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Frank Schirrmachers Ego

Diese Kolumne erscheint am ersten Weihnachtsfeiertag. Eigentlich hatte ich vor, wie vor zwei Wochen, ein bisschen feierlich-weihnachtlich zu werden, aber dann fiel mir eine Verlagsankündigung in die Hand. Beworben wurde das neue Buch von Frank Schirrmacher. Es heißt „Ego“ und ist eine Abrechnung mit dem Kapitalismus.

Überraschend kommt das Buch nicht. Seit Monaten spielt das Feuilleton der „FAZ“, das Schirrmacher als Herausgeber inhaltlich bestimmt und personell mit seinen Kreaturen bestückt hat, auf der Klaviatur der linken Fundamentalopposition. Nirgendwo im Land wird Sahra Wagenknecht derart den Hof gemacht als im Kulturteil eines Blattes, das seinen Ruf in erster Linie der Tatsache verdankt, dass es im Wirtschaftsteil den Bankern, im Politikteil den Konservativen nach dem Munde redet.

Nun, allen Menschen alles sein zu können, ist seit dem Apostel Paulus ein gutes Geschäftsmodell gewesen; in wirtschaftlich schwierigen Zeiten muss auch das Leib- und Magenblatt der Börsenmakler und der Law-and-Order-Fraktion da droben im Taunus auch den kapitalismuskritischen Katholiken und den dauerempörten Protestanten in den billigeren Vororten etwas bieten. Und: Es reicht nicht, wenn schon tausend Bücher zum Thema erschienen sind, von „Empört euch!“ über „Schulden“ und „Preis der Ungleichheit“ bis hin zu „Was man mit Geld nicht kaufen kann“: Erst wenn alle alles gesagt haben, kommt der Großfeuilletonist und sagt es noch einmal, auf dass es sozusagen den Frankfurter Kaschrutstempel bekommt und eine Deutsche Debatte auslösen darf. Freuen wir uns also auf 2013.

In der Verlagsankündigung – die für gewöhnlich mit dem Autor abgesprochen wird – heißt über Schirrmachers neuestes Buch:

„Vor sechzig Jahren wurde von Militärs und Ökonomen das theoretische Modell eines Menschen entwickelt. Ein egoistisches Wesen, das nur auf das Erreichen seiner Ziele, auf seinen Vorteil und auf das Austricksen der anderen bedacht war: ein moderner Homo oeconomicus. Nach seiner Karriere im Kalten Krieg wurde er nicht ausgemustert, sondern eroberte den Alltag des 21. Jahrhunderts. Aktienmärkte werden heute durch ihn gesteuert, Menschen ebenso. Er will in die Köpfe der Menschen eindringen, um Waren und Politik zu verkaufen. Das Modell ist zur selbsterfüllenden Prophezeiung geworden. Es wächst ein neues soziales Monster heran, das aus Egoismus, Misstrauen und Angst zusammengesetzt ist“.

Schirrmacher, selbst ein Meister der Intrige, kann sich offensichtlich die Auswüchse des deregulierten Finanzkapitalismus im Vorfeld der Krise 2008 nicht anders denn als Verschwörung vorstellen: „Von Militärs und Ökonomen“ – den beiden Horrorgestalten des deutschen Bildungsbürgers – ausgebrütet, steuert nun dieses „soziale Monster“ die Welt. Als Feuilletonist denkt Schirrmacher wie von selbst in den Kategorien des Schauerromans und des Horrorfilms – hier ist „Frankenstein“ das Modell.

Entstanden ist dieses Ungeheuer – und dies könnte direkt den Einflüsterungen der Sahra Wagenknecht entstammen – im Kalten Krieg: als Waffe der kapitalistischen USA gegen das sozialistische Lager: „Egoismus, Misstrauen und Angst“ haben über Solidarität und Vertrauen gesiegt, und nun wendet sich das Monster gegen seinen Schöpfer. Es sei denn, Superman, Batman, Spiderman oder Schirrmacherman rettet die Welt.

Dass freilich das individualistische Menschenbild der Aufklärung und insbesondere jenes Landes, das den arischen Übermenschen der Nazis und den proletarischen neuen Menschen der Kommunisten – diese beiden Exponenten des nicht egoistisch, sondern kollektiv denkenden Homo post-oeconomicus – niederrang, als das eigentliche Monster des 20. Jahrhunderts gezeichnet wird, das geht über eine amüsante Schauergeschichte hinaus. Hier soll offensichtlich Geschichtsumschreibung im großen Stil betrieben werden. Jedenfalls mit gewohnt großer Geste.

Doch sagt bekanntlich jeder Schöpfer eines Monsters mehr über seine eigene dunkle Seite aus als über die reale Welt. Dr Jekyll und Mr Hyde sind ja ein und dieselbe Person. Insofern könnte man die Beschreibung eines „egoistischen Wesens, das nur auf das Erreichen seiner Ziele, auf seinen Vorteil und auf das Austricksen der anderen bedacht ist“,  als längst fällige erste Folge jener großen Konfession betrachten, die als TV-Serie „Paper Empire“ heißen könnte und in deren Mittelpunkt ein akademisch eher mittelmäßiger Journalist stehen könnte, dessen überdimensionierter Ehrgeiz jedoch alle Hindernisse beiseite räumt, bis er, ein vollschlanker Nucky Thompson des deutschen Feuilletons, jeden in die Tasche stecken, kaufen oder vernichten kann. Oder das zumindest glaubt.

Das Buch heißt ja „Ego“: „Ich“.

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97 Gedanken zu “Frank Schirrmachers Ego;”

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    Frank Schirrmacher ist ein Insider jener Kreise, die mit T-Aktien, Dotcom-Blase, sowie Hypothekenfonds der letzten Finanzkrise Milliarden durchgebracht und dann nach sozialen Hängematten zu ihrer Rettung gekreischt haben. Die Vorstellung, daß sie beim Zocken gegen Computer-Algorithmen verloren haben, ist so unerträglich, daß es ohne Weltverschwörung nicht geht. Insoweit ist Schirrmachers Buch nur eine Fortsetzung der Ideologie seiner Klasse: Gewinne privatisieren und Verluste sozialisieren.

