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Warum man Sarrazin nicht zum Opfer machen sollte

Als Thilo Sarrazin ankündigte, sein nächstes Buch werde sich mit dem Euro befassen, war ich nicht überrascht. Denn auch andere europäische Rechtspopulisten, allen voran Geerd Wilders, haben seit Beginn der Krise ihre ideologische Basis zu erweitern versucht und die Europäische Union  ins Visier genommen:

http://www.welt.de/politik/wahl/berlin-wahl/article13583442/Wilders-Lektion-in-Sachen-intelligenter-Populismus.html

Was mich dann aber überrascht hat, war die Tatsache, dass Sarrazin ein alles in allem recht gut argumentiertes Buch vorgelegt hat. Genauer gesagt: Es argumentiert dort gut, wo es um die Dinge geht, von denen Sarrazin als Finanzpolitiker und Banker etwas versteht, und es wird problematisch dort, wo er in geschichtsphilosophisches Schwafeln verfällt – eine Angewohnheit freilich, die er etwa mit Helmut Schmidt teilt.

Beginnen wir also damit, bringen wir das hinter uns.

1. Ich habe wiederholt darauf hingewiesen, dass Sarrazin einen Juden-Knacks hat. Zum Beispiel hier:

http://www.welt.de/debatte/kommentare/article9333263/Thilo-Sarrazins-Obsession-mit-den-Juden.html

Deshalb verwundert es nicht, dass auch in seinem neuen Buch hier und dort im Zusammenhang mit dem Euro auf den Holocaust verwiesen wird. Es lohnt sich, diese Verweise genau anzusehen: So schreibt Sarrazin auf S. 19: „Auch Helmut Schmidt unterstrich … diese Linie, als er am 4. Dezember 2011 in einer Rede vor dem SPD-Parteitag den Bogen schlug von der deutschen Schuld am Holocaust über das europäische Vermächtnis Robert Schumanns und Konrad Adenauers bis zur gemeinsamen Währung und zur Notwendigkeit deutscher Mithaftung für die Schulden der Partner-Länder im Euro-Raum. Diese Rede brachte das Dilemma Deutschlands – nämlich das anhaltende Gefangensein in der Schuld der Nachkriegszeit – exemplarisch auf den Punkt.“

Hier ist der Bericht über die Rede, auf den sich Sarrazin bezieht, und man kann feststellen, dass Sarrazin nicht übertreibt:

 

http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/spd-parteitag-europa-braucht-ein-mitfuehlendes-herz/5919378.html

Was Sarrazin freilich tut, ist bezeichnend: Er reduziert die Ausführungen Schmidts, der in der EU und ihrer Weiterentwicklung die Lösung des ur-europäischen Traumas vom Übergewicht Deutschlands auf dem Kontinent erblickt, auf den Holocaust. Das ist allerdings demagogisch und tendenziell antisemitisch, denn es suggeriert, die Beteiligung am Euro oder an Rettungsfonds für wirtschaftlich weniger starke – oder haushaltspolitisch unverantwortliche – Staaten sei irgendwie eine Form von Wiedergutmachung an den Juden.

Eine Seite später schreibt Sarrazin: „Soweit die deutsche Politik meint, aufgrund politischer Erwägungen wegen der deutschen Schuld am Zweiten Weltkrieg und am Holocaust besondere Opfer im Sinne einer ‚europäischen Solidarität’ bringen zu müssen, sollte auch dies offen diskutiert und klar ausgewiesen werden.“ Wieder wird die von Schmidt – zu Recht oder Unrecht – wie von seinem Nachfolger Helmut Kohl beschworene Frage des deutschen Übergewichts in Europa, das schon Bismark zu schaffen machte, auf die Nazi-Zeit reduziert. Außerdem wird insinuiert, die Frage „besonderer Opfer“ der Deutschen – auch das Wort „Opfer“ ist bezeichnend, handelt es sich doch hauptsächlich um Kredite – sei erstens mitbestimmend für die deutsche Regierungspolitik und werde zweitens als Motiv verschwiegen. Dass Helmut Schmidt ja gerade in der von Sarrazin zitierten Rede der Regierung vorwirft, dieser historischen Verantwortung nicht gerecht zu werden, sondern „deutschnationale Kraftmeierei“ zu betreiben, fällt dabei unter den Tisch.

 

2. Auch wenn es im neuen Buch kaum Verweise auf sein voriges Buch gibt, zieht Sarrazin an einer bezeichnenden Stelle die Verbindung zwischen der Xenophobie von „Deutschland schafft sich ab“ und der Euroskepsis des neuen Buchs gibt, das ehrlicherweise heißen müsste: „Deutschland schafft den Euro ab – oder schafft sich ab.“ Auf S. 389f. schreibt er über die „deutsche Flucht nach Europa“ und behauptet: „Auch Angela Merkel ist Gefangene jenes deutschen Nachkriegs-Denkstils, wonach nur ein letztendliches Aufgehen Deutschlands in Europa Deutschland vor sich selbst und die Welt vor Deutschland retten könne.“ Und er zitiert zustimmend den Ordoliberalen Hans Willgerodt, der meint, dass in Deutschland aufgrund seines Anteils (sic) an den Verbrechen Europas „ein für jede Nation normales, nicht aggressives Selbstbewusstsein offenbar einen kaum heilbaren Schaden genommen hat“. Von da schlägt er den Bogen zur Einwanderungspolitik und zitiert zunächst den ehemaligen CSU-Mann und heutigen FAZ-Redakteur Georg Paul Hefty mit der Bemerkung, Deutschland sei nach dem Krieg „so diskreditiert“ gewesen, dass es nicht wie die klassischen Einwanderungsländer mit „Quoten und Normen“ operieren konnte. (Bullshit übrigens, denn gerade die CSU hat ja bis vor kurzem geleugnet, dass Deutschland ein Einwanderungsland sei, weshalb eine Quotenregelung nicht in Betracht kam.) Sarrazin verschärft diese konservative legende auf bezeichnende Art, in dem er schreibt (S.390): „… so als ob Krieg, Holocaust und Vertreibung es den Deutschen moralisch aufgelegt hätten, passiv zu dulden, wer sich in ihrem kleiner gewordenen Land noch ansiedeln will.“ Auch hier erscheinen die Deutschen letztendlich als Opfer des Holocausts. Erst die Vertreibung aus den Ostgebieten, dann die Ansiedlung von Fremden im verkleinerten Land – dass Westdeutschland Arbeiter aus Italien, Spanien, Jugoslawien und der Türkei holen musste, um den eigenen Wohlstand zu sichern, nachdem der Zustrom aus Ostdeutschland 1961 versiegte, fällt dabei ebenso unter den Tisch wie die Tatsache, dass Großbritannien, Holland und Frankreich schon viel früher – als Erbe ihrer kolonialen Vergangenheit – eine massive Einwanderung erlebt haben (in Sarrazin-Sprech: „erdulden mussten“), die keineswegs, wie Hefty behauptet, durch jene „Quoten und Normen“ geregelt war, die etwa die USA, Kanada und Australien angewandt haben.

 

Dass Sarrazin so argumentiert, ist schade, wenn auch nicht wirklich überraschend. Es gibt jenen, die sich seinen Argumenten verschließen wollen, eine – durchaus stichhaltige – Berechtigung. Genau wie sein Buch über die Zuwanderung auf weite Strecken Bekanntes und Unstrittiges referierte, um alles dann einem biologistischen und eugenischen Konstrukt zu unterwerfen (auch im neuen Buch heißt es auf Seite 388: „Langfristig entscheidet sowieso nicht die Ökonomie, sondern die Demographie!“), so referiert sein neues Buch – es hat genau so viele Seite wie das letzte, nämlich 462 – auf weite Strecken Bekanntes und Unstrittiges, läuft aber zumindest Gefahr, dem Ressentiment mehr zu dienen als der Aufklärung.

Dabei ist die Kernthese des Buchs unbedingt diskussionswürdig:

„Die gemeinsame Währung wird nicht aus dem Blickwinkel der ihr immanenten Logik betrachtet, sondern ausschließlich als Vehikel für einige weitere Schritte in Richtung ‚Vereinigte Staaten von Europa’ angesehen. Diese Art von europäischer Eschatologie, deren prominentester Vertreter Helmut Kohl ist, hat sich vollständig gegen jede logische oder empirische Überprüfung immunisiert. Sie ist zur reinen Ideologie geworden.  (…) Alle Ideologien haben eins gemeinsam: Sie haben sich durch den Kranz ihrer Definitionen und Setzungen mit Erfolg gegen Einwände aus der Wirklichkeit abgesichert. Sie spielen die Rolle einer Religion oder eines Religionsersatzes.“ (S.393)  Könnte von mir stammen. Und: „Diejenigen, die jede Diskussion um den Euro oder einen austritt Griechenlands mit einem ‚Scheitern Europas’ in Verbindung bringen, argumentieren letztlich wie Erich Honecker, der kurz vor dem Fall der Mauer sagte: ‚Vorwärts immer, rückwärts nimmer.’ Wer so denkt, offenbart ein profundes Misstrauen in die natürliche Stabilität der europäischen Integration und gegen die Vernunft der Europäer überhaupt.“ (ebd.)

