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Designatus oder Resignatus?

Peer Steinbrück ist –außer vielleicht wegen seiner Nebeneinkünfte- nun wirklich nicht zu beneiden. Wohl selten hat ein potentieller Kanzlerkandidat einen derartigen Stolperstart hingelegt wie der Hoffnungsträger der Sozialdemokraten für die Bundestagswahl 2013.

Noch ist er „Designatus“, also noch nicht von einem Parteitag nominiert, was eigentlich eine reine Formalität sein sollte. Doch nach dieser Serie von Pleiten, Pech und Pannen könnte er auch noch vorher in die Rolle des „Resignatus“ schlüpfen, frei nach dem Motto eines Sachsenkönigs vergangener Tage: „Macht doch Euren Dreck alleene“.

Noch mehr darf jetzt  nicht  kommen. enn die stattliche Sammlung von Nebeneinkünften, Bahncard-Gebrauch, Beraterflucht etc. hat den vermeintlichen Superstar der SPD mächtig in Bedrängnis gebracht. Neulich in Lübeck bei seiner Willy-Brandt-Rede  vor fast 2000 Zuhörern begrüßte ihn der Veranstalter mit der launig gemeinten Bemerkung, diese Rede sei honorarfrei.

Steinbrück nahm die Sottise, die ihn wahrscheinlich im gesamten Wahlkampf begleiten wird, nur gequält-lächelnd zur Kenntnis. Keine Frage, der Mann ist dünnhäutig geworden. Seine einzige Positionsgewissheit besteht neben seiner fachlichen Eignung vorerst in der Tatsache, dass die SPD weit und breit keine personelle Alternative hat. Die Resterampe der SPD-Troika besteht aus zwei Wahlverlierern: Sigmar Gabriel in Hannover und  Frank Walter Steinmeier bei der letzten Bundestagswahl. Und an Andrea Nahles darf man in diesem Zusammenhang  nicht einmal denken…

Bliebe noch Hannelore Kraft, die in Düsseldorf ein recht erfolgreiches rot-grünes Projekt durchzieht. Doch sie steht im Wort, das Land in dieser Legislaturperiode  nicht zu verlassen. Und wer sie kennt, der weiß, dass die „Frau die aus der Reserve kam“, ihr Wort halten wird. Allein schon um der SPD erneut einen landespolitischen Ypsilanti-Effekt zu ersparen.  Obwohl sie sicher gegen Angela Merkel eine unbedingt aussichtsreiche Kandidatin wäre. Und zudem ganz sicher mit mehr Glaubwürdigkeit ein rotgrünes Bündnis vertreten könnte.

Was also bleibt der SPD? Es ist wahrscheinlich die ungeliebte Option, im Zweifel den Junior-Partner in einer schwarz-roten Regierungskoalition abzugeben, falls es für schwarz-gelb nicht reicht, was wahrscheinlich ist. Und dass der Kanzlerin im Zweifel die guten Erfahrungen mit der SPD als sicherer erscheinen denn ein Experiment mit  den Grünen, ist wohl auch anzunehmen.

Steinbrück könnte dann weiter honorarträchtige Reden halten, Steinmeier wäre, wie gehabt, der ideale Vizekanzler und Außenminister. Und Hannelore Kraft, sie könnte warten und anno 2018, wenn es denn so lange dauert, als unbeschädigte  Kandidatin antreten.

So also könnte es passieren, wenn nicht vorher noch Unerwartetes  passiert. In der Politik weiß man ja nie – und diese Gewissheit ist wirklich alternativlos.

 

 

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3 Gedanken zu “Designatus oder Resignatus?;”

  1. avatar

    Bin ich hier bei einem Hellseher gelandet? Vierte Zeile: „Bundestagswahl 2014“. Heisst das, dass da schon Neuwahlen kommen? Wenn das so ist, wird Steinbrück wohl nicht der Richtige gewesen sein.

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