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    eine etwas andere Rezension:

    „In den Stärken liegen aber auch die Schwächen des Buches: Die nicht mehr ganz taufrische These, wonach die Gesetze der Ökonomie sukzessive die Oberhoheit über den seelischen Haushalt übernehmen, wird so sehr forciert, dass für Differenzierungen kein Platz bleibt.“

    „Stellt man den raunenden, kulturpessimistischen Ton etwas leiser, der an die These der Seinsverfallenheit von Martin Heidegger erinnert, so eignet sich «Ego» gut, virulente Fragen aufzuwerfen: Was ist der Homo sapiens im Zeitalter der totalen Quantifizierbarkeit? Ist ein Mensch mit vielen Klicks mehr wert als einer ohne? Und wenn ja, wieso? Der clevere Frankfurter Feuilletonist hat die Debatte über unsere gegenwärtige Lage geschickt lanciert. Nun liegt es an den anderen, sie auf hohem Niveau weiterzuführen.“

    aus:

    http://www.tagesanzeiger.ch/ku.....y/15271435

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    @Alan Posener

    Der „Welt“-Mann Posener, Experte für den herben Charme der fünfziger Jahre

    une trouvaille:

    Alan Posener, einer von den Autoren, die Springers „Welt“ den Ruf eingebracht haben, zur Kaderschmiede intellektueller Vorderlader geworden zu sein, war schon im Dezember in Vorleistung gegangen. Posener empörte sich damals im Internet darüber, dass Schirrmachers „FAZ“ schon seit geraumer Zeit „auf der Klaviatur der linken Fundamentalopposition“ spiele, und schlug dann einen unerwarteten gedanklichen Haken. Posener klagte, Schirrmacher beschreibe in seinem Buch „das individualistische Menschenbild der Aufklärung (…) als das eigentliche Monster des 20. Jahrhunderts“ – und dass, obwohl dieses Menschenbild nun ausgerechnet für jenes Land stehe, „das den arischen Übermenschen der Nazis und den proletarischen neuen Menschen der Kommunisten – diese beiden Exponenten des nicht egoistisch, sondern kollektiv denkenden Homo post-oeconomicus – niederrang“, also für Amerika.

    „Geschichtsumschreibung im großen Stil“

    , verdächtigte also den Kollegen Schirrmacher – die alten Springer-Reflexe hellwach – schlicht des Anti-Amerikanismus: „Hier soll offensichtlich Geschichtsumschreibung im großen Stil betrieben werden.“ Donnerwetter!

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    @ KJN

    Sie wissen, dass ich – wie andere, die stark meinen – zu Rechthaberei neige; ich will das Jahr versöhnlich abschließen, indem ich Ihnen gerne zugebe, dass die „Wirtschaft“ nicht ihre Kinder kannibalisiert, wenn dann die Gesellschaft bzw. ihre Mitglieder, die sich einem dominierender ökonomischen Imperativ unterwirft.

    Ich wünsche Ihnen und allen MitstreiterInnen einen guten Rutsch ins Neue Jahr. Es gibt viel zu tun, gerade auch bei der Integration (http://www.welt.de/politik/deu.....sagen.html)

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    Lieber Kollege Rainer Hank, klickte auf den Link, der vermutlich zu einem Artikel führen sollte, der die Beteiligung der DB am LIBOR-Skandal behandelte (den die FAZ nicht aufdeckte, wenn ich nicht irre, sondern die Financial Times), und fand:

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    Lieber KJN; Natürlich ist der Sozio-Kapitalismus der Tschechen, wie von mir angeführt, lediglich exemplarisch und wird weder von Ihnen, noch M. Berger und schon gar nicht von mir angestrebt.

    Wie Sie aber richtig bemerkten, in Freiräumen, ob freiwillig oder unfreiwillig gewährt, siedelt sich keine Planwortschaft an, wie wir sie leider inzwischen nämlich in unserem Lande haben, sondern jegliche Art von Kapitalismus.

    Lieber Moritz Berger: Das altbacken war keineswegs negativ gemeint, eher im Gegenteil. Ich wollte damit sagen, daß ein altes Erfolgsrezept neu wiederbelebt wurde. Die Energiegenossenschaften sind ein gutes Beispiel, auch ich bin ein begeisterter Fan des Aztes aus Schönau, der ein ganzes Dorf zum Energieerzeuger gemacht hat. Allerdings gegen erhebliche Widerstämde der Lobby.
    Sie haben völlig Recht, Manche Großkonzerne sind die Dinos, dort wird immer noch Planwirtschaft betrieben

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    Liebe Frau Groda,

    „Was die Vorschläge von Moritz Berger betrifft; die finde ich ja wirklich sinnvoll und überlegenswert.
    Nur, das sind ja ganz alte und altbackene Erfolgsrezeptem ,wie z.B. die Genossenschaften.
    In unserer globalen Superwelt werden sich da auf Anhieb, leider nicht viele Anhänger finden.“

    Sie leben doch in BW, dem Land dass außer hochdeutsch alles kann.

    Was die Genossenschaften betrifft, so altbacken sind sie letztlich seit der Genossenschaftsreform (1996)

    http://de.wikipedia.org/wiki/Genossenschaft

    schon lange nicht mehr:

    Es gibt mittlerweile über 600 Energiegenossenschaften (Investitionsvolumen > 800 Mill. Euro, auch bereits “ Exoten “ wie unsere Imkergenossenschaft, eine Musikergenossenschaft und eine Reiseführergenossenschaft in Berlin

    http://www.neuegenossenschafte.....index.html

    und auch solche informelle Formen wie Nutzungsgemeinschaften (Mitfahrgemeinschaften) sind letztlich auch Vorformen von Genossenschaften.

    Auch neue Formen wie http://www.kiva.org/ und/oder:

    https://zip.kiva.org/

    sind Indikatoren, dass sich an den Rändern unserer Ökonomie bereits Veränderungen abzeichnen.

    Ich würde eher von den Genossenschaften behaupten, dass Sie “ neugebacken “ sind.

    Und wenn ich auf BW schaue fällt mir nur als exemplarisches Beispiel:

    http://www.faz.net/aktuell/wir.....82579.html

    mit Fritz Voigt ein (in der Zwischenzeit verstorben).

    Jetzt ist es Peter Breiter:

    http://www.sueddeutsche.de/wir.....-1.1247514

    KJN hat in meinen Augen richtig bemerkt, dass die innovative Technologien heute kleinere Unternehmeneinheiten wieder konkurrenzfähig machen. Dinosaurier wie Daimler sehen daher auch die Gefahren und versuchen sich als Kapitalgeber wie z.B. bei
    https://www.tiramizoo.com/de

    einzuloggen, um den Zug nicht zu verpassen.