Ich selbst habe vor nicht allzu langer Zeit an dieser Stelle geschrieben, Europa sei „wichtiger als der Euro“:

 

https://starke-meinungen.de/blog/2011/11/22/europa-ist-wichtiger-als-der-euro/

 

 

Sarrazin muss sich allerdings entscheiden, ob er einem schmollenden Nativismus das Wort reden will, einer mit Geschichtsrevisionismus und Ressentiments verbundenen Renationalisierung des europäischen Projekts – oder ob er auch bei einem möglichen Scheitern des Euro gerade jene Errungenschaften der Europäischen Union retten will, die sie nach wie vor anziehend machen – offene Grenzen, Freizügigkeit, Liberalität, Multikulturalismus, Chancengleichheit zum Beispiel; und ob er darüber hinaus, da er zu Recht die Abkehr von der Vorstellung eines europäischen Superstaats fordert, überhaupt eine Vorstellung davon hat, wie ein Europa der Vaterländer eine Supermacht (Tony Blair: „Not a superstate, a superpower“) werden könnte – jene unerledigte Hausaufgabe, die seit dem Scheitern der EVG einer Lösung harrt.

Zur zweiten Frage sagt das Buch so gut wie nichts; zur ersten Frage scheint es eine zweideutige Antwort zu geben, die es dem Autor erlaubt, mal die populistische, mal die seriöse Karte zu spielen, je nach Publikum und Tagesform. Man sollte ihn, meine ich, nicht zurück in die Ecke drängen, in die er sich mit „Deutschland schafft sich ab“ selbst gemalt hat; rufe nach Zensur, Auftrittsverbot im Fernsehen etwa, sind ohnehin nur Wasser auf seine Mühlen, bestärken ihn in seinem Hang zur Rechthaberei und zur Selbststilisierung als Opfer. Den Gefallen sollte man ihm nicht tun.

 

 

 

 

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199 Gedanken zu “Warum man Sarrazin nicht zum Opfer machen sollte;”

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    @Parisien

    „Das ist das Ideal: Starke genetische Streung, also Interheirat, in den USA gehört es zur Geschichte.“

    Wie schreibt KJN so exakt:
    Zuchtnonsens

    Und nach M.Ziegler gehören Sie wohl auch zu den Biodeutschen Akademikern!!

    Vielleicht ueberlegen sie sich einmal was sie hier als wishy-washy publizieren.

    Haben sie vielleicht einmal etwas von den Amish in den US gehoert?

    Sorry aber sind hier auf dem besten Wege Sarrazin bull-shit zu produzieren.

    P.S.

    „Reitpferde dagegen werden so gemischt, dass sie beides können: Dressur und Springen.“

    Was koennen Reitpferde wohl nicht mehr?

    Einen Ackerwagen ziehen!!!

    Soviel zur ihren etwas cranky genetischen Theorien

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    Nur so nebenbei: Der Spiegel hatte diese Woche eine Titelgeschichte über das Sterben. Ich hab‘ ihn direkt vom Briefkasten in die grüne Tonne gehauen. Ich will nicht sterben und auch nicht daran erinnert werden. Dieses Sterben aller Gewissheiten des Kapitalismus ist mir genug.

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    Forts. @ RZ
    Und warum protestiert wohl niemand? Weil die Leute, denen es zu dumm ist, in Spießervorstadt Moosach oder Baldham oder Poppenbüttel zu ziehen, keine Kinder kriegen. Weil sie lieber in ihrer zu zweit finanzierbaren Altbauwohnung in Schwabing oder Eppendorf bleiben und außerhalb der Schulferien reisen (günstiger). Und ehrlich gesagt, ich kann das verstehen.

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    @ Roland Ziegler
    „Kinder zu haben ist heute nicht unattraktiver als früher.“

    Doch. Es ist viel attraktiver, genug Zeit für die Kinder zu haben, auch für das Kind, das sich gegen seine Geburt nicht wehren kann. Wenn zwei sich eine Stelle teilen oder eine/einer halbtags arbeiten können, ist das gegeben.
    In Bayern gibt es mehr Vollzeitmütter wie auch Teilzeitmütter. Gleichzeitig ist die Jugendkriminalität in München geringer als in Berlin. Sie sehen dazwischen keinen Zusammenhang? Sie kennen die Untersuchungen von Herrn Pfeiffer nicht? Doch, oder?
    Diese staatsgläubigen Eltern, manchmal auch konsum- und verdienstversessenen Eltern, werden nie Probleme mit ihrem erwachsenen Offspring bekommen? Überlegen Sie mal, was die meisten Kinder erwachsen ihren Vätern vorgehalten haben: Abwesenheit. Und Sie meinen, das kann damit geheilt werden, dass beide abwesend sind?
    Und noch etwas politisch völlig Unkorrektes, wofür man von Frauen verprügelt werden kann: Ist schon einmal untersucht worden, ob zwischen Vollzeitbeschäftigung aller Mütter und hoher Jugendarbeitslosigkeit (Frankreich) ein Zusammenhang besteht mangels genügend Stellen? Und falls ja, ob zeitlich vernachlässigte Jugendliche schneller militant werden? Verwegen? Es ist doch auffallend, dass ein Land, welches Industrien besitzt, außerdem reichlich öffentliche Jobs, einen so hohen Anteil an Jugendarbeitslosigkeit hat. Hundt würde natürlich behaupten, das läge am Mindestlohn, klar. Leute wie Hundt wirken so, als wären sie bereit, mehr Prekariat zu erdulden. A propos Prekariat:
    In früheren Zeiten, als es wohlgemerkt noch keine Empfängnisverhütung gab, gründete man eine Familie, wenn man sie ernähren konnte. Wer sich daran nicht hielt, wurde Prekariat, automatisch. Ich glaube eher, dass sich daran nichts geändert hat, und dass es völlig normal ist, wenn Frauen und Männer, die denken können (hierzu gehören meist auch Bäcker oder Schneider), ihren Kinderwunsch aufschieben oder gar ad acta legen. An solcher unübersehbarer Normalität wird auch eine siebenfache geldige Mutter, die sich kaum in andere Verhältnisse versetzen kann, nicht viel ändern. Zum Glück betrachten die meisten Leute das Kinderhaben nicht so verklärt wie Sie. Kinder waren nie romantisch. Die Kirche und die Werbung haben sie romantisch dargestellt. Ohne Hochzeiten und Taufen wären die Kirchenkassen noch ein wenig leerer, die Möbelhäuser ärmer, und diese jämmerlichen Doppelhaushälften in spießigen Vororten auf Handtuchgrundstücken, wo das Rasenmähen 5 min.dauert, stünden alle leer. Ich habe für Vaters Rasen fast zwei Stunden gebraucht (1 Morgen Garten) bei zwei mittelverdienenden Eltern. Großmutter versorgte uns übrigens. 1 Morgen Land mit einem Einzelhaus ist heute in Deutschland fast nicht mehr finanzierbar. Und kaum einer protestiert. merkwürdig, denn in F, GB und USA können Sie das schon noch haben.

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    „Wir“ – wer ist das eigentlich? Auf Deutschland bezogen sind das Biodeutsche, türkische, italienische Gastarbeiter, die man vor langer Zeit als Billigarbeiter ins Land geholt hat, Leute afrikanischer oder asiatischer Herkunft, die erst kürzlich hier eingewandert sind usw. – alle möglichen Personen mit den verschiedenartigsten Biografien, aber einem deutschen Pass, aus dem sich eine gemeinsame Interessenslage ergibt. „Unsere Kinder“ – das sind die Kinder all dieser Leute; alle wollen und müssen gleichermaßen – bestmöglich, aber auf verschiedene Weise, die ihrer Eigenart entspricht – gefördert werden. Es ist nichts als eine freche dumme Anmaßung, wenn bestimmte Leute aufgrund ihrer bestimmten Geschichte (deutsch) oder Ausbildung (akademisch) meinen, gegenüber anderen bevorzugt werden zu müssen.

  6. avatar

    R.Z.: Nation-Nonsens: Erkläre mir mal jemand, bitte, warum eine nationale Familiengeschichte besser sein soll als eine internationale. Meine eigene ist zur Hälfte polnisch, die meiner Frau zur Hälfte ecuadorianisch. Sind meine Kinder jetzt irgendwie mit dem Faktor 1/2 zu bemessen, und wenn ja, an welcher Stelle und zu welchem Zweck?

    Ihre Familiengeschichte ist Ihr Selbstbestimmungsrecht, aber … Gemeinsamkeiten eines Volkes, einschließlich seiner Rechte auf Selbstbestimmung, als Nonsens zu erklären, da klappt meinem Hamster der Unterkiefer herunter. Selten so ein Quark gelesen. Sie sind Demo-was?

  7. avatar

    Und hier bringt Hundt das Ausrufungszeichen. Die Regierung soll was an den Lohnnebenkosten ändern, sprich Renten- und Krankenleistungen kürzen, der Lohn solch gleich bleiben, die Lohnstückkosten also niedrig, damit die Arbeitgeber und Aktionäre jedes Jahr bedeutend mehr einnehmen. Und die Frauen sollen Doppelbelastung machen. In ein solches Land sollen denkende Frauen Kinder gebären? Lächerlich.
    Schäuble, im Artikel erwähnt, hatte da bessere Gedanken. Man sollte meinen, er schaue etwas weiter und zwar in Richtung wegbrechende Aufträge aus Südeuropa und Steigerung der Binnennachfrage.
    Wenn die Arbeitgeber mit schwarz-gelb unzufrieden sind, mit dem Euro aber zufrieden, ist das ein Zeichen, dass die Regierung ein paar Dinge richtig macht, aber nicht alle..
    http://www.welt.de/wirtschaft/.....erung.html

  8. avatar

    @Parisien: Kinder zu haben ist heute nicht unattraktiver als früher. Kinder zu haben ist nicht der einzige, aber sicherlich der einfachste Weg zum Glück. Das liegt an unserer Hardware, ist biologisch fest verdrahtet im ROM unserer Körper. Wir müssen nicht nur deshalb, vor allem für die Kinder als Selbstzweck unsere Infrastrukturen verbessern und kindgerecht machen. Es geht dabei um das Glück von (vielen von) uns und noch viel mehr um das unserer Kinder. Was ich dagegen ablehne, ist das soziologische (und ganz besonders das ethnische) Kalkül.

