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Die Griechen und wir


Europa atmet auf. Griechenland will brutalstmöglich sparen. Auch gegen das eigene Volk. Auf Dauer wird die Politik ohne Akzeptanz und Unterstützung durch die eigenen Bürger das Blut-und-Tränen-Paket nicht durchhalten. Mehr Phantasie und neue Geschäftsmodelle sind gefragt. Klientelpolitik und Korruption haben das Land in die Katastrophe geführt.

Konsequenter und zukunftsfähiger wäre ein Schuldenschnitt im Wege einer Umschuldung gewesen. Europa übernimmt zwar eine Ausfallbürgschaft für Griechenlands Gläubiger, verweigert bislang jedoch ein echtes Aufbauprogramm. Wenn die Kassen leer sind, reichen Kredite allein nicht aus.

Was hilft Griechenland wirklich? Letztlich geht es um einen neuen Beitritt des Landes zur Europäischen Union. Den ersten Beitritt haben Europa und die Griechen vermasselt. Die Griechen, weil sie mit falschen Zahlen und Bilanzen getrickst und sich so den Zutritt zum Euro erschlichen haben und Europa, weil es das eigene Mutterland in Athen unbedingt in der Familie haben wollte.

Zuviel Liebe macht blind. Und dennoch ist Leidenschaft für die gemeinsame Sache gefragt. Wenn Griechenland scheitert, hat dies fatale Folgen auch für Spanien, Portugal und Italien. Länder, deren Wirtschaftskraft um ein Vielfaches höher liegt. Eine Insolvenz dieser Staaten käme einem Finanz-GAU für die EU gleich.

Ein Aufbau-Programm müsste vor allem den jungen Griechen wieder eine Perspektive geben und den Wandel beschleunigen. Ähnlich wie der „Solidarpakt Ost“ nach der Deutschen Einheit gilt es nun einen „Solidarpakt Hellas“ zu schließen. Ein solcher Pakt sollte auch Symbolkraft besitzen. Der nächste EU-Gipfel zu Griechenland sollte in Athen stattfinden und eine Neupositionierung, wenn nicht eine Neugründung der europäischen Idee vornehmen.

Als im Jahr 2000 der Euro eingeführt wurde, fand europaweit in den Metropolen eine große Party statt. Es wird Zeit wieder zu feiern. Grund haben wir mit Griechenland in diesen Tagen.

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6 Gedanken zu “Die Griechen und wir;”

  1. avatar

    Ach ja, „die Griechen“ haben sich „durch Buchhaltertricks“ die Mitgliedschaft im Euro „erschlichen“. Und deutsche und französische Banken waren da ja überhaupt nicht dran beteiligt, Kredite zu vergeben. Mal so richtig schön einkaufen. Haben sie ja auch gemacht, die Griechen, in den letzten 5 Jahren. Alles geschmackvoll restauriert. Auch auf Druck von internationalen Tourismusagenturen. Im Vertrauen auf das ihnen in Aussicht gestellte Wachstum. Wachstum, das in einem Land mit 1000 Inseln (natürlicherweise) langsamer erfolgt, als z.B. im übererschlossenen Deutschland oder den Niederlanden. Ich zweifle ernsthaft an der Geschäftsfähigkeit unserer Bankenmanager, vor allem aber an der unserer Regierungen, die sich offensichtlich – und uns alle – in die Abhängigkeit der Finanzmärkte manövriert haben. Und – übrigens – umgekehrt auch: Die Finanzmärkte in die Abhängigkeit von der Politik (offensichtlich). Oder was heißt „Systemrelevanz“ sonst. Ja, „die Griechen“ haben sich verspekuliert – „wir“ aber mindestens genauso. „Den Griechen“ wäre zu raten, sich (in toto) an eine deutsche Verbraucherberatungs-Stelle zu wenden, vielleicht nennen die einen guten Anwalt. Der wird ihnen raten, schleunigst die Drachme wieder einzuführen; Import ist derzeit eh‘ nicht angesagt. Aber das wird „Europa“ (Deutschland, Frankreich) zu verhindern wissen.
    Hoffe nur, daß sich mitteleuropäisch-urbane Paranoia nicht jetzt auch auf dem Peloponnes bereit macht und die Waren vor den Geschäften auch weiterhin nachts ungesichert draußen stehen bleiben können.
    Wenn Europa sich nicht „mehrere Geschwindigkeiten“ leisten kann, wird es scheitern.

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    Komisch, wie sich Begriffe wandeln: – Pakt – stammt für mich aus einer „Kalten Zeit“ – unser Denken hat sich verändert und damit die Sprache. Warum hatten Sie nicht den Mut zu schreiben: „Wir sind alle Griechen!“ – der Unterschied ist nur: die haben 380 mrd Schulden und wir 2.000 mrd…

  3. avatar

    Der Automechaniker von Griechenland wandert aus nach Australien, und Brasilien sucht Ingenieure, Mediziner, Wissenschaftler, Hightech Spezialisten und Architekten – in Spanien und Portugal. Manche U.S. Americans wandern heute aus – nach China! Obama’s Halbbruder (auch Sohn einer U.S. Akademikerin mit dem Obama Sr.) lebt schon seit Jahren in China und ist mit einer Chinesin verheiratet. Die Welt endet nicht am Ende der EU, oder jenseits der NATO.

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    „Ein Aufbau-Programm müsste vor allem den jungen Griechen wieder eine Perspektive geben und den Wandel beschleunigen. Ähnlich wie der „Solidarpakt Ost“ nach der Deutschen Einheit gilt es nun einen „Solidarpakt Hellas“ zu schließen. Ein solcher Pakt sollte auch Symbolkraft besitzen.“

    Griechenland hatte bereits seinen Solidarpakt: die Aufnahme in die EU und über Jahre Fördermittel, die pro Kopf höher als beispielsweise die Fördermittel für die Polen waren.

    „Der nächste EU-Gipfel zu Griechenland sollte in Athen stattfinden und eine Neupositionierung, wenn nicht eine Neugründung der europäischen Idee vornehmen.“

    Die EU ist der Zuhälter, der die europäische Idee auf den Strich schickt.

  5. avatar

    Die nächste Folge der beliebten Serie „Milliarden für Griechenland“ können Sie in spätestens einem Jahr sehen.

  6. avatar

    Und wie wollen Sie Klientelismus, Nepotismus und Korruption in Zukunft verhindern? Einzige Möglichkeit wäre ein Mentalititätswandel, eine abenteuerliche Vorstellung wie sie zugeben werden. Man sollte daher endlich anerkennen, dass dieses Land weder Europa- noch Europakompatibel ist.

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