    Small is beautiful

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    @Lyoner
    „..dass die Wirtschaft ihre Kinder kannibalisiert..“
    Die „Wirtschaft“ hat keine Kinder und „Kannibalisieren“ heißt aufessen. Ich denke Sie meinen unsere Gesellschaft (das sind wir), weil sie andere „Prios“ setzt. „Fachkräftemangel“: Wenn die Bevölkerung schrumpft, fehlen auch keine Fachkräfte bis auf Altenpfleger. Wer will denn noch das Bad renoviert haben? Aber davon hängt unser Wohlergehen sowieso nicht ab. Sondern vom Export. Und da vernachlässigen wir einen Zukunftsmarkt, der derweil von China erschlossen wird: Afrika.
    Die Realschule war eine sehr gute Ausbildungsstätte im Industrie-Deutschland. Das ist vorbei. Was „die Wirtschaft“ in Zukunft braucht, sind polyglotte Kommunikation und technische Improvisatoren. Da sind wir leider nicht die besten. Sie gucken in die Vergangenheit, was hilfreich sein kann. Aber halten Sie es wirklich für erfolgversprechend, heutigen Industrienationen (China, Korea) mit Wilhelms Konzept und Attitude beeindrucken zu wollen? Ich denke, wir müssen uns erneuern, internationaler werden, vieles vermeintlich Fremde nutzbringend implementieren aber uns auch von Rückständigem (auch wenn es noch so exotisch-multikulti daher kommt) distanzieren. Die Intelligenz dazu ist (noch) da.
    „Sahra Wagenknecht“
    Sie hat recht. Bis 9:30. Dann wird’s wie von mir bereits angedeutet: Die Linke beobachtet richtig, analysiert und schlussfolgert aber falsch, weil sie „ihren“ Marx nicht versteht. Anstatt nach den Ursachen für den Spekulationsmarkt, nämlich die Bereitschaft der Staaten Schulden zu machen, zu fragen, will sie „Gerechtigkeit“, also Sozialausgaben erhöhen. Das ist die Bauernfängerei.
    Wir scheitern nicht wegen schlechter Straßen und haben keine schlechten Schüler wegen bröckelnder Wandfarben in Klassenzimmern. Es geht nicht um Gerechtigkeit und nicht um Sozialausgaben, sondern darum, daß unsere politische Nomenklatura nur noch mit Schuldenmachen ihre Macht erhalten kann. Und dazu braucht sie genau die Bedienung der Finanzmärkte, die Frau Wagenknecht von 0..9:30 min so eindrucksvoll darstellt. Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Linke es anders machen würde, als Grüne, SPD oder CDU. Vielleicht die FDP, weil sie sich „anders“ profilieren müsste. Aber nicht lange.

    @Rita E. Groda
    Ihr Beispiel zeigt eindrucksvoll, wie sich der Kapitalismus in jedem Freiraum breit macht. Ob dieses tschechische System aber das ist, was M.B. und ich wollen, bezweifle ich.

    @dbh
    WDR & Co. haben früher auf LW, MW, KW, UKW, VHF und UHF x Hochleistungssender jewels bis mit mehreren Kilowatt betrieben. Das kostete richtig was, allein schon Energie. Heute werden Satellitenkanäle außen eingekauft und dürftig DVBT in kleiner Leistung und billiger Elektronik von Handymasten gesendet. Und Radio produzieren kann eigentlich jeder am PC. Der WDR hat 60% Verwaltungskosten und 40% sog. Produktionskosten. Unser Nachwuchs schaut weder Fernsehen noch hört er Radio, sondern bedient sich im Internet. Es gibt für jedes Bundesland etwa 6-7 Rundfunksender und 5-6 TV-Sender, die ihre wenigen Beiträge und 50 Mainsream-Tophits zeitversetzt senden. Wer richtige Musik hören will kauft sich eine Schüssel und hört z.B.
    was für gute Laune
    http://jazzradio-black.radio.de/
    oder hört im Internet was für’s Herz
    http://radioyasoo.radio.de/
    oder Jan Z. Volenz‘ Latino-Sachen.
    Der sog. Rundfunkbeitrag ist ein Coup der Rundfunkanstalten, trotz stets schwindendem Bedarf seine Pfründe zu retten und ich kann mir nur vorstellen, daß ein durch E- und U-Kategorien und bildungsbürgerlichen Zeigefinger entmündigtes und eingeschüchtertes Publikum nichts anderes kennt und sich daher diesen überteuerten öffentlich-rechtlichen Mief antut.
    Aber wo Angst geschürt wird – als wenn z.B. private Medien (Zeitungen) keine Meinungsfreiheit garantieren könnten – wuchern nun mal Behörden. Wie war das bei Ihnen? 3x Liebermann. Morgens mittags und abends. (Wenn Sie nicht immer wieder Ihren pawlowschen Reflexen erliegen würden, könnte man mit Ihnen sicher ganz gepflegt und produktiv streiten..)

    Allen einen guten Rutsch – ich muss weg..

  9. avatar

    KJN gibt es etwas, das in dieser Rede Wagenknechts vor dem Bundestag
    http://www.youtube.com/watch?v=sZy17XRV0AM
    nicht stimmt?

    … alles stimmt nicht,, wer sind diese Menschen im Bundestag? … denn im:

    Artikel 38 GG steht geschrieben:

    (1) Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages werden in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl gewählt. Sie sind Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen.

  10. avatar

    Die Eigentunsfrage hier in der Diskussion finde ich hoch interessant.

    Daß Eigentum und Sozialismus sich ausschließen ,ist – meiner persönlichen Erfahrung nach – ein böswilliges kapitalistisches Gerücht.

    Vom Jahre 1973 bis 1993 war ich mit meinem Mann jedes Jahr mindestens einmal in der ehemaligen CSSR zu Besuch bei den Verwandten, da es diesen nur in Sonderfällen, besonders zur Zeit des kalten Krieges, erlaubt war ins kapitalistische Ausland zu reisen.

    Alle unsere Verwandten, Freunde und Bekannten hatten eigene Immobilien, keiner lebte in einer Mietwohnung.
    Und das waren eben keine Parteimitglieder- oder Bonzen. Das waren Deutschstämmige, mit furchtbaren Pressionen belegt, ohne Möglichkeit einer Hochschulbildung, da dies für solche Subjekte verboten war, teilweise mit Berufsverbot belegt, oder zu Zwangsarbeit in den Kohlegruben oder im Drahtwerk verurteilt, wie mein Mann bis 1962.

    In der ehemaligen CSSR gab es eine seltsame Mischform von Kapitalismus und Sozialismus. Die Mieten z.B. betrugen im Höchstfall 20% des Einkommens und die Steuern waren extrem niedrig; und Grundnahrungsmittel, wie Brot, waren staatlich subventioniert. Die Nachfrage bestimmte zwar nicht das Angebot in der Planwirtschaft, tatsächlich bekam man aber alles, sofern man Geld hatte.