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    @Alan Posener
    Fundsache:

    Soviel zur Kompetenz von Sarrazin:

    „Danke Thilo Sarrazin – einfach Klasse – 84 Millionen Verlust
    von Jochen Hoff

    Die Gier des Thilo Sarrazin kostet die Berliner rund 157 Millionen Euro. Thilo Sarrazin wollte bei den ganz großen Jungs mitspielen und hat die BVG und die Messegesellschaft ermutigt, ein sogenanntes Cross Border Leasing zu machen. Bei diesen Geschäften ging es vor allem darum, in den USA hohe Steuervorteile durch Scheingeschäfte zu realisieren.

    So vermietete die BVG ihre U-Bahnzüge und Straßenbahnen an einen US-Investor und mietete sie sofort wieder zurück. Der Gewinn kam durch den Betrug am amerikanischen Steuerzahler zustande und wurde unter den Gaunern aufgeteilt. Bis zum Jahr 2007 wurden diese Geschäfte von den Großbanken Hypo-Vereinsbank, Landesbank Berlin (LBB) und Credit Suisse abgesichert.

    Wegen der Privatisierung der LBB sollte diese Absicherung im Jahr 2007 umgebaut werden, wozu sich Sarrazin und seine Truppen der Hilfe von JP Morgan bedienten, die den ganzen Ramsch an Papieren auf 150 kleinere Investoren verteilten und dabei sicher nicht schlecht verdienten. Thilo Sarrazin gab dem ganzen als Finanzsenator und Aufsichtsratschef der BVG seinen Segen.

    Im Zuge der Finanzkrise gehen diese kleineren Investoren nun reihenweise pleite, was bedeutet, dass die BVG schon einmal 153 Millionen Euro zurückgestellt hat, die sicher bald benötigt werden. Aus Sarrazins erhofftem Gewinn von 69 Millionen Euro wird so ein Verlust von 84 Millionen Euro.

    aus dem Jahr 2009:

    http://hahn.1on.de/archives/17.....rlust.html

    Vielleicht hätte Herr Saarazin doch einmal den Currywurstverkäufer vor seinem Amtssitz fragen sollen.

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    @Alan Posener

    Waeum gehört Punkt 2 nicht zu Sache:

    2. Die Wirtschaftswissenschaft ist sehr, sehr kompliziert, komplizierter als die Atomphysik.

    (es handelt sich hier mehr oder weniger um ein Zitat von Max Planck und was Sie vielleicht auch überraschen mag, es existiert seit 1993 ein Max-Planck-Institut für Wirtschaftswissenschaften:
    http://www.econ.mpg.de/deutsch/)

    Zu Punkt 1:

    Und weil eben die Wirtschaftswissenschaft sehr viel komplizierter ist, sind solche einfache Rezepte wie sie Sarrazin (und Sie leider auch)in seinem Buch anpreist heute nicht mehr adäquat.

    Mal eben raus aus dem Euro kann man natürlich durchführen, nur die Folgekosten unterschätzt Herr Sarrazin leider. Aber das kennen wir beide Herr Posener doch auch mittlerweile von den Beamten in Berlin sei es beim BER oder der Staatsoper 🙂
    Das Berliner Schloß dürfte sicherlich, sofern es denngebaut wird auch bei 1,2 Mrd. € statt 600 Mill. € liegen 🙂

    zu Punkt 3.

    Das ist Ihre Interpretation

    Meine heißt:

    Sarrazin ist ein Beamter

    Eine Schlußbemerkung:

    Kompetenz messe ich und sollte nicht an Titeln, Ränge gemessen werden, sondern konkret an erzielten Ergebnissen.

    Die gilt sowohl für den Straßenkehrer wie auch für einen Bundesbankbeamten.

    Vielleicht sollten wir das Märchen von Andersen
    “ Des Kaisers neue Kleider “ als Pflichtlektüre in den Grundschulen einführen.

    Der Status des Akademikers korreliert nicht immer mit der Intelligenz wie uns hier Lyoner versucht zu beweisen.

    Aus meiner konkreten Berufserfahrung im Finanzbereich:

    Der Bratwurstverkäufer vor unserem Bürogebäude hatte immer bessere Wertpapieranlagetipps als unser hauseigener Experte 🙂

    P.S. Gustav Horn hat sich schon immer für die Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der Hartz IV Empfänger eingesetzt:

    Gustav Horn und Hartz IV googeln:

    z.B.:

    http://www.sueddeutsche.de/wir.....n-1.994465

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    Alan Posener sagt:
    29. Mai 2012 um 09:56

    @ Moritz Berger: Ich habe den von Ihnen empfohlenen Kommenatar von Gustav Horn mehrfach gelesen, und ich habe nur folgende “Argumente” herausgehört:
    1. Wir haben den Euro nun einmal, und da kann man ihn nicht abschaffenb, auch wenn es ein Fehler war, ihn einzuführen.
    2. Die Wirtschaftswissenschaft ist sehr, sehr kompliziert, komplizierter als die Atomphysik.
    3. Sarrazin ist ein Arschloch.

    Zu gern hätte ich gewusst, ob Herr Horn auch den von Sarrazin beleidigten Zuwanderern und Hartz-IV-empfängern beigesprungen ist, als Sarrazin sein letztes Buch veröffentlichte, oder ob er sich nur echauffiert, wenn der Euro kritisiert wird.

    Jedenfalls gehören die Argumente 2 und 3, wiewohl zutreffend, nicht zur Sache, während das Argument 1 zwar zur Sache gehört, aber nicht zutreffend ist. Auch die DDR (zum Beispiel) hat ihre Währung aufgegeben, und da hat niemand argumentiert, man habe sie schließlich eingeführt und könne sie nun nicht abschaffen. Diese Haltung, bei der Menschen zum Sklaven ihrer eigenen Produkte werden, nannte Marx zutreffend “Fetischismus”.

    Aus zeitlichen Gründen bin ich bosher nicht dazu gekommen Ihren Ball aufzunehmen.

    Einige kleine Bemerkungen vorab, die mich im zusammenhang mit Ihrer Betrachtung und Einschätzung von Sarrazin etwas amüsiert haben.

    Die Vita von Sarrazin ist dadurch gekennzeichnet, dass er nie in privaten Wirtschaftunternehmen tätig war. Abitur Studium Beamter

    Dann bescheinigen Sie ihm hohe Kompetenz weil er u.a. im IMF, bei der Treuhand und der DB AG war.

    1. Er ist als Beamter vom Ministerium zum IMF
    “ abgeordnet “ worden. Mein Kollege Jean-Luc war zu dieser Zeit in Washington und kann Ihnen sicherlich mehr dazu berichten 🙂
    2. Die Treuhand als Aushängeschild für die Kompetenz von Sarrazin anzusehen … kein Kommentar

    3. Was zu Kurzzeitjob bei der DB AG betrifft, fragen Sie einmal Herrn Mehdorn, der im Gegensatz zu Sarrazin um viele Quentchen Managementerfahrung mehr verfügt als es der Fall bei Sarrazin ist.

    4. Was die Tätigkeit von Sarrazin als Finanzsenator in Berlin betrifft. Da müßten Sie als Berliner doch auch erfahren haben, dass Sarrazin mehr oder weniger ein windowdressing mit dem Berliner Haushalt praktiziert hat.
    5. Und wer 70.000 Berliner Wohnungen für einen Appel und ein Ei verscherbelt (m2 < 150-200€) sorry aber dies ist in meinen Augen ein Verschleuderer öffentlichen von Steuergeldern finanziertes öffentlichen Gutes.

    Aber für Sie ist Herr Sarrazin immer noch kompetent.

    Sie haben doch Erfahrung als 68er mit unten den Talaren…..

    Meine Erfahrungen mit unserer Nomenklatura ist leider eine etwas andere.

    Und wenn Sie z.B. Herrn Sarrazin in einem kleineren Diskussionskreis erlebt hätte (noch vor der Lehman Krise) der er es akzeptiert und keinen Einspruch erhebt in Bezug auf die Frage ob man sprich Unternehmen heute noch Eigenkapital benötigen…Fremdkapital wäre doch günstiger..

    Sorry Herr Posener, aber da kann ich Ihnen leider nicht folgen und schätze Herrn Sarrazin nicht so kompetent ein wie Sie.

    Um auch ein Spruch aus den 68ern? heranzuziehen:

    Wir müssen endlich einmal unserrer Nomenklatura die Charaktermaske herunterreißen,

    Die unsägliche Krümelkackerechnereie von Sarrazin in Bezug auf das Hartz IV Einkommen zeigt doch letztlich das er ein Beamter geblieben ist, der zwar Bleistifte zählen kann, aber als es um den Verkauf der Wohnungen in Berlin ging Nachhilfestunde im kleinen Einmaleins hätte nehmen müssen.
    Soll konkret heißen, bei m2 Preisen von 150-200€ hätten sogar Hartz IV Empfänger ihre Wohnungen kaufen können!!
    Aber think out of the box ist leider bei public administrator wie Sarrazin nicht vorhanden.

