man sagen: Was interessiert uns deren Beleidigtsein, sie haben sich gefälligst hier unseren Regeln zu fügen! – Ja klar, aber das führt nicht weiter, solange „sie“ sich eben weigern, sich zu fügen. Dann wird das Reproduzieren der Karikaturen zu einer Art Gefahrensuche à la Rex Krämer (wo wir doch über Karikaturen sprachen):

    https://www.youtube.com/watch?v=pldjz_qNDvI

    Oder sollen sich die Gefahren durch das Reproduziereni ihrer Auslöser vermindern, sozusagen als Gewöhnungseffekt wie eine regelmäßige kalte Dusche?

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    Gauland: „All diejenigen, die die Gefahr des Islamismus ignoriert haben, werden durch diese Bluttat Lügen gestraft.“

    Die Gefahr des Islamismus zu ignorieren ist in der Tat dämlich. Islamisierung ist aber was anderes. Der Anschlag in Paris zeigt, dass die Jungs gefährlich sind. Warum aber die Welt sicherer wird, wenn mein frommer Nachbar in einem verpissten Hinterhof betet, statt in einem ordentlichem Bau (und darum geht es ja bei Pegida), ist eine gute Frage, an der sich Weltanschauungen kalibrieren lassen.

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    Seit 20Jahren verändert sich Deutschland (Migration, Liberalisierung) offensiv und es gibt keinen nennenswerten Wiederstand der rechten Bürgerlichen. Nur als Beispiel: die Frage der Vertriebenen und die Aufgabe der Ostgebiete. Von den Positionen ist seit einigen Jahren nur das klare patriotische Bekenntnis zu Steinmeiers Heulsusen-Zentrum übrig geblieben. Der politische Zustand einer vollkommen marginalisierten Rechten ist nicht natürlich. Deswegen ist es gut, dass sie sich endlich in Pegida und AfD sammeln. Nur, da sollte sich keiner was vormachen: Die wollen DIESE Republik nicht, so wenig wie Frau Wagenknecht. Islamisierung ist nur einer der Punkte – mal mit den Leuten reden erklärt vieles. Schnell wird klar, dass die Identifikation mit der BRD nicht hoch ist. Islamisierung ist nur das Mobilisierungsthema. Und das ist gut so! Wirklich. Wer die Entpolitisierung der Gesellschaft bejammert (tu ich), kann sich darüber nur freuen. Nur, eines sollte klar sein: Was dem Öko sein Waldsterben, ist dem Rechten die Islamisierung (oder verjudung). Was nicht heißt, dass es keine Umweltverschmutzung oder Islamisten gäbe. Nur Pegida hat damit nur am Rand was zu tun. Es ist doch kein Zufall, dass dort das Abendland und nicht die Republik verteidigt wird. Islamisierung ist in dem Kontext ein Kampfbegriff – keine Frage.

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    @ APo Das ist merkwürdig. Warum sollten Sie das machen? Ist nicht Neujahr. Komischer Zufall.

    Ein paar Minuten vor Beginn der Schießerei hat sich „Charly Hebdo“ noch auf Twitter über IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi auf Twitter lustig gemacht. Die Überschrift des Posts lautet „Beste Wünsche, übrigens“. Auf der Karrikatur darunter ist IS-Chef Bagdadi am Mikro zu sehen, der verkündet: „Und vor allem Gesundheit!“
    13h14
    http://www.welt.de/politik/aus.....d-tot.html

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    Lieber Alan Posener,
    Sie sehen, wie bei uns berichtet und kommentiert wird, eine kleine Sammlung auf der Achse. Hingegen in Frankreich:
    «Un acte d’une exceptionnelle barbarie vient d’être commis», a-t-il déploré. «Contre un journal. C’est à dire l’expression de la liberté», a poursuivi le président de la République. (Le Figaro)
    – Exzeptionelles Barbarentum.
    – Gegen eine Zeitung.
    – Soll heißen, gegen die Meinungsfreiheit.
    Damit ist alles Nötige gesagt.

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    Dany Cohn-Bendit, compagnon de route de la bande de Charlie a également répondu aux questions de nos journalistes : «C’est notre génération , c’est la génération des caricaturistes, l’une des dernières formes de l’esprit de mai 68 qui a été assassinée. Il y a un islamofascisme, ça existe. Ce sont des fascistes, il ne faut pas tourner autour du pot. Comme il y a eu un fascisme venu de la civilisation occidentale, il y a un fascisme venu de la civilisation de l’Islam. Il faut tenir bon maintenant. On a toujours dit: ‚le fascisme ne passera pas». L’ancien leader de mai 68 a ensuite ajouté : «C’est dur mais il faut rester clair dans sa tête et ne pas tout mélanger. Ce qui est attaqué là c’est le droit à la critique radicale de toutes les religions. Charlie Hebdo c’est la radicalité anticléricale, c’est pour ça qu’ils ont été tués. Notre civilisation ce qu’on veut défendre, c’est le droit à cette radicalité.»

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