    Da das legale staatliche Warenangebot nicht besonders groß war, hatten die Menschen, die nicht besonders schlecht verdienten, immer größere Ersparnisse, da der legale Konsum beschränkt war.
    Von diesen Ersparnissen wurden dann Luxusgüter erworben, die es nur illegal unter der Hand gab.
    Und hatte man Verwandte im Westen lieh man sich 10.000 Mark in Westgeld DM, dafür gab es im Tusex ein neues Auto ohne Wartezeiten. Ein Auto, Farbfernseher von Tesla, ein Haus und eine kleine Datscha hatte am Land wirklich jeder, den ich kenne.

    Dieser seltsame „Kapitalismus“ in der ehemalgen CSSR ähnelt in den Anforderungen sehr den Überlegungen von KJN und Moritz Berger. Die Hinwendung zum qualitativen und nicht quantitativen Kapitalismus.

    Wären der Einzelne in unserem Lande mit seinem persönlichen Schicksal nicht den Turbulenzen und Sauereien der Finanzmärkte ausgesetzt, gäbe es wieder mehr Teilhabe an den Vorzügen des Kapitalismus. Der Staat hat sich aus den Schlüsselpositionen zurückgezogen und privatisiert. Genau da wo Privatisierung dem Individuum nur Nachteile bringt. Bei uns hier ist es die Post z.B., die nur noch chaotisch funktioniert;Briefkästen werden von Taxifahrern geleert, die das tun, wann sie Lust dazu haben.
    Dazu kommst die Bedarfsweckung, geradezu zwingende Bedarfsweckung, die uns ständig drängt sich Dinge anzuschaffen, die wir nicht brauchen, die in kürzester Zeit nicht mehr aktuell sind und die wir dann umweltunfreundlich entsorgen müßen. Und die uns Geld kosten, das wir für wichtigere Dinge dann nicht mehr zur Verfügung haben. Aber da gibt es dann ja Banken, die uns Kredite für 8% anbieten, während wir für unser Geld im Höchstfall 1% bekommen.

    Sich übrhaupt noch mit Finanzkreise, Eurokrise usw. zu beschäftigen ist absolut witzlos; abgesehen davon sind das ja sowieso nur Ablenkungsmanöver und Beschäftigungstherapien für das blöde Volk, damit wir übersehen was tatsächlich Sache ist.
    Jeder sollte sich seinen eigenen Weg suchen -sofern möglich – und sich kognitiv ausklinken.

    Was die Vorschläge von Moritz Berger betrifft; die finde ich ja wirklich sinnvoll und überlegenswert.
    Nur, das sind ja ganz alte und altbackene Erfolgsrezeptem ,wie z.B. die Genossenschaften.
    In unserer globalen Superwelt werden sich da auf Anhieb, leider nicht viele Anhänger finden.

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    Cher ami Jean-Luc: Ich glaube nicht, daß die Zeiten sich so geändert haben, die Politik hat sich verändert.

    Öffentlich über einen Fall aus meiner sog. Jugend zu schreiben ist nicht ganz unpikant; vielleicht können wir das mal privat machen.
    Aber ich kannte in meiner sog. Jugend einen Europaabgeordneten der genannten Partei, dem der Staatanwalt vorwarf in ein Bürgermeisteramt auf dem Land eingedrungen zu sein und entsprechende Formulare entwendet zu haben, um Freunden aus der ehemaligen CSSR zu helfen, die sich bei einem außergewöhnlichen Polittreffen in der BRD zu weit aus dem Fenster gewagt hatten und denen bei der Rückkehr Gefängnis drohte; oder mehr.

    Der Skandal war riesig und beschäftigte wochenlang die Lokalpresse. Sowohl die Tschechen, als auch der Abgeordete haben die Angelegenheit gut überlebt, zum Glück.

    Ich möchte die Schwarzen gewisse nicht weiter verteidigen, aber mehr Herz als Basta-Merkel hatten einige davon bestimmt mal; und dazu noch Hirn.

  12. avatar

    Lieber blonder Hans,

    da Sie wieder einmal „Entzugserscheinungen“ haben, weil ich sehr selten auf Ihre Kommentare eingehe, will ich mich zum Jahresende doch outen, in welcher Branche ich tätig und wie ich trotz erheblicher Defizite in der Prozentrechnung auf meine Prozente komme.

    Ich wünsche Ihnen und Ihrem Hamster einen guten Rutsch ins neuen Jahr verbunden mit der Hoffnung, dass Ihr Kreuzzug den letzten Mohikaner, pardon den letzten verkappten Sozialisten zu enthüllen auch 2013 von Erfolg gekrönt ist.

    „Die Kistenbranche

    Auf einem Parkplatz fahren zwei Autos in benachbarte Parklücken, ein uralter Trabant und daneben ein großer, dunkler Mercedes. Aus dem Trabant steigt ein älterer Herr im dunklen Anzug, aus dem Mercedes ein junger kräftiger Mann. Wie sie sich beim Aussteigen so ansehen, sagt der ältere Herr: „Ich kenne Sie doch.“ Der jüngere schaut jetzt etwas aufmerksamer hin und entgegnet: „Ach ja, Sie sind doch mein ehemaliger Mathelehrer vom Gymnasium, nicht?“ „Ja, jetzt erkenne ich Sie wieder. Sie sind Schulze, der bei mir in Mathematik immer so schlecht war.“ „Ach, Herr Doktor, hören Sie bloß auf“, sagt der junge Mann, „das war eine schlimme Zeit für mich, ich habe es einfach nicht verstanden.“ „Ja, und die Prozentrechnung!“ „Oh je, da habe ich immer große Schwächen gehabt.“ Der ältere Herr deutet auf den Mercedes: „Aber ich sehe, Sie haben sich gut etabliert im Leben. Was machen Sie denn beruflich?“ „Ich bin in der Kistenbranche.“ „Ach ja? Erzählen Sie doch mal. Was machen Sie denn da so?“ „Sehen Sie, Herr Doktor, das ist so: Ich kaufe alte Kisten auf, das Stück für 2 Euro. Dann tausche ich die alten Stahlbänder gegen neue, ersetze defekte Bretter, passe den Deckel neu ein – und dann verkaufe ich die Kiste wieder – für 5 Euro.“ „Ah, ja, das kann man machen, das verstehe ich.“ „Und sehen Sie, Herr Doktor, von den 3 Prozent lebe ich.“

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    @KJN

    „Wer Augen hat, der sieht: Unsere technischen Lösungen werden immer kleiner, handhabbarer, energiesparsamer. Unser Lebensstil wird immer weniger materialaufwändig, es gibt ganze Ratgeber, die sich mit Wegwerfen, also Erleichterung beschäftigen. Das alles kann der persönlichen Freiheit dienen (ich selber kann nicht gut wegwerfen, ich stilisiere auch etwas).“

    Stimme ich zu!