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    @ Roland Ziegler
    „Meine eigene ist zur Hälfte polnisch, die meiner Frau zur Hälfte ecuadorianisch. Sind meine Kinder jetzt irgendwie mit dem Faktor 1/2 zu bemessen, und wenn ja, an welcher Stelle und zu welchem Zweck?“

    Das ist das Ideal: Starke genetische Streung, also Interheirat, in den USA gehört es zur Geschichte. Ihre Kinder sind ergo quasi ein Idealzustand. Aber solange Muslime einen Partner zwingen, den muslimischen Glauben anzunehmen, wird es auf diesem Gebiet wenig Interheirat geben. Die Ausnahmen, die ich kenne, sind genauso erfolgreich wie der autochthoe Deutsche. Man muss daher dass Problem tatsächlich so verengen, wie Sarrazin das – leider sehr undiplomatisch und mit Irrwegen in die Genetik – getan hat. Somit sind Ihre Kinder auch keineswegs gemeint, und mancher, der seit Jahrhunderten auf demselben niederbayerischen Dorf geheiratet hat, ist nicht fitter als ein Anatolier, der seine Braut nachholt. Googeln Sie mal Broder+spon+Zaimoglu oder achgut, dann finden Sie ein ca. 4-5 Jahre altes Interview genau über diesen Punkt. Wie man an dem von Sarrazin selbst gewählten Beispiel über Lipizzaner sieht, können Lipizzaner nur immer dasselbe: Hohe Schule. Reitpferde dagegen werden so gemischt, dass sie beides können: Dressur und Springen. Dazu werden gelegentlich andere Rassen eingekreuzt.

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    @Zucht-Nonsens (danke, Roland Ziegler)
    Jemand, der sich Sorgen um Größen, wie IQ, Abstammung, Nationalität usw. macht, hat auch nach 300 Jahren Aufklärung noch nicht verstanden, wie menschliche Entwicklung funktioniert, nämlich nach dem Prinzip der Evolution. Dazu braucht’s eine heteregone Population. Optimierungsversuche jeglicher Art sind bis dato katastrophal gewesen und werden es auch in Zukunft sein, daher: Politik! Finger! weg! davon!
    Biologistisch? Klar, aber nicht im Gegensatz ethischen oder religiösen Werten.

    Die Größe IQ z.B. ist ein Konstrukt der Industriegesellschaft, die bekanntlich gerade zu Ende geht – mit ihr wird bestimmt, was in der Vergangenheit wichtig war.
    Merke: Wer zuviel misst, misst Mist.

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    @ Roland Ziegler
    „Entweder finden diese Leute keinen geeigneten Partner oder sie wollen keinen finden. Diese Tatsache macht viele tendenziell traurig, manchmal sogar ohne die Ursache zu sehen; und dieses ist das einzige, was man am Geburtenrückgang, der diese Traurigkeit in einer Statistik objektiviert, zu kritisieren hat.“

    Das stimmt. Schon differenzierte Schülerinnen nehmen nicht leicht einen Freund und neigen daher nicht zu Frühsexualität. Im Studium ist das nicht anders. Er sollte natürlich gut aussehen und was im Hirnkastl haben und zwar mehr als sie. Sie haben aber einen lebenslangen Vorsprung, weil sie i.d.R. weniger am Computer abhängen und mehr in die Schule investieren. Nach dem Studium machen sie, immer noch brave Bildungsbürgerinnen, erstmal die Fachausbildung fertig. Wenn sie bis dahin einen Partner haben, sind gelegentlich die Eierstöcke faul geworden. Ungewollte Sterilität: Ca. 10 Prozent.
    Abgesehen davon, weiß ich nicht, ob es heute noch attraktiv ist, Kinder zu haben. Was hat man denn von Kindern, wenn man zwei Gehälter braucht und sie von Anfang an wegverwalten muss? Man hat Ausgaben, Müdigkeit und Schwierigkeiten, zu erklären, warum man schon wieder no show macht, weil das Kind Grippe hat. Und man muss annehmen, dass Akademikerinnen vor dem Kinderkriegen über solche Einschränkungen und Karriereknicks nachdenken.
    Wenn der Staat mehr Kinder will – und das ist ja kaum Sarrazins Idee – und dabei Kinder aus allen Milieus, muss er dafür sorgen, dass Ärztinnen, Juristinnen, Journalistinnen etc.genug Halbtagesstellen finden. Hat er aber nie getan. Er verwaltet die Kinder weg in öffentliche Einrichtungen. Das ist à la DDR. Gleichzeitig sorgt er dafür, dass der einzige Beruf, in dem man Kinder gut versorgen konnte, zu einem Ganztagesberuf wird: LehrerIn. Aber was will man mit einem hohen Prozentsatz an kinderlosen Politikerinnen anderes erwarten? Die zynische Erwartungshaltung des Staates, die unverhüllte Aussage, dass man ihm doch bitteschön mehr einplanbare Leistungsträger erzeugt und gebiert, die mit fünf ganztags brav in die oft überfüllte Schule gehen, mit sechzehn bis siebzehn Abi machen und mit spätestens dreiundzwanzig einzahlen für verfettete Rentner, dürfte den Unmut, zukünftige Steuerzahler zur Welt zu bringen, noch steigern. Wozu denn? Dass Kinder in vielen Fällen nicht förderlich für Ehen sind und Streitereien zwischen Geschwistern einem den Tag versauen können, wissen die meisten aus eigener Erfahrung, vor allem, wenn Papi das Handtuch geworfen hatte.
    Hinzu kommen die Aussichten – lesen sie mal die Passage über die Entwicklung der Gehälter:
    http://www.welt.de/debatte/kom.....-aber.html

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    @ Lyoner

    Na, das war ja nur eine Frage der Zeit! (Ihr Stolz auf den vermeintlich so gewonnenen faustisch-diabolischen Anstrich quillt aus jeder Ihrer Zeilen.)

    Und gleich bei Fjordman (oder gar Breivik) konnten Sie nichts Zitierfähiges zur deutschen Staatsräson/Israel entdecken?

    … Ob dieser was mit dem Holocaust zu tun hat?

    Meinen Sie wirklich, Ihre Selbststilisierung zum intellektuellen Neurechten könnte verdecken, dass Sie lediglich aus schnöder privater Enttäuschung vom Philo- zum Antisemiten mutiert sind? Und dass sich für Sie darum Ihre ganze Welt gruppiert und organisiert?

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    Bleibt die Frage, warum dieser dreiteilige Nonsens immer wieder in die Welt posaunt wird. Wenn man sich dazu anschaut, wer das ist, der so posaunt, dann stellt man fest, dass es immer biodeutsche Akademiker sind, die die Kinderlosigkeit von biodeutschen Akademikern beklagen. Komisch, oder? Vielleicht sollten diese biodeutschen Akademiker mal ihren persönlichen iQ messen lassen; vielleicht lassen sie danach wenigstens den IQ-Nonsens sein.

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    @Repro-Nonsens, 2. Teil: Eine andere Rolle als die Singles spielen die kinderlosen Pärchen. Abgesehen von denen, die mit Kinderwunsch keine Kinder bekommen können, wollen die keine Kinder, weil sie ihr Leben anders leben und oft auch genießen. Was ist schlecht daran?

    @IQ-Nonsens: Leute mit höherem IQ sind weder „mehr wert“ noch sonst irgendwie zu bevorzugen. Ob der durchschnittliche IQ, so wie man ihn misst, bei einer Popupation nun wächst oder sinkt, ist an gesellschaftlicher Relevanz überhaupt nicht mehr zu unterbieten. In Nordkorea, Bangladesh, Afrika und Griechenland wohnen trotz ihrer wirtschaftlichen Leistung keine dümmeren Leute als hier. Ohnehin kann er nur wachsen oder sinken, genauso wie eine Straße immer irgendeine Krümmung aufweist, und in einer Kurve glaubt man auch nicht daran, dass sich der Weg, der zum Ziel führen sollte, gerade abschafft. Zudem geht es um geringste prozentuale IQ-Unterschiede, die bei Sarrazin (bzw. in der gleichnamigen Debatte) aufgespielt werden.

    @Nation-Nonsens: Erkläre mir mal jemand, bitte, warum eine nationale Familiengeschichte besser sein soll als eine internationale. Meine eigene ist zur Hälfte polnisch, die meiner Frau zur Hälfte ecuadorianisch. Sind meine Kinder jetzt irgendwie mit dem Faktor 1/2 zu bemessen, und wenn ja, an welcher Stelle und zu welchem Zweck?

  18. avatar

    Lyoner

    Es geht doch darum, daß als intelligent zertifizierte Frauen mehr Kinder bekommen sollen, weil dann die Durchschnittsintelligenz von Kindern angehoben wird, denn Intelligenz ist lt. Sarrazin u.a. zu so und so viel % erblich, also wenn die Vererber mehr vererben muß die Intelligenz steigen, logo nicht?