    Mit dem Wegwerfen habe ich ebenfalls meine Probleme.

    Liegt es am archaischen Jäger- und Sammlerverhalten:-)

    Den Nico Paech habe ich aus meiner “ Sammlung “ nur hervorgeholt, weil er letztlich auch Argumente gegen die sogenannte “ Nachhaltigkeitstheorie “ der Grünen liefert.

    Wenn ich jetzt bereits wieder lese, dass Kühnast eine Abwrackprämie für Kühlschränke vorschlägt (Gysi für Waschmaschinen; Rösner vielleicht für Haartrockner 🙂

    und leider es m.E. nicht versteht, dass CO2 auch für die Herstellung von neuen Geräten notwendig ist.
    Und dies in die Berechnung mit eingehen müßte wann tatsächlich der break-even zur Anschaffung eines energieeffizienten Gerätes erreicht wäre, wundere ich mich schon über den Aufklärungsgrad.

    Siehe Stichwort selbständiges Denken.

    Und die Abwrackprämie bei den Autos ist daher in meinen Augen ein kleinere GAU in Bezug auf Verringerung des CO2 gewesen.

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    Nachtrag @M.B.:
    Ich habe gerade mal Niko Paechs Artikel überflogen:
    Klar, wir brauchen in Zukunft viel materiellen Ballast und Prestige-Anschaffungen nicht mehr (umgekehrt proportional zum Bildungsstand). Aber anstatt den Menschen mit seinen Bedürfnissen in den Mittelpunkt zu stellen, stellt auch der Autor die Ökologie, den CO2-Ausstoß, den Klimaschutz in den Vordergrund: Der Mensch darf also nicht grundlos glücklich sein. Das erinnert mich an Theokratie Feudalismus des Mittelalters, die aber wenigstens noch den Vorteil hatte, daß Gott interpretationsfähig war und Sünden vergeben werden konnten. Der CO2-Abdruck – die CO2-Sünde – ist jedoch „nachhaltig“.

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    @Moritz Berger
    „Frage direkt an Sie“
    Gerne.
    Dennis Snower beschreibt die wissenschaftstypische Mimikry. Man macht sich künstlich blind, wenn man zu lange den „Leitfossilien“, also den etablierten Hochschulehrern, die auch (peer review) die „paper“ in den Fachzeitschriften rezensieren, folgt. Ich vermute, das geschieht hier, wie beim Klimawandel u.v.a. Snower empfiehlt zu recht den Blick über den Tellerrand im Studium (in D wg. der landestypischen Umsetzung von Bachelor und Master unmöglich).
    Daß „vernünftig handelnde“, also sog. Sachzwängen gehorchende Menschen als Gruppe völlig destruktiv und chaotisch wirken können, erscheint für mich als Thermodynamiker und (Hobby-)Chaostheoriker völlig nachvollziehbar. Die Aussagekraft von (hier) ökonomischen Theorien bzw. Modellierungen ist naturgemäß begrenzt. Der Blick in die Praxis als Korrektiv (Empirik) scheint die meisten im Wissenschaftssystem Tätigen zu überfordern. Daraus den Schluss zu ziehen (was Sie nicht getan haben, aber Schirrmacher lt. seinem Klappentext offensichtlich vor hat), daß der homo oekonomikus eine ideologisch motivierte Erfindung sei, verrät bemerkenswerte Unkenntnis der Methodik wissenschaftlichen Arbeitens.
    Was Gerd Wagner schreibt, macht Hoffnung: Nämlich die Zurkenntnisnahme „anderer“, z.B. psychologischer Faktoren.

    „Unter der Voraussetzung, dass nach A.P. der Kapitalismus einer permanten Revolution unterliegt (analog zu Schumpeter/kreative Zerstörung)ist ein Paradigmenwechsel vom qualitativen Wachstums zum qualitativen Wachstum möglich?“
    Wer Augen hat, der sieht: Unsere technischen Lösungen werden immer kleiner, handhabbarer, energiesparsamer. Unser Lebensstil wird immer weniger materialaufwändig, es gibt ganze Ratgeber, die sich mit Wegwerfen, also Erleichterung beschäftigen. Das alles kann der persönlichen Freiheit dienen (ich selber kann nicht gut wegwerfen, ich stilisiere auch etwas). Hinterher hinkt, wie immer hierzulande, die Arbeitspsychologie. Wir könnten z.B. viel Straßenbau sparen, wenn zumindest die Geistes- und Verwaltungsarbeiter ein home office genehmigt bekämen. Also wenn diese Umgestaltung und Ausdifferenzierung kein qualitatives Wachstum zusammen mit Schumpeter’scher kreativer Zerstörung ist, weiß ich es nicht. Ob Glückskekse als Währung taugen, weiß ich nicht – Freiheitsgrade (flexible Arbeitszeiten) auf jeden Fall. Glück kann man schließlich nicht kaufen, aber sicher die Zutaten dazu..

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    @ Alan Posener

    Sie schreiben „… wie fragwürdig Bentham ist, darauf haben Sie hingewiesen“- Ehre, wem Ehre gebührt; es war derblondehans, der auf Benthams Fragwürdigkeiten hingewiesen hat.

    Ob wir, Sie und ich und andere, noch den real existierenden Finanzkapitalismus, den der elder statesman Helmut Schmidt Casino- und Raubtierkapitalismus zu nennen pflegt, richtig einschätzen und in seiner Dynamik bewerten können, scheint mir nicht gesichert. Ich habe mal gelesen, dass das „Geldvolumen“ der Finanzwirtschaft um ein 12-faches höher ist als das Volumen der sog. Realwirtschaft. Ich halte auch Ihre Korrelation der maximalen Dynamik und des minimalen Elends nicht für gesichert. Es scheint hier eine Sphäre von Wirtschaftsinteressen, Egoismen zu geben, die von den Belangen einer res publica absehen – die außerhalb einer Sphäre des Rechts sich auch nicht mehr kontrollieren lassen wollen. Hier scheint eine Mentalität zu herrschen, gegenüber der Ihr Vorbild, der nette Rabbi aus Galiläa gesagt hätte, dass eher ein Kamel durch ein Nadelöhr ginge als ein Reicher in das Himmelreich. Wenn ein Dicker von Frankreich nach Belgien fliehen will, halte ich das sogar für verständlich. Insofern scheint mir Hollandes Ansatz wenig durchdacht, sinnvoller eher Steinbrücks Überlegungen zu einer Kavellerie, die müßte international aufgestellt sein und in der Lage, in alle diese Paradiese, seien sie in den Bergen oder in der See, einzureiten.

    @ Moritz Berger

    Die Kriterien für qualitatives Wachstum werden doch aus Blickwinkel der res publica bestimmt?

    @ KJN

    Ihre Überlegungen sind schön und edel, würdig und recht, Amen. Aber auch richtig?

    “Emanzipation zwecks autarker Teilnahme am Kapitalismus”. – Ist denn nicht eine „autarke Teilnahme am Kapitalismus“ eine contradictio in adjecto?

    Spaß beiseite. Eine Bemerkung zu dem Aspekt der Chancengerechtigkeit im Erziehungssystem. Ich lese, dass infolge der deutschen Impotenz im generativen Verhalten, die m.E. hauptsächlich der Tatsache geschuldet ist, das die generativ fruchtbarsten Jahre der Ökonomie („Karriere“, „Planungssicherheit“, „Prios“, „Konsum“) geopfert werden, in anderen Worten, dass die Wirtschaft ihre Kinder kannibalisiert, in 10 Jahren hunderttausende Handwerker, Facharbeiter etc. fehlen. Andererseits schafft es unser Bildungssystem trotz heißen Bemühens und immer neuer gutgemeinter Bildungsreformen nicht, die Kinder aus bildungsfernen Milieus soweit zu bilden, dass sie in der Lage sind, sich zu Gesellen und selbständigen Handwerkern weiterzubilden.

    Das Deutsche Reich unter Bismarck und Willi war dazu offenbar in der Lage. Folgendes habe ich in dem Buch „Zusammenarbeit“ von Richard Sennett (http://www.hanser-literaturver.....46-24035-3) gelesen

    „Obwohl man Deutschland in der wissenschaflichen Welt um seine Universitäten beneidetet, war die Realschule doch für die Arbeiterklasse die wichtigere Institution. Diese sechsjährige Sekundarschule bot eine gute Ausbildung in handwerklichen Berufen; dort lernten die Schüler, Geschäftsbriefe zu schreiben und die Buchführung zu verstehen. Wer die Realschule absolviert hatte, war bestens auf eine Anstellung in einer Werkstatt oder einem Büro vorbereitet. In der Kaiserzeit begann man in Deutschland auch den Übergang von der Ausbildung in den Beruf zu erleichtern. In der Pariser Ausstellung waren die Früchte dieses Systems an den Wänden zu bewundern. Auf Photographien sah man makellos saubere Klassenzimmer oder Kinder, die stolz die von ihnen in der Schulwerkstatt gefertigten Maschinen herzeigten. Und in Kopie konnte man knappe Bewerbungsschreiben an potentielle Arbeitgeber betrachten.“

    Diese Grundbildung (verbunden mit einem Selbstbewußtsein) scheint mir Kindern aus schwierigen sozialen Milieus und restringiertem Sprachcode) in unserem Schulsystem vorenthalten zu werden. Warum klappt das heute nicht? M.E. wäre eine qualitative Ausdifferenzierung des Schulsystems von nöten, um die Handicaps der Kinder nicht noch zu vergrößern. Wer dann nach höheren Weihen strebt, dem sollte der zweite Bildungsweg offen stehen. Aber erst mal die Grundlagen bimmsen, meinen Sie nicht?

  17. avatar

    @Allan Posener

    sorry hatte Ihren Kommentar nicht gelesen.

    Nächste Frage:

    Wenn wir einen Paradigmenwechsel vom quantitativen zum qualitativen Wachstum vollziehen, welche Anreize wird es dann zukünftig geben:

    Statt Geld “ Glückseinheiten “ ??

    Es ist sehr spannend m.E. sich eine Welt ohne quantitatives Wachstum vorzustellen.

    So wie bereits in Ansätzen von Niko Paech:

    http://www.centos.uni-oldenbur.....icke_8.pdf

    ???

  18. avatar

    @KJN

    „Der homo oeconomicus ist eine vereinfachende Annahme der Wirtschaftswissenschaften, ich denke so etwas macht jede Wissenschaft, sonst könnte sie keine Theorien erstellen.“

    Ich sprach nicht von Ideologie sondern lediglich davon dass die Wirtschaftschaftswissenschaftler, wie Dennis Snower und Thomas Straubhaar (ausgewiesene Neoliberale)

    http://www.ftd.de/politik/konj.....55490.html

    http://www.ftd.de/wissen/leben.....87151.html

    der “ herkömmlichen Volkswirtschaftstheorie “ kritisch gegenüberstehen.

    oder auch Gert Wagner (DIW), der dem homo oeconomicus (quantitatives Wachstum) ebenfalls sehr kritisch gegenübersteht.

    http://www.ftd.de/finanzen/mae.....51419.html

    Und die bestehenden Modelle beruhen eben leider auf der Annahme dass sich der homo oeconomicus rational verhält.

    Und da Allan Posener schon in den Sylvestervorbereitungen ist, meine Frage direkt an Sie:

    Unter der Voraussetzung, dass nach A.P. der Kapitalismus einer permanten Revolution unterliegt (analog zu Schumpeter/kreative Zerstörung)ist ein Paradigmenwechsel vom qualitativen Wachstums zum qualitativen Wachstum möglich?

  19. avatar

    @ Simon: Ich liebe diese intellektuell hochstehenden Kommentare.
    @ Moritz Berger. Ja. (auf Ihre letzte Frage.) Klar doch.
    @ Lyoner: Führt hier zu weit. In gewisser Weise ist China ein Bentham’sches Experiment – und wie fragwürdig Bentham ist, darauf haben Sie hingewiesen. Ich persönlich, das wissen Sie, und das wissen die meisten regelmäßigen Leser, bin ein Anhänger der Marktwirtschaft aus linker überezugung. Weil sie bisher das System darstellt, das ein Maximum an Dynamik mit einem Minimum an Elend verbindet. Aber ich bin nicht naiv – jedenfalls nicht so naiv, wie manche mir gern unterstellen:
    http://www.welt.de/print/die_w.....-Opel.html

    Insgesamt ein faszinierendes Thema, und wir werden darauf zurückkommen. Mein nächstes Posting allerdings widmet sich wieder – aus gegebenem Anlass – Frank Schirrmacher.

  20. avatar

    @Alan Posener
    „Links sein heißt wohl: Dafür sein, dass jeder Mensch das Meiste aus seinem Leben machen kann: (..)“
    So bin ich auch links. Bei den üblichen Linken wird jedoch das „jeder Mensch“ überbetont und „das meiste aus seinem Leben“ dabei vergessen. Kollektivismus vor Individualismus.
    Ein homo oeconomicus aber (auch @M.B.) nimmt seine Interessen (und die seiner Angehörigen) im Kapitalismus bestmöglich wahr. Ich denke nicht, daß man ihm das verbieten sollte.
    Was bedeutet es also, links zu sein?
    Ich glaube, es kann nur bedeuten, daß man den Kapitalismus für alle einfordert, statt zu versuchen, seine allgegenwärtige Existenz z.B. bereits bei spielzeugtauschenden Kindern abzustreiten. Ich denke auch, daß Marx den Kapitalismus philosophisch bisher am besten analysiert hat – nur eben die Schlüsse daraus waren aufgrund der Gleichmacherei und Gewalt falsch.