    That said, haben also die Bäckereiverkäuferinnen und ich Herrn Sarrazin was unsere Wertvolligkeit anlangt, schon richtig verstanden. Daß „wir“ uns das alles nur einbilden, ist ne Standardabwher und hat durchaus ihre Berechtigung, denn schließlich weiß jeder, daß besonders Frauen der niedereren Schichten eine durch nichts zu bändigende üppig blühende Einbildungskraft haben.

    Das Gejammer, daß die falschen Frauen die meisten Kinder kriegen, gab’s übrigens im 19 Jahrhundert auch aufs Intensivste – so ich mich recht erinnere, war es besonders gegen Ende des Jahrhunderts hoch en vogue – Und obwohl das so war, ist doch der IQ der Menschen seit damals kontinuierlich gestiegen.

    Ein Wunder, es kann einfach nur ein Wunder sein, und rundum unerklärliches noch dazu, nicht wahr? Endlich ein wahres und wahrhaftiges Wunder. Über Dekaden und Dekaden und Dekaden (von den Jahrhunderten ganz zu schweigen und erst recht von den Jahrtausenden) haben die falschen Frauen die meisten Kinder gekriegt und dennoch stieg der durchschnittliche IQ und stieg und stieg.

    Gegenargument natürlich: Ja, aber wie wäre er erst gestiegen, hätten die richtigen Frauen die meisten Kinder bekommen …

    Und gegen hypotheticals dieser Sorte iss nu mal kein Kraut gewachsen und ins Reich der Phantasie gehören sie natürlich auch nicht, da sei doch nu wirklich der Sarrazin vor.

    Sarrazin hat das mit den Gebärprämien für Akademikerinnen übrigens aufs Sorgfältigste anstoßfrei formuliert.

    So und nu erklären Sie mir doch mal bitte, wieso es die Bäckereifachverkäuferin leichter als ne Akademikerin haben soll, ein Kind zu kriegen und sich drum zu kümmern.

    Die Schneidermeisterin habe ich ja nur ins Bild gebracht, weil die gute Aussicht hat, demnächst als nem MA gleichwertig angesehen zu werden. So das geschieht, sind dann nur ihre nach der Gleichstellung ihres Abschlusses geborenen Kinder von höchster Erwünschtheit oder auch die bereits lebenden.

    Haben Sie eigentlich eine Ahnung, was sich Frauen rundum Schwangerschaften, besonders drohende, im Berufsleben so alles anhören müssen? Und zwar in allen Hierarchieschichten sogar in einem Betrieb, der vergleichsweise paradiesisch mit ihnen umgeht?

    Und da kommt Sarrazin, anstatt generell fürs Ermöglichen des Kinderkriegens in die Bütt zu steigen und wills nur für eine Sorte. NEIN!!!

  19. avatar

    @ Lyoner
    Ich glaube kaum, dass Alan Posener ein Deutschenhasser ist. Eher überhaupt kein Hasser und insgesamt ein abwägender Autor. Man muss natürlich zugestehen, dass jemand, der von seinem gebildeten Vater und dessen Brüdern sehr genau über die Abläufe orientiert wurde, vorsichtig ist. Aber Sie vergessen vielleicht, dass Poseners Mutter Engländerin ist oder war und sein Vater Soldat für die Briten. Die Engländer stehen viel mehr hinter diesem System, das sie erfunden haben. Sie haben immer in erster Linie Handel getrieben, während wir in erster Linie produzieren. Außerdem haben sie als erste westliche Nation mit der Toleranz angefangen, die Voltaire, zu Gast in England, bewunderte. Die Engländer haben den Sklavenhandel abgeschafft, und im zweiten Weltkrieg waren Juden bei ihnen sicher. Insofern beurteilen Sie Posener zu ungütig. Wenn Sie ihn sich das nächste Mal vornehmen, stellen Sie sich einfach vor, Sie reden mit einem Engländer. Sir Alan. Vielleicht kommen Sie dann ohne feindselige Unterstellungen aus. England ist das Land von free speech. Debatten im Parlament sind daher manchmal faszinierend. Und vielleicht ist das der Grund, dass Posener einer der wenigen Autoren ist, der seine Leser liest (Spengler aka David Goldman liest sie auch). Ansonsten mögen Sie ja recht haben. Aber das Problem ist doch eher, dass die Deutschen selbst sich zu wenig zugestehen, sich selbst oft hassen, sich fürchten und gegenseitig ablehnen.
    Dieser Commentbereich ist besser als andere, weil der Autor mal antwortet. Wenn der Autor nie antwortet wie z.B. Augstein oder die Weltautoren, ufert der commentbereich jeweils völlig aus.
    Wenn der entgleisende Kapitalismus und die Reaktionen darauf Posener nicht nachdenklich gemacht hätte, wäre er der Einzige. Demokratiedefizite bemerkt er vielleicht etwas später andere Geistesgrößen unter Journalisten (z.B. Schirrmacher). Insofern tun Sie ihm unrecht. Unter den deutschen Journalisten gehört er zu denen, bei denen mir Voltaires Satz einfällt über den Gegner mit der anderen Meinung, die man ihm aber zugestehen will.
    Es kann letztlich niemandem entgehen, dass die Reaktionen auf die Wirtschaftskrise Potential zu einer Diktatur haben. Und jeder liest heute anders als noch vor einem Jahr. Insofern dürfte Ihr Statement antiquiert sein. Es sind schließlich auch Poseners Ersparnisse, die zur Debatte stehen. Es wäre nicht das erste System, in dem er sich geirrt hätte. Israel steht auf einem anderen Blatt.

  20. avatar

    @ Silke

    nun, Sarrazin hat offenbar gemerkt, dass bei den Akademikerinnen eher die Kinder fehlen als bei den „SchneidermeisterInnen“. Könnte stimmen, oder etwa nicht? Ist es dann illegitim, zu überlegen, was verändert werden müßte, damit auch AkademikerInnen ihren Beruf mit Kindern vereinbaren könnten. Oder sollten die SchneiderInnen zum Ausggleich mehr Kinder auf die Welt bringen?

    Das hat doch mit der Einschätzung mehr oder weniger „wertvoll“ nichts zu tun, oder doch, teure Silke?

  21. avatar

    @Lyoner: Ich habe nichts gegen das Überfliegen/Scannen, im Gegenteil. Das Lesen behalte ich mir für ausgewählte Bücher und Autoren vor, die mir etwas bedeuten. Den Sarrazin werde ich allenfalls überfliegen/scannen, wenn sich mal die Gelegenheit dazu ergibt. Trotzdem äußere ich mich wie gesagt zu bestimmten Thesen, über die man z.B. im Internet stolpert und die Sarrazin zugeschrieben werden; ob sie nun wirklich von Sarrazin erstmalig erdacht oder wenigstens ausgegraben wurden, interessiert mich wie gesagt nicht.

    Ansonsten muss ich mich immer wieder über Ihren Repro-Nonsens wundern. Woher nehmen Sie eigentlich Ihre Annahme, dass die Geburtenrate mit Exportweltmeisterschaft und Holocaust zu tun hat? Oder habe ich da was falsch verstanden? Gibt es vielleicht auch eine Beziehung zu den Sternbildern oder zum Kaffeesatz?
    Ich kenne eine ganze Reihe von kinderlosen Singles; niemand davon wurde zu ihrem/seinem Single-Dasein durch die Exportweltmeisterschaft oder den Holocaust gebracht. Die richtige Begründung lautet stattdessen: Entweder finden diese Leute keinen geeigneten Partner oder sie wollen keinen finden. Diese Tatsache macht viele tendenziell traurig, manchmal sogar ohne die Ursache zu sehen; und dieses ist das einzige, was man am Geburtenrückgang, der diese Traurigkeit in einer Statistik objektiviert, zu kritisieren hat.

  22. avatar

    danke Parisien für das Lipizzaner-Fundstück, eine echte Perle.

    Bei Ingo Kahle (ZwölfZweiundZwanzig) hat Sarrazin über seine Ideen, wie er Akademikerinnen zum Kinderkriegen inzentivieren will, gesprochen. Dank meiner bösartigen Natur interpretiere ich das natürlich so, daß ihm Akademikerinnen-Kinder wertvoller sind, als sagen wir Schneidermeisterinnen-Kinder.

    Ich habe übrigens mehrere Nicht-Akademiker von der Bäckereiverkäuferin bis zum Ingenieur so neutral wie möglich befragt, wie sie das finden, daß Studierten-Kinder begehrenswerter sein sollen als ihre eigenen Sprösslinge? Die Mehrzahl hatte es mit Unmut registriert. Sarrazin hat also vermutlich auch zur Hebung des Inter-Klassen-Zorn-Levels von Bio-Deutschen sein Scherflein beigetragen.

    Bleibt nur noch die Frage, was wird, wenn der Meisterbrief es schafft, dem MA gleichgestellt zu werden?

    Werden dann die Kinder von vor-Gleichstellung-Schneidermeisterinnen nachträglich aufgewertet oder müssen die weiter mit ihrem niederen angeborenen Status leben?

    Es gibt viele Bücher zum Thema, lt. Heinz Buschkowsky, dem ich sehr interessiert zuhöre, ist Kirsten Heisig’s sehr interessant.

    Daß Sarrazin das Ultimativ-Gewußt-Müssen-Seiende zum Thema geschrieben haben könnte, dazu fehlt mir das leiseste Anzeichen. Ich könnte das Buch für lau in der Bücherei lesen. Sollte Buschkowsky eins schreiben, würde ich vermutlich Geld dafür ausgeben.