    Die meisten Linken sahen und sehen im Kapitalismus nur (historisch ja richtig) ein Ausbeutersystem. Daß dieses entstanden ist kann mir nur so erklären, daß der frühere Kapitalismus noch vom Feudalismus überprägt war und die meisten Menschen gewöhnt und bereit waren, sich in Abhängigkeit zu begeben und gehorsam zu sein, so daß die Produktionsmittel bei wenigen akkumulieren konnten.
    Der Kapitalismus legt aber auch – und das ist seine positive Seite, die nicht gesehen wird – die Interessen der Menschen offen auf den (wenn man so will: Waren-) Tisch, so daß er weiß, woran er ist und entsprechend handeln kann.
    Linke sollte also dafür sorgen, daß er auch handeln kann, also:
    1. Wahrheit bei der Politik einfordern
    2. Chancengerechtigkeit im Bildungsystem
    3. Einstellung jeglicher Förderung für oligarchische Großstrukturen.. usw.
    Ich sehe nicht, daß sie ihre Prioritäten da setzt. Ich glaube sie hat den Kapitalismus genauso wenig verstanden, wie „ihren“ Marx.
    Für mich würde jedenfalls links zu sein, so etwas bedeuten, wie „Emanzipation zwecks autarker Teilnahme am Kapitalismus“.

    @Moritz Berger
    Der homo oeconomicus fährt so lange Auto, bis die Förderung über Pendlerpauschale und Straßenbau wegfällt. Das kann man ihm nicht vorwerfen. (Daß er hierzulande zum großen Teil auch ein homo automobilicus ist, ist eine andere Sache.) Der homo oeconomicus ist eine vereinfachende Annahme der Wirtschaftswissenschaften, ich denke so etwas macht jede Wissenschaft, sonst könnte sie keine Theorien erstellen. Mit Ideologie hat das jedenfalls nichts zu tun.

  21. avatar

    APo: @ Lyoner: Sie verwechseln sich mit einem Staatsanwalt.

    … richtig so, werter APo. Sie haben das Recht zu schweigen und nix zu schreiben. Alles was Sie schreiben, kann und wird hier im thread gegen Sie verwendet werden. Sie haben das Recht, zu jeder Frage einen gleich gesinnten Genossen hinzuzuziehen. Wenn Sie keinen Genossen vertrauen, wird Ihnen einer gestellt. (Mao, Lenin, Marx o.a.)

    Haben Sie die Rechte verstanden, die ich Ihnen soeben geschrieben habe?

    Wollen Sie angesichts dieser Rechte nun hier den anderen Bloggern Lyoners Fragen beantworten?

  22. avatar

    @ Alan Posener

    „@ Lyoner: Sie verwechseln sich mit einem Staatsanwalt.“

    Nein, nein, das tue ich nicht, auch wenn Redewendungen wie „Sie sollten das nicht auf die leichte Schulter nehmen“ zum rhetorischen Repertoire eines Staatsanwaltes gehören könnten. Keine Panik, ich komme nicht bei Ihnen vorbei, weder in Ihrer Eigentumswohnung noch im Axel-Springer-Hochhaus, um Sie mit Handschellen abzuführen. Freilich erinnern Sie mich schon lange an den schönen deutschen Filmtitel „Thomas Crown ist nicht zu fassen“ (The Thomas Crown Affair http://www.filmstarts.de/kriti.....11906.html; Sie sehen, wie nobel ich Sie vergleiche). Mein Wunsch zielt auf Genauigkeit der Analyse, dass Sie Butter zu den Fischen machen und diskursiv aufhören, sich einzuölen und glitschig zu machen. Was die Eigentumsfrage in der historischen Diskussion (nicht nur der Arbeiterklasse) angeht, sind Sie mit Sicherheit um einiges besser bewandert als ich. Mich interessiert, ob Sie das glauben oder nicht, Ihre Feinsicht. Gerade auch dann, wenn Sie hier beginnen, den chinesischen Staatskapitalismus als Verwirklichung der Träume der Verdammten dieser Erde zu interpretieren. Da will ich doch gerne wissen, wieweit links Sie noch sind oder lediglich ein korrumpierter agent provocateur des „Kapitals“.

  23. avatar

    Feuilleton der FAZ Dauergejammere gegen die Moderne? Ist der Autor diese Witzfigur mit dem Bullshit Detector? Gott, sind Sie bleed.

  24. avatar

    Hey, Kollege Hank, das freut mich, dass Sie hier auftauchen. Müsste es nicht heißen „niemandem“? Aber egal. Über Ihre Unabhängigkeitserklärung freue ich mich.Vielleicht habe ich die kritischen Artikel über die Deutsche Bank aus der zeit VOR dem Auftauchen der Staatsanwaltschaft übersehen. Das meine ich nicht ironisch. Übrigens habe ich gegen Banker nichts, insofern ist mir der Wirtschaftsteil der FAZ der sympathischste Teil. Da muss ich nicht, wie im Politikteil, ein Trommelfeier gegen die Gesamtschule und überhaupt jede Bildungsreform erdulden, oder, wie im Feuilleton, ein Dauergejammere gegen die Moderne, von der Gentechnik bis zum „Monster“ des homo oeconomicus. Also, meine Entschuldigung, falls ich Sie und Ihre Kollegen verletzt habe.
    @ Lyoner: Sie verwechseln sich mit einem Staatsanwalt.

  25. avatar

    Chère Rita,

    M.B. hat mich gerade auf diesen ihren Satz hingewiesen:

    „Daß ich mit zunehmendem Alter linker werde, muß das Resultat meiner lagjährigen Verbundenheit mit der Christdemokratischen Partei sein.“

    Hiess in Deutschland nicht frueher.

    „Wer mit zwanzig kein Sozialist ist, hat kein Herz – wer es mit vierzig immer noch ist, hat keinen Verstand“

    panta rhei

    oder auch:

    http://www.youtube.com/watch?v=cLPlATKEdtM

    Ich wuensche ihnen ein schoenes neues Jahr

  26. avatar

    Lieber Herr Posener,

    schade dass Sie wie der Teufel das Weihwasser vermeiden, einmal auf die Veränderungen der Sichtweise der Ökonomen wie z.B. Staubhaar und Snower auf den homo oeconomicus hinzuweisen.