  23. avatar

    Nach dem Länderspiel gegen unsere israelischen Fußballfreunde. Gott sei Dank, ging es da um den edlen Wettstreit athletischer und kämpferischer junger Männer und nicht um die leidige deutsche Staatsraison. Fußball ist für mich die beste aller Welten, mithin ein Stück Eskapismus vor grusligen Diskursen.

    „Die Formulierung “deutsche Staatsraison” im Zusammenhang mit der Sicherheit Israels zu verwenden, gehört zum typischen Repertoire substanzloser Phrasen einer politischen Klasse, die nationale Interessen nicht einmal zu denken wagt, geschweige denn zu formulieren versteht, und deren Vertreter daher in einem Sumpf aus ideologischen Fiktionen und unverarbeiteten Gefühlen herumwaten.“ (http://korrektheiten.com/2012/.....ck-merkel/)

    Nun, mich wundert nicht mehr, dass Posener mit Händen und Klauen für Merkels Bestimmung der deutschen Staatsraison kämpft, wo er doch ansonsten eine deutsche Staatsraison nicht sieht bzw. bereit ist, sie auf dem Altar des europäischen Imperiums zu opfern. Nur wenig überspitzt: Israels Existenzrecht gehört zur deutschen Staatsraison, nicht jedoch Deutschlands Existenzrecht – so weit sollen wir, so Posener, noch kommen.

    Posener schreibt „… um alles dann einem biologistischen und eugenischen Konstrukt zu unterwerfen (auch im neuen Buch heißt es auf Seite 388: „Langfristig entscheidet sowieso nicht die Ökonomie, sondern die Demographie!“).

    Auf S. 388f schreibt Sarrazin: „Langfristig entscheidet sowieso nicht die Ökonomie, sondern die Demographie! Tony Corn mahnt aus amerikanischer Sicht: „Statt zu versuchen, aus Griechen Deutsche zu machen, sollten die heutigen Deutschen lieber mehr deutsche Kinder zeugen. Kürzlich hat Nicolas Sarkozy die Franzosen aufgefordert, in ihrer Arbeit „deutscher“ zu werden. Es ist höchste Zeit, dass Angela Merkel nun ihrerseits die Deutschen auffordert, „französischer“ zu werden, und zwar beim Nachwuchs.“

    Böse, böse, der Sarrazin. Posener poltert nicht nur gegen dieses „biologistische und eugenische Konstrukt“ (erinnern wir uns an dieser Stelle auch daran, dass Posener uns vor nicht allzu langer Zeit einen Abscheu vor dem eigenen Volk empfahl), sondern auch gegen „schmollenden Nativismus“ und eine „mit Geschichtsrevisionismus und Ressentiments verbundenen Renationalisierung“ des europäischen Projekts – gegenüber dieser Dumpfbackigkeit lobpreist er die Segnungen der „offenen Grenzen, Freizügigkeit, Liberalität, Multikulturalismus, Chancengleichheit“. Posener denkt dichotomisch, um nicht zu sagen: manichäisch, nicht komplementär, in Ergänzungsverhältnissen.

    Der Affekt gegen die „nativen“ oder „Bio“-Deutschen ist bei Posener mit Händen zu greifen; „Germanophobie“ erscheint mir noch zu zart, Deutschenhass angemessener. Ob dieser was mit dem Holocaust zu tun hat? Siehe oben, was denn „deutsche Staatsraison“ zu sein hätte.

    Das generative Verhalten der Deutschen wird von Posener und seinen Gesinnungsgenossen nicht als schwere Dysfunktionalität und kollektive psychische Störung, die mutmaßlich (Vorsicht: Hypothese!) sowohl mit unseren sozioökonomischen Verhältnissen (die Rückseite unserer Exportweltmeisterei) als auch mit dem Holocaust zu tun haben, verstanden. Posener begrüßt diesen Prozess, begrüßt die Ersetzung dieses „nativen“ Demos durch eine beliebig zusammengesetzte und beliebig ersetzbare Bevölkerung. Posener begreift nicht, dass wir unseren besten Beitrag zum „Multikulturalismus“ im Europa der Vaterländer leisten, wenn auch wir langfristig unsere Instrumente dabei spielen und „uns“ nicht abschaffen; durch unsere „Selbstbehauptung“ machen wir möglich und erleichtern wir den Özdemirs und Kiyaks der Gegenwart und Zukunft Integration und ein gutes Leben in Deutschland.

    Normalerweise wäre es überflüssig, hier auf diesem Blog jedoch immer noch nicht, zu betonen, dass ich nicht einem Nativismus und der Abschottung gegenüber den großartigen Errungenschaften der „offenen Grenzen, Freizügigkeit, Liberalität, Multikulturalismus, Chancengleichheit“ das Wort rede, sondern für eine Komplementarität zwischen lokalen und globalen Agenda plädiere, i. S. Sloterdijks „immun/immunitätsvergessen, selbspräferentiell/fremdpräferenziell, exklusiv/inklusiv, selektiv/unselektiv, asymmetirsch/symmetrisch, protektionistisch/“zollfrei“, unkomprimierbar/beliebig kompressibel, irreversibel/beliebig reversibel“.

    @ EJ

    Liebe ist subversiver als Sex, habe ich zuletzt irgenwo gelesen; hilft Ihnen das?

    @ Roland Ziegler

    Sie sehen, die Curricula werden heutzutage erleichtert, die Hürden liegen niedriger; Sie brauchen, so Posener, Sarrazin nicht mehr zu lesen, geschweige denn studieren, sondern „müssen“ ihn lediglich „überfliegen“ (Posener) oder „scannen“, ob etwas zu Ihrer starken Meinung passt (Parisien). So ist unser gesellschaftlicher Diskurs. Darf man den ernst nehmen?

  24. avatar

    @ KJN
    „Ich kann nur äußern, wie seine öffentlichen Äußerungen rund um sein erstes Buch auf mich wirken und meine dies, wie Silke, ohne Lektüre des Buches tun zu dürfen, bzw. habe es hier bereits hinreichend getan und begründet: Zusammengefasst, ja: Rechtspopulismus.“

    Unabhängig davon müssen Sie das Buch eigetlich lesen. Es lässt sich eben nicht nur über diesen Kamm scheren. Ein solches Buch gehört gelesen und sortiert bzw. gescreent auf die Dinge, die daraus verwertbar sind. Die Genetik ist nicht verwertbar. Sie ist eine Schlinderbahn. Wenn man sich an Äußerlichkeiten z.B. orientiert, muss man nur mal die französischen Politiker inklusive Mme Lagarde visuell vergleichen mit den deutschen. Man sieht dann den grazileren Romanentypus sehr gut. Was das Rassepferd betrifft, käme niemand auf die Idee, den behäbigen Deutschen darin zu sehen. Der Deutsche ist ein Ackergaul, zuverlässig, fleißig und erfolgreich und weit weg von den Kapriolen z.B. eines Lipizzaners. Er bringt regelmäßig Ernte. Ein Rassepferd ist in der Leistung traditionell unzuverlässig, aber gelegentlich Genie, wie Totilas. Somit sind solche Vergleiche außergewöhnlich dämlich. Wenn es aber um Finanzpolitik geht, ist der Mann nicht dämlich. Im vorigen Buch kritisiert er im Prinzip den ausgeuferten Sozialstaat, im jetzigen analysiert er die Wirtschaftskrise. Daher muss man Sarrazin lesen und diskutieren, m.E.
    Seine Dümmlichkeit bezüglich Genetik dürfte ihm inzwischen bewusst geworden sein, und wenn nicht, kann man ja fortfahren, ihn darauf hinzuweisen. Diese Unterbelichtung bezüglich des Themas kommt auch darin zum Ausdruck, dass ein Tunesier genetisch wenig mit einem Türken zu tun hat und ein Araber einem Juden oft ähnlicher ist als einem Türken, soll heißen, wenn der Islam alle über einen Kamm schert, ist das nicht genetisch bedingt.
    Diese platten Absonderlichkeiten in Sarrazins vorigem Buch, die nur einen kleinen Teil davon einnehmen, wurden benutzt, um seine berechtigte Kritik am ausgeuferten Sozialstaat zu diffamieren. Wenn man sich ein Bild verschaffen will darüber, was an seiner Kritik Hand und Fuß hat, muss man ihn selbst lesen. Jeder, der einen Autor interpretiert, tut sein Eigenes dazu. Sekundärliteratur ist nicht ausreichend. Die Klasse meines Sohnes las zum Erscheinen des Buches eine einschlägige Kritik aus dem freitag in Deutsch. Nicht auf den Kopf gefallen, verlangten sie daraufhin, das Buch durchzunehmen. Der Deutschlehrer verweigerte das, es sei nicht die richtige Lektüre. Offen gestanden braucht man, wenn man ein Buch nicht anrührt, auch nicht die Sekundärliteratur dazu einseitig zu bringen. Das erstickt eine potentiell fruchtbare Diskussion im Keim und spricht einer Oberstufenklasse Literaturmündigkeit ab. Linke Lehrer haben eine unnachahmliche Art, ihnen nicht zusagende Meinungen zu unterdrücken oder in Klassenarbeiten notenmäßig negativ zu sanktionieren.
    Sarrazin ist für mich ein Beitrag zur Meinungsfreiheit und Diskussion. So wird auch Gauck inzwischen aufgefasst,und er löst nur bei einem grünen Politiker einen Reflex aus (Cem Özdemir oder alle meine Wähler). Kenan Kolat oder Ayman Mazyek betrachten das differenzierter.
    Da sich das Thema beharrlich hält, sollten Sie das Buch bzw. beide Bücher lesen, KJN. Jede Kritik daran steht dann auf sichereren Beinen. Und Frau Merkel hatte nicht recht. Es war hilfreich, denn nur so kommt man über die Diskussion mit den Muslimen verschiedener Herkunft ins Gespräch oder in Streit. Der blöde grüne Tisch, den sie da in Berlin machen (Integrationskonferenz) ist längst nicht so nützlich, weil er weitgehend intransparent ist und die Bevölkerung außen vor lässt.
    Abgesehen davon lesen wir Bücher oft falsch, weil wir politisch verseucht sind. Politik ist wie eine Viruskrankheit oder, einfacher ausgedrückt, eine Brille, entweder mit einem blinden Glas links oder einem rechts. Man sollte im Prinzip jedes Buch unvoreingenommen lesen. Nur so gelingt einem, seine Meinung zu revidieren und im Fluss zu bleiben. Nichts ist schlimmer als diese eingefahrenen Gleise, die zu den immer gleichen, einseitigen und langweiligen Reflexdisputen führen, hostil oft wie Mely Kiyak. Das war blanke Hostilität.

  25. avatar

    Inzwischen fand sich, worum es geht. Das war mir entgangen:
    http://www.welt.de/kultur/arti.....ch-ab.html

    Das war wirklich bedenklich. Das ist entweder dämlich oder rechtspopulistisch oder beides.
    Um beim Pferd zu bleiben: Die Ästhetik eines Warmblutes, Vollblutes oder reinblütigen Pferdes ist zweifellos höher angesiedelt, dafür haben Kaltblüter einen verlässlicheren Charakter. Sarrazin ist hier auf Glatteis geraten. Wenn man afghanische und arabische Frauen öfter unverschleiert sähe – man kann aber hierfür Huma Abedin, die Beraterin von Hillary Clinton hernehmen – würde man bemerken, wer hier im Vergleich zu Lieschen Müller dem Rassepferd entspricht und wer dem pommer’schen Kartoffelbauern. Dazu ließe sich noch mehr sagen, aber was soll’s? Konrad Lorenz schloss auch immer wieder von Tieren auf Menschen.

  26. avatar

    Mein erster Horroralarm war vermutlich eine Lecture von Roger Lowenstein zu Pensionsverpflichtungen in den USA, vermutlich also noch vor dem Bear Stearns Kollaps. Diesem folgte ein beachtliches Päckchen an Artikeln und Büchern, doch vielleicht nix hat mir so ein Bauchgefühl für das, was wir derzeit erleben, vermittelt, wie dieses Buch.

    Der Untertitel ist Verlags-PR, doch die vermittelte Geschichtslektion ist ohne jede Sensationsmache ein page turner erster Güte (ein Rezensent meckert an der Übersetzung, ich hab’s auf Englisch gelesen) und hat mich in der Annahme bestärkt, daß das Management der „Krise“ damals wie heute einem Gang durchs Moor gleicht, bei dem man nie den kleinsten Hinweis darauf hat oder gar vorab prüfen kann, ob der nächste Grasbüschel irgendeine Tragfähigkeit hat.

    http://www.amazon.de/Die-Herre.....roduct_top

    und das hier würde ich zu gern auch noch lesen:

    http://www.amazon.de/Der-groß.....038;sr=1-2

    Da geht’s nämlich um den Verein, in dem die „Genies“ sich selbst überzeugt haben, daß sich mit Daten von 5 Jahren die Zukunft sicher vorher sagen läßt.

    PS: Wenn deutsche Banken tatsächlich so in der Tinte sitzen, wie die Amis behaupten, warum erklären mir dann Journalisten nicht, was die tiefere Weisheit ist, die „uns“ dazu veranlaßt, lieber Länder auszubailen als unsere Banken direkt?

    Übrigens außer Sarrazin gibt es noch einen oft gelobten Geld“Guru“, dessen Weisheit sich mir verschließt. Martin Wolf (Financial Times).

    Ich hab’s halt gern klar und verständlich und frei von Allwissenheitsgehabe.

  27. avatar

    @Alan Posener
    „Ist Sarrazin einfach ein Rechtspopulist, der in seinem zweiten Buch lediglich eine Ausweitung der Kampfzone betreibt?“
    Ich kann nur äußern, wie seine öffentlichen Äußerungen rund um sein erstes Buch auf mich wirken und meine dies, wie Silke, ohne Lektüre des Buches tun zu dürfen, bzw. habe es hier bereits hinreichend getan und begründet: Zusammengefasst, ja: Rechtspopulismus. KD scheint Thilo Sarrazin persönlich zu kennen und ich habe keinen Grund, ihm nicht zu glauben, was aber den Populismus, das Bedienen bestimmter Ressentiments, nicht entkräftet.
    Zur Lektüre des zweiten Buches lasse ich mich eher überreden, weil ich zumindest populistisches Brimborium, wie beim ersten Buch, nicht wahrgenommen habe. Und wenn, wie KD schreibt, ein „Fünkchen Wahrheit“ in der These um den Zusammenhang zwischen Euroeinführung, Europa und dem Holocaust besteht, so wird in der daraus folgenden Diskussion sicher auch klar werden, wie Deutschland von seinen „historischen Pflichten“ profitiert hat. Wie ich bereits hier schrieb: Da hat (vielleicht) jemand gelernt und meine Zustimmung zu KD: Wer werfe den ersten Stein..

  28. avatar

    „Die Mentalität des Südens, die so angenehm berührt, wenn man dort im Sommer Ferien macht, verträgt sich nicht immer mit dem linearen Effizienzdenken des Nordens.“

    Auf diesem Niveau muß ich mich nicht über den Euro und die durch seine Einführung entstandenen Verwirrungen informieren. Und bei linearem Effizienzdenken werde ich nun mal, ob ich will oder nicht, an das erinnert, was Broder über Sekundärtugenden sagte.

    http://www.stern.de/politik/de.....3ed81.html

    und dies verwirrt mich – was sagt er denn dazu, wieso er dafür war? Als Subalterner zu der Zeit war es doch seine Deformation professionnelle, nach möglichen unheilvollen Folgen zu schnüffeln?

    Das ist eigentlich das Einzige, was mich an dem Buch interessieren könnte, wie er das erklärt, es nu zu wissen und es seinerzeit anders gesehen zu haben. Oder hat er das nur bei Jauch bekannt und daher gilt die Frage erst, wenn man das Buch gelesen hat?

    Das ist für einen Mann mit seiner Karriere nix Lässliches, das sagt etwas Zentrales darüber aus, wie gut er als Sir Humphrey war.
    http://www.phill.co.uk/comedy/yesmin/quotes.html

    „Es war ein schwerer Fehler, in der EU ohne politische Union eine gemeinsame Währung einzuführen. Es wäre aber jetzt ein Fehler, ohne äußerst zwingende Gründe die Währungsunion ausgerechnet an der Nahtstelle zwischen Deutschland und Frankreich wiederaufzutrennen.“

    http://www.stern.de/politik/de.....fdcd6.html

  29. avatar

    Parisien: Keep cool, und bleiben Sie humorvoll.Das war doch nicht gegen Sie!!!!!!!!

    Eher gegeg einen, der sein Pulver womöglich schon verschossen hat, und jetzt von Altersex bei anderen träumt.

  30. avatar

    @EJ :An meinen Sahnetorten würden Sie bestenfalls ersticken.
    Mein Talent liegt eher darin, die Verantwortung für die zu kurz gekommenen zu übernehmen; bei der Verantwortungslosigkeit des überkommenen Establishments ist das natürlich frustrierend.

    Na,na – nur kein Neid was die Frequenz bei parisiene betrifft. Bei Ihnen zuhause bestimmt doch Ihre Frau den Kurs, wie Sie uns schon öfters mitteilten.
    Vielleicht hat parisiene zuhause auch nicht so viel zu sagen?Auch mein bester Überlebensgefährte von allen braucht mal ab und an seine Ruhe;dann suche ich mir mein Publikum hier?

    Herr im Himmel, nicht nur unsere Regierung; ein Kindergarten!!!!!

  31. avatar

    @ Alan Posener
    Ich lese es gerade. Es ist hilfreich und hilft, hinter einige Dinge zu schauen.

    @ Kerstin
    Rassismus ist eher, wenn man bestimmte, oft genau erkennbare Gruppen, von Kritik ausnimmt, was sie verkleinert, pampert und keinem weiterhilft.

    @ EJ
    Sie sind – wen immer Sie meinen – beleidigend.

  32. avatar

    @Alan Posener: Da haben Sie recht: zu dieser Frage kann ich als Nichtleser nichts beitragen. Ich kann nur zu den Thesen, die Sie und andere an mich „weitergereicht“ haben, was sagen, und da habe ich den Eindruck, dass das diskutable Thesen sind. (Außer der Holocaust-Euro-Bezug, für den es weder eine Sinnperspektive noch einen analytischen Ansatz gibt)

  33. avatar

    Die Frage, die ich mir stelle und die durch die Kommentare hier nicht wirklich beantwortet wurde, ist folgende: Ist Sarrazin einfach ein Rechtspopulist, der in seinem zweiten Buch lediglich eine Ausweitung der Kampfzone betreibt? Oder ist sein zweites Buch trotz der Schwächen, die ich geschildert habe, alles in allem – im Gegensatz zum Biologismus des ersten – ein diskussionswerter Beitrag zum thema Qu Vadis Europa? ich habe mich – mit Bauchschmerzen – für die zweite Interpretation entschieden. Um die Frage zu entscheiden, muss man vermutlich dochg das Buch in seiner Gesamtheit wenigstens überflogen haben, oder?