    „Und was die permanente Revolution des Kapitalismus mehr oder weniger auch im Sinne von Schumpeter betrifft,
    wäre es doch sicherlich im Rahmen unserer Diskussion spannend auszuloten, ob ” der Kapitalismus ” (wenn es tatsächlich nur eine Form gäbe) auch in der Lage ist von der quantitativen Form des Wachstums auf eine qualitative Form des Wachstums umzuschalten.

    Oder ob Kapitalismus letztlich ein siamesischer Zwilling mit dem quantitativen Wachstum bildet.

    Und wenn ich hier wiederholt Dennis Snower und Thomas Straubhaar aus der Schublade hervorgeholt habe, dann weil die mehr oder weniger der Auffassung sind, dass der homo oeconomicus in der reinen wirtschaftlichen Nabelschau heute zunehmend an Bedeutung verliert, da es notwendig ist auch für die Ökonomen sowohl die ” Emotionen ” des Verhaltens der Konsumenten wie auch die Umweltveränderungen in die zukünftigen Wirtschaftsmodelle mit einzubeziehen.“

    Oder kann der homo oeconomicus auch den Sprung von einem quantitativen zu einen qualitativen Wachstum schaffen.

    Oder unnd heißt dies für Sie auch eine permanente Revolution?

  27. avatar

    Ich finds eigentlich keinen Vorab-Verriss. Eher so Rentner Grummeln. Mir ist schon klar, dass es unter Journslisten hart ist. Und das Angebot würde ich gerne zurückgeben: da Ihre Bücher offenbar nicht sehr erfolgreich sind, biete ich mich gern an.

  28. avatar

    @ Rita E. Groda

    ich bin mal Angela Merkel auf einer Wahlkundgebung in Potsdam näher getreten, bat sie um Autogramme, u.a. auch angeblich für meinen (allerdings verstorbenen) Vater, der Gründungsmitglied der CDU im Ländle war. Sie sah mich mit ihren Fischaugen an, als ob ich ein Alien wäre. Ob mein Vater, der Schwarze, zum Roten mutiert wäre, weiß ich nicht, hinsichtlich der CDU ist er jedoch bereits zu seinen Lebzeiten immer einsilbiger geworden, Kohls Fall und die Machtergreifung von Kohls Mädel hat er noch realisiert.

  29. avatar

    @ Alan Posener

    „Lyoner, wie stehe ich zur Eigentumsfrage? Ich bin für das Eigentum. Noch Fragen?“

    Ja, danke, ich habe noch Fragen. Wie Sie wissen, ist die Eigentumsfrage die Frage nach der Möglichkeit des Erwerbs und der Verteilung des Eigentums – sowie dem gesellschaftlichen Einfluss, der mit dem Besitz von Eigentum verbunden ist. Gehen diese Entwicklungen – ich mache es Ihnen leicht und verlinke noch mal – für Sie in die richtige Richtung?

    http://www.sueddeutsche.de/pol.....-1.1555766

    http://www.spiegel.de/politik/.....74845.html

    Was sagen Sie übrigens zum Einwand desblondenhans? Nehmen Sie ihn nicht auf die leichte Schulter.

  30. avatar

    Ulf, wie heißt Ihr nächstes Buch? Wenn Sie unbedingt einen Vorab-Verriss haben wollen, schicke ich Ihnen meine Preisliste.

  31. avatar

    @Werther und Gelegentlich: Ist mir massiv zu viel der Ehre. Da ich weder den Dramatiker Preis der Stadt München noch den Lessing Preis der DDR verliehen bekam, ist die Ähnlichkeit mit Peter Hacks unter Garantie rein zufällig.

    Daß ich mit zunehmendem Alter linker werde, muß das Resultat meiner lagjährigen Verbundenheit mit der Christdemokratischen Partei sein. Oder der Einfluß und die Erziehung meines Vaters, den ich für einen beispiellosen Demokraten halte. Wäre er nicht tot – spätestens unter Frau Merkel wäre er vom Christdemokraten zum Linken mutiert.

  32. avatar

    APo: Es sollte sowohl Linkskonservativen als auch Kommunistenhassern zu denken geben, dass die im Sinne Benthams größte Leistung seit dem Zweiten Weltkrieg von der KPChinas mit ihrer kapitalistischen Orientierung vollbracht wurde. Dieses Wundermittel als Monster darzustellen, dazu gehört freilich eine gehörige Prise Menschenverachtung.

    … was für eine Offenbarung. Schon wieder. Der werte Hr. Alan Posener in Höchstform. Seine Thesen und Bekenntnisse sind menschenfeindlich. EU-konform. Antidemokratisch.

    Zu Bentham:

    ‚Die weitgehenden Rechte, die die Bürger in Benthams Staatslehre genießen, werden aber erst durch einen mächtigen staatlichen Überwachungs- und Kontrollapparat ermöglicht, der die Menschen von frühester Jugend an erzieht, schult und konditioniert, ihr Verhalten permanent überwacht und jedes Fehlverhalten durch Sanktionen bestraft und korrigiert. Durch Benthams Konzept der Freiheit als Sicherheit wirken sich auch die gravierendsten Eingriffe des Staates in die persönliche Freiheit der Bürger nicht negativ auf ihre Freiheit aus: Sie bilden vielmehr die Voraussetzung der bürgerlichen Freiheit. Bentham forderte in diesem Zusammenhang nicht nur die Stärkung des Justizsystems und der Polizei, sondern auch die erkennungsdienstliche Tätowierung der Bevölkerung und den systematischen Einsatz von Spitzeln und verdeckten Ermittlern.

    Auch lieferte er Argumente für einen legitimen Einsatz der Folter und entwickelte mit dem Panoptikum ein Modell-Gefängnis, das Michel Foucault als Symbol für die Überwachungs- und Herrschaftsstrukturen der modernen Zivilgesellschaft wählte.‘

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    Posener schreibt: „… dass die im Sinne Benthams größte Leistung seit dem Zweiten Weltkrieg von der KPChinas mit ihrer kapitalistischen Orientierung vollbracht wurde. Dieses Wundermittel als Monster darzustellen, dazu gehört freilich eine gehörige Prise Menschenverachtung.“

    Monster hin, Wundermittel her; der Sänger der permanenten Revolution hat es im Hause Springer doch ausgesprochen behaglich (http://www.filmjournalisten.de.....osener.jpg). Wie stehen Sie, Alan Posener, zur Eigentumsfrage?

    http://www.sueddeutsche.de/pol.....-1.1555766

    http://www.spiegel.de/politik/.....74845.html

    „Jede Wahrheit braucht einen Mutigen, der Sie ausspricht“ – Dahinter stehen doch Sie?

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