  34. avatar

    Eine Bemerkung zur Frage, ob man nur was sagen darf, wenn man die Sarrazin-Schwarten gelesen hat. Angesichts begrenzter Zeit-, Lust- und Energieressourcen lese ich die nicht. Journalisten sind dazu da, mir solche Schinken in Kurzform verdaulicher darzustellen (statt mir die Welt zu erklären). Wenn Sarrazin von mir oder andereren dann unangemessen dargestellt wird, ist das traurig für ihn, aber ansonsten egal. (Er wird ja durch reichlich Geld entschädigt.) Dargestellt und diskutiert werden Gedanken, Argumente und Thesen; eine falsch verstandene These ist dabei nur eine andere These, die man genauso diskutieren kann, wenn man Lust dazu hat.

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    @ Lyoner: Pferdefuß finden

    Nein. Das ist zu stark. – Parisienne hat „Starke Meinungen“ ja längst überschrieben und in „Zum parfümierten Ressentiment“ feuilletonisiert. Es geht nur noch um „Ich“. Auch in der aktuellen Euro-/Europa-Diskussion. Besuche ich das Geplauder der – auf hohem Niveau – Frustrierten und Zu-kurz-Gekommenen überhaupt noch (dabei assoziiere ich hoch problematischen Alterssex und – man verzeihe mir den Chauvinismus – überkommenes, Sahnetorte verzehrendes Damenkränzchen), kann es sich meinerseits allenfalls um beiläufig geübte „werkimmanente“ Stilkritik handeln.

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    Rita

    ich sehe erste Anzeichen, daß Dress Code Einhalten wieder modern wird

    und zu Köhler’s Hinschmiss habe ich nur ein einziges Interview gehört, in dem einer Klartext geredet und nix von Verständnis geschwallt hat. Ich finde, ich darf die paar, die noch für angemessenes Verhalten plädieren, nicht allein lassen.

    Ach und da hier ja alle Merkeln aufm Kieker zu haben scheinen, so bekenne ich, daß es mich freut, daß ich noch nie ein Foto von ihr gesehen habe, auf dem sie publicitygeil mit ihrem Ehemann knutscht. Auch so eine Unsitte, die um sich zu greifen scheint, diese öffentliche Umarmerei bis hin zum „French Kiss“-Unterricht vom Tränchen Verdrücken ganz zu schweigen.

  37. avatar

    ach, und wer Sarrazin’s Interview mit dradio-Thema vom 28. Juni 2010 gehört hat, darf sich nur darüber erregen, wenn er vorher die Bücher gelesen hat?

    Wo sind wir denn? ist Sarrazin Goethe? Der Mann ist ein wandelnder Vorbei-Benimm und eine Schande für die Bundesbank und das darf ich nur sagen, wenn ich vorher seine Bücher gelesen habe?

    Das ist die dümmste und fadenscheinigste Sarrazin-Verteidigung, die ich mir vorstellen kann. Weil der Mann was aufs Tapet gebracht hat, was einigen Journalisten konveniert, wird er zum Heiligen stilisiert?

    Und die Vorabveröffentlichungen in der BILD zu „schafft sich ab“? zählt nicht? Was er bei Jauch erzählt hat? nichtssagend.

    Also ich muß doch sehr bitten, mir scheint hier gluckt zusammen, was den Verlagen das Geschäft erleichtern will, indem es kostenlos Werbung für sie macht.

  38. avatar

    @Parisien: Für mich war besonders interessant, dass ich das Ganze zunächst als rassistisch einfach ablehnte, ein Klick weg war es. Ich wollte nicht einmal wissen, wie wissenschaftlich dies war. Es betraf mich einfach nicht, es ging hier um die Differenz des IQ von schwarzen und weißen Amerikanern und das Buch The Bell Curve erschien 1994 und löste auch in Amerika eine heftige wissenschaftliche Kontroverse aus. http://de.wikipedia.org/wiki/The_Bell_Curve Darüber habe ich aber in dem Buch von Thilo Sarrazin nichts gefunden, für mich hat er sich einfach für seine Thesen passende Argumente gesucht und alles Unpassende weggelassen. Dann hat er geschrieben, dass die Ergebnisse von IQ-Tests mit den Ergebnissen der Pisa-Test korrelieren und daraus seine Schlüsse gezogen. Stimmt das? Für Pisa-Test muss man ordentlich Lesen können und es ist schon erschreckend, wie viele Schüler in Deutschland ohne ausreichende Lesefähigkeiten die Schule verlassen. Auch dies wurde ja schon vorher diskutiert. Wichtiger erscheint mir doch, wie man diese Situation ändern kann und natürlich muss man dafür auch die Lebenssituation der Kinder und den Bildungsstandort Deutschland analysieren.

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    EJ: Quark. Ich habe Ihnen nicht Rabulistik vorgeworfen. Ich habe Ihnen unterstellt, dass “laber-di-laber-rhabarber” Ihr Wort für “Rabulistik” ist.

    … oh? so was … ich kann an Rabulistik übrigens nix schlechtes erkennen. David hätte Goliath sicherlich nicht mit den gleichen Waffen besiegt. Oder?

  40. avatar

    Alan Posener kann ich nur 100 Pro zustimmen, wenn er postuliert „Wer gegen Sarazzin stänkert, sollte ihn erst lesen“. Ich unterziehe mich zur Zeit diesem Exerzitium. Ich muss gestehen, ich quäle mich dabei, Sarazzin macht es Freund und Feind nicht leicht: die Zusammenhänge zwischen Schulden-, Finanz- und Geldpolitik, ich hoffe ich werde für meine Ausdauer noch belohnt. Sarazzin schreibt (s. 158 f)

    „Diese Kurzbetrachtung zu Geldtheorie und Geldpolitik habe ich an dieser Stelle nicht eingeschoben, um den Leser zu verwirren. Fühlt er sich trotzdem verwirrt, so sei er damit getröstet, dass es den meisten Experten zumindest zeitweise nicht anders geht.“

    Freut mich, ich hoffe noch zum Laien-Experten zu werden. Posener, ein entschieden wendigerer Kopf als ich, würde ich sehr danken, wenn er die entscheidenden Argumentationsfiguren Sarazzins uns Laien noch ein bißchen einfacher und nachvollziehbarer darstellen könnte.

    Auf der Grundlage weitgehender Übereinstimmung (ich nehme an, dass der „Rabulistiker“ und immer Orthodoxe EJ – ich kann dem blonden Hans hier nur beipflichten – dabei einen Pferdefuß finden wird) möchte ich doch zwei kritische Anmerkungen machen:

    Da ich gerade durch einen unerwarteten Besuch „gestört“ werde, kann ich diese erst morgen machen.

  41. avatar

    Sehr interessant: End of „To big to fail“?
    „Breaking up the biggest banks would allow markets to work better, by cutting down on crony capitalist rent-seeking by big money from big government. It would also reduce the moral hazard created by Washington’s too big to fail policy. Ending too big to fail isn’t a policy conservatives should shy away from​—​even if some on the left support it too.“
    http://www.weeklystandard.com/.....tml?page=3

    Dies dagegen klingt wenig vertrauenseinflößend:
    „Besonders unklar ist vielen inner- und außerhalb der Bank, was der neue starke Mann wirklich will. „Anshu Jain ist wie eine Wundertüte“, sagt Hans-Peter Burghof, Professor für Bankwirtschaft an der Universität Hohenheim. „Man weiß einfach nicht, was drinsteckt.“ Dass der künftige Chef wichtige Posten mit eigenen Leuten besetzt habe, deute aber zumindest darauf hin, dass er auf eine Dominanz des Investmentbankings setze.“
    http://www.spiegel.de/wirtscha.....36004.html

  42. avatar

    @Silke: Apropos Standesehre und Ärzte. Auch schon überholt, seit Ärzte angeblich keine“Fangprämien“ von Fachkliniken bekommen.

    Geben Sie es besser auf. Sofern Sie weder reich noch mächtig noch skrupellos sind, müssen Sie an Anstand und Würde glauben. Das macht es vorgenannten Gruppen leichter sie zu domestizieren und ruhig zu halten.

    Seien Sie mir nicht böse, mein Sarkasmus richtet sich nicht gegen Sie.
    Ich sehe nur die Welt langsam wie sie ist, mein missionarischer Eifer ist erschöpft.

  43. avatar

    @Silke; Wo leben Sie? In diesem, unserem Lande gibt es bei Politikern keine Würde im Amt: Haben Sie den letzten Bundespräsi verpasst.

    Würde und Anstand; diese Begriffe sind in Deutschland in entsprechenden Regionen ein Tabu.
    Erwähnen Sie so etwas in gewissen Kreisen, sind Sie die absolute Lachnummer.
    Würde, Anstand und Moral wird nur beim Prekariat angemahnt.

    Und nicht nur der Dümmste aller Preußen(könige) war der Meinung:“Gegen Demokraten helfen nur Soldaten.
    Schauen Sie sich Demos heute an, dann wissen Sie, wovon ich rede.

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